Freitag, 15. Juli 2016

Die Beschenkte - mit der Gabe, blödsinnig zu sein

Ich habe zu meinem Geburtstag das Buch „Die Beschenkte“ von Kristin Cashore von einer Freundin geschenkt bekommen, die mich bereits vorgewarnt hatte: „Ich finde es toll! Aber bei dir war ich mir unsicher, weil ich glaube, dass das ein Buch ist, welches du entweder lieben wirst oder nur den Kopf darüber schütteln.“
Nun, sie hatte Recht. Ich habe mich durch das erste Kapitel gequält und beim Zweiten die Lust verloren. (Ich muss jedoch sagen, dass ich die Namen mag, die klingen nordisch.)

Der Klappentext hätte mich vorwarnen sollen, weil ich ihn damals nur überflogen und nicht ganz richtig gelesen habe. „Als Katsa dem geheimnisvollen Prinzen von Lienid begegnet, weiß sie sofort, dass auch er beschenkt ist – sie ist sich nur nicht sicher, mit welcher Gabe. Katsa dagegen ist in allen Königreichen bekannt und gefürchtet: Sie hat die Gabe des Tötens.
Nur Bo, der fremde Prinz, scheint keine Angst vor ihr zu haben und ringt beharrlich und mit viel Geduld um ihr Vertrauen.
Im Kampf gegen einen König mit einer teuflischen Gabe werden sie auf ihrem gemeinsamen Weg durch Schnee und Eis, über Meere und Gebirgsketten zu Verbündeten – und zu einem leidenschaftlichen, unabhängigen, innigen, streitenden, liebenden Paar.
Ich glaube, dass ich den letzten Satz wirklich übersehen hatte. Der Name „Katsa“ hat mich zudem unwillkürlich an „Katla“ aus „Die Brüder Löwenherz“ erinnert, wo Katla ein großer, schwarzer Drache mit giftigem Atem ist. Und sehr viel toller als Katsa.

Das Buch beginnt damit, dass Katsa auf dem Weg in die Verliese irgendeiner Burg ist, weil sie dort die Männer ausschalten soll, denn sie hat die Gabe des Tötens. Ich persönlich finde das ein wenig unspezifisch und eigentlich ein bisschen lächerlich – jeder kann einen anderen Menschen töten, selbst Kinder können manchmal unbeabsichtigt andere umbringen. Was macht ihre Gabe also besonders? Kann sie töten, ohne, dass sie dreckig wird? Kann sie jemanden selbst mit einer Stecknadel umbringen? Wie äußert sich diese ominöse „Gabe des Tötens“? Und heißt das, dass alle anderen unsterblich sind, sodass sie allein die Leute umbringen kann? (Spoiler: Nein, das hätte das alles ja zu logisch und interessant gemacht.)
Gleich darauf stolpert sie auch schon über die Wachen, und wir bekommen zu sehen, wie sich die „Gabe des Tötens“ äußert. Nämlich durch Kung Fu, oder zumindest etwas Ähnliches, was präzise Schläge auf „Schläfe und Nacken“ erfordert, um die Wachen zu töten. Eine Wache lässt sich von dem Ganzen nicht sonderlich beeindrucken, woraufhin Katsa „[sich] unter seiner Schwertklinge [duckt]“ und „die Beine wie Windmühlenflügel“ schwingt. „Ein Fuß traf seine Schläfe und der Mann fiel zu Boden.“ Bei mir lag das Problem, dass ich mir absolut nicht vorstellen konnte, was genau sie da gemacht hat. In meinem Kopf hat sie ein Rad geschlagen, aber ich weiß nicht, ob das heißt, dass sie ihre Beine wie Windmühlenflügel kreisen lässt.
Nun, zumindest hat Katsa alle umgebracht und läuft weiter in den Hof, in dem sie eine Spur aus bewusstlosen Wachleuten hinterlässt (steht so im Text) und sagt, dass sie nicht töten möchte. Liebe Katsa, vielleicht hast du einige der Männer unabsichtlich schon getötet; ich denke da an Denjenigen, dem du einen Tritt an die Schläfe verpasst hast. Kann gut sein, dass der bereits tot ist.
Dann folgt ein Flashback, wie sie ihre Gabe das erste Mal benutzt hat, nämlich an einem alten, schmierigen, ekligen Cousin von ihr, der ohnehin allen Mädchen nachgestarrt und sie berührt. (Ich fühle mich an Gríma erinnert, nur, dass der nicht ganz so blöd war.) Katsa ist acht Jahre alt, als der Cousin sich auch für sie zu interessieren beginnt. (Während ich etwas entsetzt den Kopf schüttele. Ernsthaft? Acht Jahre?) Katsa findet seine Avancen natürlich eklig und stößt ihn von sich, als er gerade ihr Bein berühren will. Ihr Bein. Sie ist acht Jahre alt, wie klein ist dann der Mann (der definitiv als „Mann“ bezeichnet wird), bzw. wie tief muss der sich gebückt haben, was definitiv auffällt? Schulter, Kopf oder Rücken wären definitiv unauffälliger gewesen und da hätte man auch noch die Ausrede benutzen können, dass man sie ja nur für etwas gelobt habe. Katsa ist schließlich die Nichte des Königs, und ich weiß nicht, wie gerne der das sieht, dass seine Nichte berührt wird. Obwohl ich nicht weiß, wie der König davor zu seiner Nichte steht, das wird im Text nicht gesagt, nur danach hält er eine Ausbildung für nötig, meidet sie jedoch.
Jedenfalls stößt Katsa dem Cousin den Nasenknochen in das Gehirn (mit acht Jahren), der natürlich sofort tot ist. Woher sie das genaue anatomische Wissen hat, ist mir schleierhaft; vielleicht gehörte das zu ihrer höfischen Ausbildung mit dazu. Auf der anderen Seite wird betont, dass sie keine Ahnung hatte, was sie tat.
Sie wird also danach vom Meisterspion ausgebildet und lernt, wie man Leute zu Krüppeln macht, ohne sie zu töten. (Persönliche Meinung, aber: Ich finde es manchmal sehr viel gnädiger, Leute zu töten, anstatt sie zu Krüppeln zu machen, insbesondere in einer mittelalterlich angehauchten Welt, wo einer verkrüppelten Wache wohl nur das Betteln bleibt, um sich zu ernähren.) Manchmal kämpft sie gegen acht Männer in voller Rüstung gleichzeitig, ohne Waffe, und besiegt sie alle. In mir schreit gerade etwas sehr laut „Mary-Sue!“
Fazit: Ich rätsele immer noch, was genau die „Gabe des Tötens“ denn nun ist, denn klar ist es mir nicht. Und außerdem nervt mich Katsa jetzt schon aus einem unerfindlichen Grund.

