Montag, 18. Juli 2016

Ein Durchgang von "Cwideas"

Auf Wunsch von Súlime, ein Durchgang der Fragen zu „Cwideas“.  
Spoilerwarnung bis Kapitel 66!


 
  •  1:What inspired you to write the fic this way?

Um ehrlich zu sein: Viele „Mädchen kommt nach Mittelerde“-Geschichten, die mir nicht gefielen und die immer nach dem Standard-Thema abliefen. Die Sue wachte immer in Bruchtal/Düsterwald/sonstwo auf und wurde Teil der Gefährten und verliebte sich in wahlweise Legolas, Aragorn, Éomer oder selten auch mal Boromir (der dann immer überlebte) oder Frodo und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.
Das wollte ich nicht. Und da meine Lieblingsfigur eine – meiner Meinung nach – äußerst interessante Abwechslung bot, beschloss ich, meine eigene „Real Life meets Middle-Earth“-Fanfiktion zu schreiben, mit dem Ziel, meine Protagonistin in keine romantische Beziehung zu verwickeln. Das Hauptthema meiner Fanfiktion sollte „Vertrauen/Misstrauen“ sein, nicht „Liebe“. Ich wollte schauen, wie eine Sue reagiert, die tatsächlich jemanden wirklich retten möchte, es nicht schafft
und außerdem ganz viele Zweifel darüber hat, weil das Konsequenzen nach sich ziehen würde, und versuchen, meine Leser zur Identität ihres Begleiters erst einmal in die Irre zu führen. Außerdem wollte ich versuchen, ein wenig realistischer von der Reaktion meiner Protagonistin her an das Thema heranzugehen. (Will heißen – erstmal negieren, dass man sich überhaupt in einer anderen Welt befindet und alle anderen für verrückt erklären.) Zudem wollte ich stuntfola passiver machen und versuchen, ihr dadurch jedoch eine ganz eigene Stärke zu geben. Sie stellt teilweise ihre eigenen Bedürfnisse wie Hunger hintenan.


  • 2: What scene did you first put down?

Der Prolog. Manche Szenen habe ich natürlich im Voraus geschrieben, aber es war doch sehr in der Reihenfolge.


  • 3: What's your favorite line of narration?

Ach du meine Güte, das ist schwierig. Eigentlich alle Stellen, in denen stuntfola sarkastische Kommentare abgibt.
Unter Anderem „Vielleicht sollte ich eine Berufslaufbahn als Gespenst anstreben.“ aus Kapitel 37.
 „Grímas Gesicht war so weiß geworden, dass ich für einen Moment befürchtete, er würde ohnmächtig werden.“ - aus Kapitel 55. Ich kann selbst noch nicht einmal genau sagen, was mich an diesem Satz immer wieder emotional trifft, aber es trifft mich immer. Jedes Mal, wenn ich das lese.
„Es war Frodo gewesen, der diesen Platz für ein Grab vorgeschlagen hatte, und ich konnte nicht anders, als ihm insgeheim zuzustimmen.“ Aus Kapitel 62, weil es zeigt, wie ähnlich sich stuntfola und Frodo sind und dass sie beide eher bereit sind, zu vergeben.
Und das hier aus Kapitel 16: „Ihr Klang war tief und volltönend, und obwohl sie leise war, so hatte sie etwas Durchdringendes an sich; etwas, was einem das Gefühl gab, schuldig zu sein.“ Weil die wahre, sehr subtile Macht von Sarumans Stimme, meiner Meinung nach, viel zu oft einfach unter den Tisch gekehrt wird.


  • 4: What's your favorite line of dialogue?

Ehrlich gesagt sind das bisher drei Dialoge: Einmal das ganze letzte Gespräch zwischen Gríma und stuntfola in Kapitel 54 – 58. („Alles dank Théodens sogenannter Güte und Gnade.“ Weil dieser Satz einfach alles zusammenfasst, was Gríma bisher getan hat und warum.)
Das Gespräch mit dem Wein aus Kapitel 41, weil Saruman da einfach so... gemein ist.
Außerdem das Gespräch, in dem Gríma und stuntfola über die Namensgebung von Schwertern reden, und generell die ganzen altenglischen Gespräche zwischen Krähenfuß und Gríma.
Ansonsten mag ich Sarumans Frage an Gríma aus Kapitel 53 ganz gerne: „Ich gehe davon aus“, sagte er dann leise, „dass du hinter dir aufgeräumt hast?“
Weil diese einfache Frage einfach so viel beinhaltet, so viel Gewicht hat und so viel sagt, obwohl sie doch nur so kurz ist. Manchmal habe ich das Gefühl, beim Schreiben äußerst sadistisch zu sein.
*seufz* Ich schätze, zu Frage 3 und 4 könnte ich sicherlich in jedem Kapitel einen oder mehrere Lieblingssätze finden und die begründen. Werde ich vielleicht irgendwann mal machen.



  • 5: What part was hardest to write?

Es gab viele Stellen, wo ich oftmals nicht weiterkam, aber tatsächlich ist das im Moment, stuntfola und Krähenfuß zur Zusammenarbeit zu bewegen, weil da einfach so viel Missverständnisse und Feindlichkeit zwischen den beiden liegen, die erst langsam abgebaut werden müssen. Das ist anstrengend. Oh, obwohl die Szene mit der Kette in Kapitel 57 auch ziemlich schwierig war, weil Gríma einfach so unerwartet reagiert hatte und dann erstmal in eine Art Starre verfiel – ähnlich wie in Kapitel 16, als er stuntfola die Ohrfeige verpasst hatte, weil ich nicht wusste, wie er weiter reagieren sollte.


  • 6: What makes this fic special or different from all your other fics?

Ich habe das Gefühl, dass ich in diese FF so viele (teilweise abgewandelte) persönliche Dinge mit hineingeschrieben habe wie in keiner anderen FF. Was nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass stuntfola als dreiviertel-Self-Insert angelegt war, wobei sie mittlerweile einen eigenen Charakter bekommen hat. Zudem habe ich das Gefühl, mich hier ernsthafter mit den Hobbits beschäftigt zu haben wie in keiner anderen FF, die ich geschrieben habe. Außerdem hat die FF mir gezeigt, wie bewundernswert Frodo und Lobelia eigentlich sind. Und mich dazu motiviert, mir selbst Altenglisch beizubringen, um auf das Sprachenproblm eingehen zu können.


  • 7: Where did the title come from?

Der Titel ist eigentlich nur eine Übersetzung vom Plural von „Wort“ ins Altenglische, also „Worte“. Ich finde den Titel jedoch sehr passend, wenn man die bevorzugte „Waffenwahl“ der Leute bedenkt, mit denen stuntfola unterwegs ist, und wie sie selbst versucht, Probleme zu lösen. Und außerdem können Worte als Erinnerung Leute auch immer noch beeinflussen, selbst, wenn diejenigen, die sie gesprochen haben, längst tot sind.


  • 8: Did any real people or events inspire any part of it?

*hust* Ich selbst, teilweise wegen dem stuntfola-Self-Insert; teilweise, weil Gríma einfach ganz viele Züge von mir hat (Humor, den er im Buch nicht besitzt) und vielleicht ein bisschen meine schlechten Eigenschaften verkörpert. (Auch, wenn ich ja immer eher mit Éowyn als mit ihm verglichen werde.) Zudem meine ehemalige WG und die Zeit dort, wo ich das Gefühl habe, durch „Cwideas“ sehr viel verarbeitet zu haben.


  • 9: Were there any alternate versions of this fic?

Oh ja, mehrere. Ich hatte schon lange die Idee, eine solche „Mädchen kommt nach Mittelerde“-FF zu schreiben, und erst sollte Das Mädchen am Rande des Fangornwaldes aufwachen, dort von den drei Jägern aufgesammelt und nach Edoras gebracht werden, nachdem sie Gandalf getroffen hatten.
Von der Idee wich ich aber schnell wieder ab, und mein nächster Plan lautete, in Isengard aufzuwachen, dort erst ein wenig von Saruman betreut zu werden (und von einem OC namens Derhenn), um dann schließlich mit dem irgendwann vorbeikommenden Gríma wieder mit zurück nach Edoras geschickt zu werden. In Edoras wäre die Stimmung eher misstrauisch gegenüber Dem Mädchen, weil sie ja mit Gríma mitkam. Irgendwann wäre dann Gandalf gekommen und hätte Gríma vertrieben, das Mädchen wäre zurückgeblieben, woraufhin Théoden, Gandalf und Co. erstmal besprechen, was sie mit ihr machen sollen, weil sie ja offensichtlich Kontakt zu dem Ratgeber gehabt hat.
Hier gab es dann auch zwei Versionen – in einer wäre das Mädchen ungefähr die halbe Strecke mit dem Heer mitgeritten, ehe sie dann, kurz, nachdem Gandalf das Heer verlässt, ebenfalls getürmt wäre und nach Isengard geritten wäre, wo ein etwas eifersüchtiger Derhenn sie erwartet hätte.
In der zweiten Version blieb sie in Edoras, bzw. ist mit Éowyn in die Berge und wieder zurück geschickt worden, wo sie jedoch auf dem Weg ein wenig Rassismus und ziemliches Misstrauen von den anderen Eorlingas (angeführt von Éowyn) bekommen hätte, weil sie schließlich mit Gríma nach Edoras kam. Wieder zurück in Edoras hätte sie (unabsichtlich) Éowyns emotionale Abschiedsszene von Aragorn noch mitbekommen, worüber die Schildmaid natürlich überhaupt nicht glücklich gewesen wäre und ihr mit vorgehaltenem Schwert gedroht hätte. (Ja, Éowyn war schon ein bisschen OOC. ^^“) Am Ende wäre sie wohl mit den Hobbits zum Auenland gereist und hätte sich mit Merry angefreundet. (Etwas, wovon ich gemerkt habe, dass das in „Cwideas“ nicht ganz funktioniert, obwohl es geplant war.)
Und dann gibt es natürlich noch die Drabblegeschichte „Hundertzwanzig fremde Worte“, wo ich das alles noch einmal umplante und die ganze offizielle „Ringkriegsstory“ links liegen ließ. Zudem kam hier dann auch die Motivation auf, Altenglisch zu lernen, um das Problem von „Mary versteht sofort alles, was in Mittelerde gesprochen wird“ anzugehen und zudem zu versuchen, meine Leser mal wieder in die Irre zu führen, was ihren Reisebegleiter die ersten paar Kapitel angeht. Nachdem mir das bei „Stahlglanz“ so gut gelungen ist, habe ich Spaß daran gefunden.


  • 10: Why did you choose this pairing for this particular story?

Das ist der Grund – ich wollte eben kein Pairing haben. Ich wollte nicht auf das Übliche „kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht“ eingehen, weil sich meine Protagonisten dafür auch nicht wirklich angeboten hätten. Am Anfang wollte ich natürlich die Illusion geben, dass meine Geschichte darüber handelt.
Eine kleine Art Romanze (bzw. eher Schwärmerei) kommt ja tatsächlich in Form von Albert vor, obwohl das sehr einseitig ist. Ich gebe zu, dass ich selbst die beiden shippe, aber stuntfola hat einfach so viele andere Sachen, die sie als wichtiger priorisiert, dass da nicht wirklich etwas draus wurde.


  • 11: What do you like best about this fic?

Ich mag sehr gerne, dass sie mich selbst überrascht mit ihren Charakteren, die ein Eigenleben entwickeln und selbst Entscheidungen treffen. Die vielen Male, wo ich vorige Kapitel noch einmal durchgelesen habe in der Erwartung, ein Plothole anzutreffen, welches ausgebessert werden muss, nur, um dann festzustellen, dass sich das von selbst in die Geschichte einfügt und durch die späteren Kapitel noch einmal eine vollkommen andere Bedeutung bekommt als jene, die es eigentlich hatte. Ich bin sehr mit stuntfola und Saruman zufrieden, und eigentlich auch mit Gríma, obwohl ich immer die Befürchtung habe, ihn zu „heroisch“ herüberkommen zu lassen, denn genau das soll er ja eigentlich nicht sein. Das ist eben die Herausforderung, die ich mir mit ihm gestellt habe. Und Krähenfuß habe ich auch sehr lieb gewonnen, nachdem er sich ja so unerwartet Sarumans Truppe auf dem Weg ins Auenland angeschlossen hat, womit ich nicht rechnete.
Und ich gebe zu, dass ich meine ganzen Plottwists sehr gerne mag.


  • 12: What do you like least about this fic?

Gute Frage; noch bin ich recht zufrieden, was daran liegt, dass die Geschichte noch nicht beendet ist. Über die verschiedenen Plotholes, die ich so finde, mache ich mich eher lustig, anstatt mich über sie zu ärgern. Ich mache mir ein wenig Sorgen, ob ich Gríma eben nicht „zu heroisch“ dargestellt habe, weil viele sagten, dass sie ihn sympathisch finden, was natürlich nur zur Hälfte meine Absicht war. Da ist eben noch Verbesserungspotential.
Auch fühle ich mich manchmal beim Lesen von Sporkings von „City of Bones“ und „Twilight“ etwas unangenehm an meine Geschichte erinnert, was ein bisschen gruselig ist. Man könnte „Cwideas“ zudem sicherlich kritisieren, weil stuntfola so passiv ist und sich von Saruman und Gríma herum scheuchen lässt und sich ihnen unterwirft, und dass ich ein schlechtes, bzw. beunruhigendes Bild auf diese ganze „Freundschaft“ werfe. Obwohl es ja so beabsichtigt ist.


  • 13: What music did you listen to, if any, to get in the mood for writing this story? Or if you didn't listen to anything, what do you think readers should listen to to accompany us while reading?

Die meisten Lieder sind in den entsprechenden Kapiteln verlinkt, obwohl eben „The Vagabond“ aus dem Witcher 3-Soundtrack eine besondere emotionale Bedeutung haben. Manche Lieder passen auch ganz einfach nicht, obwohl ich sie bei dem entsprechenden Kapitel hörte.


  • 14: Is there anything you wanted readers to learn from reading this fic?

Wie üblich: Gríma besser kennenzulernen und ihn nicht gleich als reinen „Bösewicht“ zu verurteilen, weder ihn noch Saruman. Ich wollte einfach ein wenig von meinem Mitleid zeigen, welches ich für sie beide empfinde. Ich wollte ihnen beiden mehr Charaktertiefe geben und versuchen, bei Gríma dieses Gefühl von Unberechenbarkeit hervorzurufen – man sollte zwar schon Mitleid mit ihm haben, aber in manchen Momenten sollte er dem Leser auch Angst einjagen können durch sein sehr skrupelloses Handeln – man sollte nicht vergessen, dass er zum großen Teil das, was er in Edoras anrichtete, aus freiem Willen tat und sich dessen sehr bewusst war.
Meine Geschichte soll zeigen, dass man Menschen nicht unbedingt nach dem ersten Blick gleich beurteilen kann, sondern dass es einfach Zeit braucht, jemanden kennenzulernen. (Der Grund, weshalb ich aus Protest Gríma einfach als blond beschrieben habe.) Manche Leute, die unsympathisch wirken, können sich als Freunde herausstellen und umgekehrt.
Zudem wollte ich zeigen, dass eine Geschichte auch ohne Romanze sehr gut funktionieren kann und dass manche Charaktere wahrlich nicht für Romanzen geeignet sind; insbesondere nicht, wenn sie einem Angst einjagen und auch noch Spaß daran haben.
Außerdem wollte ich gerne durch stuntfola zeigen, dass es auch Stärke sein kann, etwas stumm auszuhalten; sich selbst hinter andere zu stellen und nicht ganz so egoistisch zu sein. Bereit sein, sich für andere zu opfern und manchmal eben auch freiwillig den schwereren Weg auf sich zu nehmen. Diese passive Stärke hat mich schon immer sehr viel mehr beeindruckt als eine Frau, die alle Aufmerksamkeit an sich reißt und durch ihre Kampfkunst Ruhm erlangt, weil sie ja so gut Orks umbringen kann, dabei auch noch auf ihr Aussehen fixiert ist und alle Männer in den Schatten stellt.
Obwohl ich natürlich meine Leser weder zwingen kann noch möchte, tatsächlich die hier aufgezählten Punkte anzunehmen; jeder, der die Geschichte liest, wird das mitnehmen, was ihn oder sie eben gerade am meisten beeindruckt/berührt/belustigt hat, und sei es eben nur der Unterhaltungsfaktor.


  • 15: What did you learn from writing this fic?

Ich habe sehr viel über subtile Hinweise gelernt und darüber, wie ich meine Leser von potentiellen Plottwists ablenken kann, damit sie diese nicht bemerken und wie ich diese aufzubauen habe. Auch, wie ich einen Charakter so auffällig-unauffällig schreiben kann, dass man trotzdem nachher über seine wahren Hintergründe überrascht ist, und wie ich Charaktere lügen lassen kann, damit es auffällt und auch, wenn es unauffällig bleiben soll. Wie ich Halbwahrheiten und generell einfach einen manipulierenden Charakter beschreiben kann. (Alles tolle Übungen für „Wolkenschatten“.) Ich habe über die Vor- und Nachteile des Schreibens in der ersten Person gelernt und dank meiner Recherche und der Hilfe netter Leute viel über Mittelerde, was ich vorher noch nicht wusste. Und natürlich viel mehr Altenglisch.

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