Freitag, 25. März 2016

„Sie nicht verstehen unsere Sprache?“ und andere Altenglischfehler

Achtung – langer Beitrag. So viele tolle Plotholes, die in „Cwideas“ drin sind, so viele Fehler... :)


Ich kann, was ich tun, reden du mir da nicht rein!

Ich bin mal wieder dabei, meine eigene Geschichte „Cwideas“ zu lesen, zumindest den Anfang, und währenddessen kleinere Fehler im Altenglischen zu eliminieren und auszubessern, die sich in meiner damaligen Unwissenheit eingeschlichen haben.
Oft sagen die Personen „cunne“ anstelle von „cnáwþ“, was mich immer ein bisschen kichern lässt. „Cunnan“ bedeutet nämlich nicht „wissen“, wie ich damals dachte, sondern „können“. Wenn Gríma und Krähenfuß also munter über stuntfola „héo cunne áht“ sagen, sagen sie also nicht „sie weiß etwas“, sondern „sie kann etwas“.
(Was in Krähenfuß‘ Fall sehr sicher zweideutig ist. Ich sehe schon beinahe Gríma genervt aufseufzen.)
Noch lustiger wird es, wenn Gríma später Saruman sagt, dass stuntfola „nácunne áht“, also dass „sie nichts kann“. Was, so gesehen, ja tatsächlich stimmt, da stuntfola eigentlich die ganze Reise über... nichts macht, außer sich selbst bemitleiden, Gríma bemitleiden und verzweifelte Rettungspläne zu erfinden. Ebenfalls eine Stelle, wo das den eigentlichen Sinn verfehlt, ist bei dem „ersten“ Zusammentreffen von Gríma, stuntfola und Krähenfuß, wo Gríma diesen unterbricht, als Krähenfuß kurz davor ist, seinen Namen zur Begrüßung zu sagen. Gríma zischt da nämlich ein „Nán ágennaman! Þú cunnest þæt, Créofan!“, was in der Übersetzung viel überlegener klingt, als es die Absicht war – als ob Gríma Krähenfuß wie ein kleines Kind motiviert, sich an etwas zu erinnern, was sie vorher abgesprochen hatten. „Keine Eigennamen! Du kannst das, Créofan!“ Ja, du kannst das, ist ja nicht so, als wenn du bereits ein erwachsener Mann wärst und dich sicherlich durch so eine Sprechweise angegriffen fühlen würdest, Krähenfuß...
Außerdem wäre da auch Saruman selbst, der in Kapitel 16 in hoffnungslos falschem Rohirrisch „Sie nicht verstehen unsere Sprache?“ fragt. Verben wollen auch konjugiert werden, Dankeschön. Gríma schafft das jedoch auch, nämlich in Kapitel 8, wo er da seinen Satz murmelt und dieser in der ersten Version noch übersetzt „Nun, was Brunnen Ihr tust, mein König...? Brunnen Ihr hören auf der Zauberer...?“ lautet. Kein Wunder, dass stuntfola kein Wort versteht. Zudem benutzen die Leute in der Erstversion öfter mal das Wort wi(e)ll, also „Brunnen“, bzw. „Quelle“, anstelle von dem konjugierten wilnian, welches „wollen“ heißt... glücklicherweise habe ich jedoch den Brunnen und das Können größtenteils schon korrigiert. *facepalm*
Zudem wäre da der Ausdruck „þylle þé“, den Krähenfuß in Kapitel 7 benutzt, und der so in etwa „calm down“, oder „beruhige dich“ bedeuten sollte. Später habe ich jedoch dieses schöne Wort „leoðuwæce“ gefunden – das Problem ist, ich finde es nicht wieder und habe keine Ahnung, wo ich es herhabe und ob es tatsächlich diese Bedeutung hat. ._. Es klingt zumindest schön.
Zudem sagt Gríma in Kapitel 4 auch noch „Ic þance for wilcumest mé, fréo Syfbur“, was damals noch sehr an das moderne Englisch „thank you for welcoming me“ angelehnt war, ehe ich es zu „danke, dass Ihr mich willkommen heißt“ umänderte. Das „fréo“ wurde dann natürlich auch wieder zu „frówe“ umgeändert, denn fréo bedeutet nicht (nur?) Frau, sondern auch frei. Gríma spricht die Frau des Dorfvorstehers in diesem Moment also noch nicht einmal als „Frau Syfbur“, sondern als „freie Syfbur“ an. Wohl ein Kompliment für die Frau, oder auch bittere Ironie. Vielleicht war es ja auch nett gemeint. *hust*
Und wenn wir schon bei der Ansprache von Frauen sind... Grímas geheuchelter Flirtspruch der Tochter des Dorfvorstehers in Kapitel 13 (der mir jetzt so sehr geheuchelt vorkommt, dass ich das Gesicht verziehe und mich frage, wie das Mädchen das ernst nehmen konnte) hat auch so seine Fehler. Es sollte „Ich danke für Euer Kommen, junge Herrin, und dafür, dass ich Euer liebreizendes Angesicht erblicken darf“ heißen. Wie aber lautet das, was ich da übersetzt habe? „Ich danke, meine junge Herrin, für Eurer Kommen und mir, dass ich Euer liebliches Angesicht erblicke.“ Höflichkeit (selbst geheuchelte) geht anders, Gríma.
(Und ich dachte, den blöden Fehler mit „mir“ und „mein“ hätte ich nach Méfugyn gelernt, da sie eigentlich Mínfugyn hätte heißen müssen, aber Méfugyn einfach schöner klang...)