Der Flashback ist zu Ende, Katsa geht weiter über den Hof und wird von einem geheimnisvollen Mann aufgehalten, der sich mit ihr unterhält, nachdem sie seinen Arm gelähmt und ihn über ihre Schulter geworfen hat. Er landet auf den Füßen, also muss er ein Beschenkter sein. Und er ist „besonders“, weil er ein Lienid ist wie wahrscheinlich sie selbst und sie sich sagt, dass sie einen Lienid nicht töten kann.
Die Vernunft riet ihr, ihn zu töten. […] Ich werde Ihnen gar nichts sagen, und Sie müssen mich vorbeilassen.‘
Muss ich das?‘
Wenn Sie es nicht tun, muss ich Sie zwingen.‘
Meinen Sie, dass Sie das könnten?‘
Sie täuschte eine Rechte vor und er wich mühelos aus. Sie wiederholte es schneller. Wieder bog er sich zur Seite. Er war sehr gut. Aber sie war Katsa.
Ein kleiner Einblick auf Katsas Arroganz. Aus unerfindlichen Gründen lässt der Mann sie auf einmal vorbei und sagt, dass er ihr vertraut, was sie ausnutzt und ihn niederschlägt. Sie streckt seine betäubten Gliedmaßen aus (macht sie bei jeder Wache, um ihnen eine Schlafpille in den Mund zu legen) und er ist jünger, als sie gedacht hat, sein Hemd steht offen und das Licht glänzt auf seinem Schlüsselbein. Ich wittere ein Love Interest.
Sie reiten wieder zurück, nachdem sie in den Kerkern einen gefangenen Lienid gerettet haben, den sie zurück nach „Randa City“ bringen. Ich muss lachen, weil sich der Name einfach vollkommen unpassend anhört. „Stadt Randas“ hätte noch besser geklungen als „Randa City“.
Katsa denkt währenddessen über den geheimnisvollen Lienid nach, weil er ja jetzt weiß, wer sie ist, und dass sie ihn hätte töten sollen. „Aber er hatte weder bedrohlich noch verdächtig gewirkt. Und vor allem war er neugierig gewesen. Er hatte ihr vertraut.
Während ich mir mit der Hand an den Kopf schlage. Das Verhalten des Mannes war verspottend, das hat Katsa sogar selbst gemerkt, dass er nur mit ihr spielt. Nur, weil er gesagt hat, dass er ihr vertraut, heißt das noch lange nicht, dass er das auch wirklich tut. Herrgott, was würde sie tun, wenn ich ihr einen meiner Charaktere vor die Nase setzen würde, der auch noch höflich, rücksichtsvoll und vor Allem sehr subtil ist? Katsa würde sich von einer Klippe stürzen, wenn der sie freundlich darum bitten würde! D:
Und wir sind auf Seite 23, das erste Kapitel ist vorbei. Das Buch hat 493 Seiten, und das zweite Kapitel beginnt mit einer Erklärung über die verschiedenen Königreiche und deren Könige, die so verwirrend ist, dass ich nicht mehr durchgeblickt und das Buch beiseite gelegt habe. Auch jetzt, wo ich das nochmal durchgelesen habe, verspüre ich keinerlei Lust, damit weiterzumachen. Tut mir Leid.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen