(Achtung, immense Spoiler
zum 31. Kapitel von „Cwideas“
und der Geschichte generell. Ich werde hier ausschließlich den
Begriff „Protagonistin“ benutzen, da dies doch das meist
vertretene Geschlecht der Weltenwandler zu sein scheint.)
Eine Real Life meets
Middle-earth-Geschichte braucht meist Eines, den wichtigsten
Bestandteil, damit eine solche Geschichte überhaupt funktionieren
kann: Ein Portal.
Es finden sich viele Arten von Portalen
in der Literatur und Fanfiktionwelt: Sei es nun ein Wandschrank, eine
blaue Lichtkugel, ein Spiegel, die Wand eines Bahngleises, ein
Kaninchenloch, wabernder Nebel, Koma, Selbstmord/Tod, ein Buch, in
das man hinein - oder einfach ein Abhang, den die Protagonistin
herunterstürzt. Sicher dabei ist: Es besteht ein deutlicher
Übergang.
Für den Leser, zumindest. Dieser kann
sagen: Aha, da ist also der Durchgang, und besitzt somit ein
Wissen, welches der Protagonist nicht hat.
Und davon wollte ich abweichen. Ich
wollte den Übergang nicht scharf umrissen machen; ich wollte ihn
fließend, weich, durchsichtig machen. Die Grenzen
verschwimmen; wo fängt Mittelerde an und hört Norwegen auf? Ich
wollte meine Protagonistin unsicher sein lassen, und ebenso die Leser
rätseln lassen: Ist das hier tatsächlich noch Norwegen? Oder
bereits Mittelerde?
Das Portal von stuntfola zum
Beispiel könnte schon im Wald angefangen haben, oder erst am Rande
des Waldes beim Moor – oder sogar erst bei dem gelben Band am Baum.
Vielleicht ist das Portal auch langgestreckt, wie Saruman ja sagt,
und zieht sich tatsächlich über das gesamte Moor hin und endet erst
bei dem zufällig vorbei kommenden Gríma – weiß man es mit
Sicherheit? Nein.
„Ich
wusste nicht, wann oder gar, in welcher Form diese Hilfe kommen
würde. Illúvatar
hat schließlich viele Welten für seine Kinder geschaffen, und in
welcher von ihnen sich ein Tor öffnen sollte, konnte ich natürlich
niemals vorhersehen.“
Auszug
Oft
spielt in solchen Geschichten eine Prophezeiung eine Rolle: Meist
uralt und ihr Ursprung ist auch nicht ganz deutlich, aber er besagt:
Die Heldin wird aus einer anderen Welt/Dimension/wieauchimmer kommen
und die Welt retten. In
solchen Geschichten ist das Portal meist seit Anbeginn der Zeiten
dort und öffnet sich entweder nur bei der richtigen Person oder ist
so gut versteckt, dass niemand sonst es findet. Eine genaue
Erklärung, woher dieses Portal kommt, ist meist nicht gegeben, es
ist einfach da und... wartet.
Dann
gibt es natürlich auch noch die Variante mit dem Zauberspruch. Ein
(oder mehrere) mächtiger Zauberer spricht einen höchst
komplizierten und
mächtigen Spruch aus,
lässt seine Magie wirken und schwupps! sofort wirkt der Spruch und
die Heldin plumpst dank automatischer Suchfunktion des Portals oder
genauer Berechnung des Zauberers nur Momente später vor dessen Füße.
Und
dies fand ich, wenn man Raum und Zeit bedenkt, ein wenig fragwürdig.
Man
denke nur an das Licht der Sterne: Die Lichtgeschwindigkeit beträgt
299 792 458 m/s,
und trotzdem hat man herausgefunden, dass manche Sterne, die wir
sehen, längst gestorben, bzw. explodiert sind, da
die Entfernung immens groß ist
– wir sehen also am
Nachthimmel das Licht von toten Sternen.
Beinahe
poetisch, wenn man so darüber nachdenkt: Man blickt in einer
Sommernacht auf einen klaren Sternenhimmel hinauf, an dem
abertausende Sterne zu sehen sind und fragt sich, wie viele von ihnen
wohl eigentlich schon längst gestorben sind und
einen leeren Fleck in der kalten Schwärze des Universums
hinterlassen.
Und
daran habe ich auch gedacht und habe meinen Zauberer diesen Spruch
Jahrzehnte vor ihrem eigentlichen Auftauchen aussprechen lassen. Dies
lässt viel Spielraum, um den Spruch als nicht funktionierend
anzusehen und sogar ganz die Hoffnung zu verlieren und
sich vielleicht auch noch dem Bösen zuzuwenden.
Es
ist ja doch immer schöner, überrascht zu werden.