(Ab hier gilt: Spoilerwarnung für „Cwideas“ ab Kapitel 44, und natürlich Kapitel 54-58 und danach to infinity and beyond...)

Das Plothole namens Céne

Und dann wären da noch die kleinen Passagen in Kapitel 11, die mich beim nochmaligen Lesen sehr haben grinsen lassen.
Menschen, die lieben, tun manches Mal törichte Dinge, in dem Versuch, jene zu schützen, die sie lieben“, sagte er schließlich leise. „Doch manches Mal sind selbst diese Bemühungen nutzlos.“
Huh, und schon wieder so etwas ungemein Düsteres... ist er etwa einer der Typen, die ein großes Geheimnis aus ihrer Vergangenheit machen und dann etwas ungemein Tragisches enthüllen?
Und: „Folcwita?“, fragte ich leise und bekam eines jener undefinierbarer Geräusche zu hören, welche bedeuteten, dass der Reiter mir zuhörte. „Ihr habt vorhin gesagt, dass Ihr schon mal zu jemandem gesagt hättet, dass Ihr jemandem das Kriegerdasein ausreden wolltet. Darf... darf ich fragen, wer dies war?“
Er hatte von einer sie gesprochen, und allzu viele bekannte Frauen gab es schließlich in Tolkiens Welt nicht; vor Allem nicht, wenn der Typ sich keine eigenen Charaktere dazu erfunden hatte.
Der Reiter schwieg eine Weile, seufzte tief. „Meine Schwester“, sagte er still.

Fakt ist, dass ich diese kleinen Passagen aus Kapitel 11 fast schon wieder vergessen hatte, als ich um und bei Kapitel 20 war. Da ich jedoch meine eigene Geschichten immer mal wieder lese, um eben solche Kontinuitätsfehler aufzudecken (und um über den Kontrast von stuntfolas Gedankenwelt zu lachen und ihre immense Naivität am Anfang), ist mir dies glücklicherweise aufgefallen. Eigentlich existierten diese Passagen nur, um den Leser wieder auf die falsche Fährte namens „Éomer“ zu locken, aber mir wurde irgendwann klar, dass ich selbst unzufrieden mit der Lösung war. Es musste mehr dahinterstecken als ein einfaches Ablenkungsmanöver, da Gríma in dem Moment ja keine Ahnung hat, dass stuntfola ihn mit Éomer verwechselt.
Ungefähr zur gleichen Zeit war ich in meiner anderen Geschichte, dem „Duft“, dabei, eine Namensabstimmung für meine Protagonistin zu halten, und darunter waren insbesondere zwei Namen, die mir sehr gut gefielen: Cénfled und Céne. (Der Name Rýne war eigentlich nur eine weitere Klischeenamen-Falle, und es sind ja auch ziemlich viele Leute darauf reingefallen. ^^ Mittlerweile mag ich den Namen aber, der passt gut in diese Familie der etwas merkwürdigen Namen mit hinein. ^^) Also übernahm ich den Namen Céne einfach kurzerhand für die Halbschwester Grímas, obwohl ich zu dem Zeitpunkt ja noch sehr offenließ, ob diese tatsächlich existierte. Es ist nämlich sicher, dass Gríma mit seinem „... dass Ihr schon mal zu jemandem gesagt hättet, dass Ihr jemandem das Kriegerdasein ausreden wolltet.“ in Bezug auf seine Schwester gelogen hat und eigentlich hier über Éowyn spricht. Ich hatte zudem das Gefühl, als wenn Gríma hier sehr vorsichtig reagiert hat, da stuntfola ja seinen Namen sagte, was ihn doch hat misstrauisch werden lassen. Würde er den Namen Éowyn sagen, oder vielleicht auch nur „Nichte des Königs“, wäre sofort klar, wen er meint, und das ist ein Risiko welches er nicht bereit ist, einzugehen. Éomer hat ihn umbringen wollen, und Gandalf hat kurz darauf diesen Handel mit Saruman „öffentlich“ gemacht. Von daher weicht er auf seine Schwester aus. Viele Leute haben Schwestern, und da er weiß, dass stuntfola eine etwas merkwürdige Vorstellung von ihm hat (dunkles Haar), und da sie ihn schließlich nicht erkannt hat, als er vor ihr stand, denkt er wohl, dass diese Antwort sicher ist.
Da ich im Moment auch dabei bin, an einem Briefwechsel zwischen den beiden zu arbeiten, ist es klar, dass Céne sich in der Hinsicht sehr von Éowyn unterschied, anders hätte Gríma die Schildmaid wohl eher nicht unbedingt begehrt. (Er mag eigentlich alt und eklig und egoistisch und weinerlich sein, aber er ist nicht inzestuös.)
Das erste Zitat hatte ich, ehrlich gesagt, bis gerade eben auch schon wieder vollkommen vergessen, und der Grund, weshalb ich lachen musste, ist: es passt. Es passt sehr gut zu der Geschichte, die Gríma stuntfola da in den Kapiteln 54-58 erzählt, und es war ein immenser Zufall, dass es gepasst hat. Wobei ich zugeben muss, dass mir das schon öfters beim Schreiben dieser FF geschehen ist; dass ich Szenen beschrieben habe, die eigentlich einfach nur die Reaktion der betreffenden Person zeigten, wo mir im Nachhinein auffiel, dass das eigentlich sehr gut zu den folgenden Ereignissen (die manchmal eben mehr als 10 Kapitel auseinander liegen) passt.
Menschen […] tun manchmal törichte Dinge, um jene zu schützen, die sie lieben“ war eigentlich als Éomer-Anspielung gedacht. Nicht nur, dass dies den Leser ein wenig mehr in die falsche Richtung lenkt, aber es ist auch etwas, was man nicht von jemandem wie Gríma erwarten würde. (Und schon gar nicht von der Originalversion, die schließlich nur greinend auf dem Boden hockt.) Ich bin am Überlegen, ob Gríma in dem Moment vielleicht auch gar nicht sich selbst, sondern entweder a) Éomer oder b) Théoden gemeint haben könnte.
Ebenso fiel mir einige Zeit später auf, nachdem Gríma schon lange über den „Tourette-Syndrom-Narren“ erzählt hatte, dass er ja tatsächlich wegschaut, als stuntfola diesen Anfall hat und Krähenfuß in Kapitel 49 beschimpft.  

Durch den Schleier meiner Tränen blinzelte ich, suchte nach Gríma. Dieser saß noch auf der gleichen Stelle, hatte jedoch den Kopf abgewandt und schien den Waldrand bedeutend interessanter als mich und Krähenfuß zu finden; als wenn das Schauspiel hier ihn dermaßen langweilen würde, dass er sich nicht bemühte, es anzuschauen.
Er hat gesagt, dass er dir nicht helfen würde, bemerkte eine leise, ungebetene Stimme in meinem Kopf. Schon lustig, dass er sich gerade in dieser Sache an sein Wort hält.

Damals dachte ich, dass es ihm einfach unangenehm sei und er mit so vielen Zuschauern keinesfalls Partei für stuntfola ergreifen wollen würde; er denkt schließlich hauptsächlich immer noch an sich selbst.
Jetzt habe ich das Gefühl, als wenn ihn das Ereignis getriggert haben könnte, ihn an eben den Tourette-Syndrom-Narren (der immer noch namenlos ist, Schande über mich) erinnert hat und dessen Neigung, Leute zu beschimpfen. Und ich frage mich, ob Saruman mit seinem „Geschenk“ (man erinnere sich, die Stelle in Kapitel 45, wo Gríma sich bei ihm für das sundorgiefu, das „besondere Geschenk“ bedankt, nämlich, dass Saruman stuntfola half und sie gleichzeitig vergiftete, als sie krank war) genau darauf angespielt hat und ob das nicht einfach ein weiterer Weg ist, um dem Ratgeber zu zeigen: „Schau, ich könnte selbst dein Anhängsel gegen dich aufbringen, ich kann dich in deiner Erinnerung triggern; siehe! wie viel Macht ich über dich habe. Denke nicht mal daran, dich gegen mich aufzulehnen.“
Zutrauen würde ich es meinem geliebt-verhassten Istar sofort. (Fakt ist, dass ich lange Zeit noch nicht einmal recht wusste, weshalb genau Saruman stuntfola jetzt vergiftet hatte; ich wollte einfach, dass stuntfola einmal krank wird. Das war der Auslöser, und die Vergiftung hat sich da irgendwie mit eingeschlichen, obwohl sie am Anfang nicht beabsichtigt war.)


Noch mehr plotholes

Einige ziemlich große Plotholes, über die ich mir teilweise immer noch im Unklaren bin, existieren in „Cwideas“. Welche genau sind das?
Nun, die ganzen off-screen, bzw. in Fremdsprache gehaltenen Gespräche zwischen Saruman und Gríma.
Die meiste Zeit habe ich nämlich tatsächlich keine Ahnung, was genau die beiden da gerade bereden, sicher ist nur, dass Saruman in 9 von 10 Fällen irgendetwas Provozierendes/Gemeines sagt. ^^“ Meistens habe ich nur eine ungefähre Ahnung, was Saruman sagen könnte, aber ich weiß es eben nicht genau. Teilweise nagt das ein bisschen an mir, um ehrlich zu sein, und in den vielen Hintergundmails/Reviewantworten bin ich meist ein bisschen nervös, ob ich jetzt auch das Richtige sage, was Saruman in meiner Vorstellung denn jetzt gesagt hat, oder was der Grund des Gesprächs war.
(Wenngleich der Grund doch meistens mehr oder weniger klar ist. Auch hier wird womöglich nochmal eine Liste auftauchen.)

Außerdem ist Grímas Messer magisch; es taucht nämlich unerwartet wieder auf. Man erinnere sich, stuntfola hatte es in Kapitel 47 verloren, dank Krähenfuß. In Kapitel 51 jedoch besitzt Gríma auf einmal ein Messer, wenn auch nicht sein Eigenes, damit er ihre Fesseln durchtrennen kann. Zwar wird später angedeutet, dass Saruman ihm dies lieh, damit er seinen Mordauftrag durchführen kann, doch die Frage bleibt, wie lange Gríma dann schon mit diesem herumläuft. Mag natürlich sein, dass Saruman ihm seinen Auftrag gegeben (oder ihn angedeutet) hat, als er sich nach der Rede des Istars zu ihm begibt; es könnte sein, dass Saruman ihm zu diesem Zeitpunkt das Messer gab.
Die Frage bleibt nur, weshalb stuntfola das nicht aufgefallen ist; sie sagt schließlich selbst, dass er „schließlich ganz andere Kleidung als in den Filmen [trug], wo sich ein Messer noch leichter in den Falten seines Gewandes hatte verstecken lassen können.Mag natürlich sein, dass stuntfola durch ihre Lage und ihre Nervosität doch sehr angespannt gewesen ist und das einfach übersehen hat (schließlich hat sie später auch bei seiner Leiche die drei Pfeile übersehen, die zu dem Zeitpunkt wohl in seinem Rücken gewesen sind), aber ich frage mich nur, wie realistisch das ist.
Oh, und zudem ist da der Fakt, dass er sein eigenes Messer in Kapitel 52 stuntfola zurückgibt. Wo hat er das auf einmal her? Wie hat er es zurückbekommen? Weshalb ist das Saruman nicht aufgefallen? Zu viele Fragen, die im Text nie wieder beantwortet werden.

Zudem wären da diese ganzen kleinen Details, über die ich mir eher weniger Gedanken gemacht habe. Ihre Namen lauten unter Anderem „Zecken“, „Läuse“ und „Flöhe“. Nun muss man dazu sagen, dass die Reisegemeinschaft Glück hat, dass sie im August aufbrechen, auch, wenn die Sonne da wohl noch recht kräftig gewesen ist. Aber Kälte ist nicht unbedingt gut für Krabbeltierchen aller Art, sodass man wohl sagen kann, dass es nicht allzu unrealistisch ist, wenn sie kein wandernder Flohzirkus sind.
Andere Details würden „Wetter“, „Nebel“, „Regen“, „Hagel“, „Erkältung“ und „Mangelernährung“ heißen. Zwar erwähne ich in Kapitel 32 einen Regenschauer, und in Kapitel 33 nieselt es. Danach jedoch tauchen keine weiteren Wetterbeschreibungen auf, nur in Kapitel 52 wird einmal Morgennebel erwähnt. (Im Nachhinein hätte ich ihnen wirklich gerne einmal ein Gewitter oder einen Sturm mit Regen aufgehalst, oder gar Schnee... das wäre toll gewesen, einfach nur, um zu schauen, wie sie alle reagieren.) Auch scheint keiner der Strolche krank zu werden, und stuntfola selbst erliegt erst relativ spät (wohl eigentlich zu spät) ihren Mangelerscheinungen. Wobei man das mit den nicht-krank-werdenden Strolchen noch erklären könnte, dass stuntfola ja kaum Kontakt zu ihnen hat und das ja nicht mitbekommt und, äh... schlechte Erklärung? ^^“ Und weshalb wird Gríma nie krank? Psychisch, ja, aber körperlich? Ist er doch so sehr Protagonist, dass ich es nicht übers Herz bringe, ihn auch noch körperlich unter seinen Mangelerscheinungen, dem Hunger (Hörte ich nicht, dass jemand nach Lotho fragte?), der ungewohnten Anstrengung und dem ganzen Stress leiden zu lassen? Oder ist das nur wieder etwas, was stuntfola nicht aktiv auffällt, ehe er ihr da in der Hütte Angesicht zu Angesicht totenblass gegenüber sitzt und sie bedroht?

Wo wir schon beim Thema „Krankheit“, oder eher „nichtexistente Krankheiten“ sind, was ja unweigerlich auch mit dem Thema „Ernährung“ zusammenhängt: die oben bereits erwähnte Vergiftung von stuntfola
, bei der ich anfangs keinen Plan hatte, was genau Saruman da mit ihr gemacht hatte und ich erst einmal panisch Recherche betrieb. (Manchmal bin ich froh, dass Saruman ein Zauberer ist und man einem Solchen gewisse Unstimmigkeiten nachsagen kann, ohne, dass es allzu merkwürdig wirkt.) Das kommt davon, wenn man einfach mit der Idee mitgeht, die einem spontan in den Sinn kommt. (Man siehe, was mein Wein in Kapitel 41 anrichtete.)
Dann kommt da noch die Kälte und der Hunger hinzu – es ist eigentlich unlogisch, dass stuntfola
nicht mindestens noch fünfmal während der Reise umgekippt ist. Und dass sie einschlafen kann, wenn ihr so kalt ist. Auch, wenn Erschöpfung ihr Übriges tut – und weshalb setzen sie sich eigentlich nicht mal näher an das Feuer oder kuscheln sich mal näher zusammen, wegen Körperwärme und so? Weil Gríma dark und edgy wirken muss („iiih, bloß keinen Körperkontakt, ich muss abweisend wirken, darf dich aber schlagen!“) und Leute das sicherlich gleich wieder als eine Romanze und nicht als Notwendigkeit, am Leben zu bleiben, ausgelegt hätten. (Was vielleicht auch nicht nötig wäre; wir haben in der Geschichte schließlich keine zweistelligen Minusgrade.) Und stuntfola viel zu viel Panik vor Krähenfuß hat. Ich will nur betonen; sie hätte eigentlich schon viel früher krank werden müssen, davon bin ich überzeugt.

Und die Mangelernährung... ich habe mir dieses Buch, „What kings ate and wizards drank“ von Krista D. Ball gekauft. Ein äußerst interessantes Buch, welche schildert, weshalb die Heldentruppe, die gerade auf der Flucht vor Orks ist, niemals im Leben „schnell mal“ einen Eintopf kochen kann. Oder auf Reh- oder gar Kaninchenjagd gehen kann. Oder wie man in einer Stadt als Reisender mit kleinen Aufgaben ein bisschen Geld verdienen kann, und wie teuer damals Gasthöfe waren. Wie schwer damaliges Gepäck war (bzw. was römische Soldaten damals auf Reisen tragen mussten), was zu welcher Jahreszeit abhängig vom Klima wächst und essbar ist, wie man Lebensmittel damals gelagert hat und (immer noch: weshalb Römer keine Tomaten gegessen haben) wie die Religion und verschiedene Feiertage auch wichtig für die Esskultur sind.
Um auf den Punkt zu kommen: In dem Buch werden einige interessante Ansätze zur Ernährung auf der Flucht vor Orks/bei der Durchquerung halb Mittelerdes als Waldläufer/dem langwierigen Marsch unter einem übellaunigen Zauberer aufgegriffen und verdeutlicht. Man kann Igel essen, Insekten, Maden. Klapperschlangen sollen ebenfalls gut schmecken, wenn man sie erwischen kann. Frösche sind ebenfalls gute Nahrung, und Fisch ohnehin, da der auch schnell über dem Feuer durchgebraten ist und sehr unkompliziert zuzubereiten ist. Vogeleier kann man essen, und je nach Jahreszeit, Beeren und Früchte und Nüsse.
Und notfalls kann man immer noch versuchen, einfach Essen von den Mitreisenden zu stehlen.
Man könnte sich also fragen, weshalb ich geschrieben habe, dass Gríma und stuntfola hungern und sich nur von Sarumans (unendlichem) Vorrat an Brotstücken zu ernähren scheinen. (Der sich in der Geschichte übrigens selbst schon in Frage stellt.) Zumindest Gríma würde ich es zutrauen, sich einfach mal des Nachts zu irgendjemandem hin zu schleichen und die Reste des Abendessens zu klauen. Oder Krähenfuß, der ja doch so unsozial ist, dass er ihnen kein Essen abgibt. Zudem könnte stuntfola sicherlich auch nebenbei versuchen, nach Beeren Ausschau zu halten. Sie will schließlich Gríma retten, geht aber das Risiko ein, ihn verhungern zu lassen? Kein Wunder, dass Saruman später diese spöttische Andeutung macht...

Und wenn wir schon von Saruman sprechen... Saruman, der seine Gruppe so gut anführt, dass er sie von einem Moment auf den nächsten mehrere Meilen westlich teleportieren kann. Weshalb das?
Nun, eigentlich sollte Saruman nicht durch das Osttor, durch den Eingang, durch den Frodo und Co. später wiederkommen, gehen, sondern sollte eigentlich von Richtung Michelbinge aus nach Beutelsend kommen. In der Geschichte tut er es auch... nur macht das insofern wenig Sinn, da sie vorher auf dem Grünweg in Richtung Bree gegangen sind, an Bree vorbeigekommen und damit auf der Oststraße sind. Nur fiel mir das zu spät auf, und von daher stand Saruman in einem Moment noch in einem Wald auf der Ostseite des Auenlandes, im Nächsten in einem Wald auf der Westseite, während ich hoffte, dass das niemandem auffallen würde. Ich müsste einfach nur Bree herausnehmen, da es ja eigentlich auch nicht wirklich wichtig für die Handlung ist, da ich mich im letzten Moment dafür entschied, Saruman vorbeigehen zu lassen und ihn somit nicht direkt verantwortlich für die Aufstände zu machen, von denen Butterblume da erzählt. Und ich müsste sie über eine Furt kommen lassen, und auch das wäre wohl eigentlich keine allzu große Schwierigkeit. Die Frage ist nur, wann der Zeitpunkt kommt, das zu überarbeiten.

Das hier sind zumindest die Plotholes, die ich bisher gesammelt habe; mehr kommen sicherlich noch. ^^

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