Mittwoch, 30. März 2022

Entfernungen: Etwas, das sehr wichtig zu bedenken ist, wenn man eine magische Stimme hat

Mal wieder ist mir etwas bei Peter Jacksons Filmen aufgefallen, was man sicherlich abtun könnte, aber die Vorstellung ist einfach zu lustig.

Der Orthanc hat laut Buch eine Höhe von knapp 500 Fuß, umgerechnet sind das 152,4 Meter. Zum Vergleich: Die Notre-Dame ist gerade mal 69 Meter hoch. Die Rouen-Kathedrale (höchster gusseiserner Turm der Welt) liegt mit ihren 151 Metern knapp drunter, der Kölner Dom mit seinen 157,63 Metern etwas drüber.
Das Gedenkkreuz im Valle de los Caídros hat eine exakte Höhe von 152,4 Metern. Huh, ironisch. Worauf ich jedoch mit diesen ganzen Vergleichen hinauswill: Das alles ist ziemlich hoch.
Und nun stelle man sich vor, oben auf der Spitze steht jemand und versucht, sich mit unten auf dem 152 Metern tiefliegenden Erdboden stehenden Menschen normal zu unterhalten.


„Ihr habt viele Kriege geführt und viele Männer getötet, Théoden, König, und habt hinterher Frieden geschlossen.“

WIND: rauscht

„… was hat er gesagt?“

„Ich weiß nicht, hat er überhaupt etwas gesagt?“ 

„Ist er überhaupt schon da?

„Ja, da oben sehe ich einen weißen Fleck gegen den Himmel, aber das ist schwierig zu erkennen. Könnte Saruman sein, könnte aber auch nur ein Wolkenfetzen sein.“

„Der Wolkenfetzen bewegt sich aber weder gegen noch mit dem Wind, sondern bewegt sich gar nicht.“

„Legolas, was sehen deine Elbenaugen?“

„Ich sehe einen alten Mann dort oben stehen, der sich auf einen Stab stützt und aus irgendeinem Grund sehr unzufrieden aussieht.“

 

Das wird nicht funktionieren, selbst mit Brüllen nicht, und in Mittelerde existieren so etwas wie Megaphone oder Lautsprecher schließlich nicht. Jegliches Schreien wird demnach nicht helfen, und magische Stimme hin und her, solange die Stimme nicht mit Magie so laut gemacht werden kann, dass sie den ganzen Luftwiderstand überwinden kann und unten ankommt, wird alle Überredungskunst vergebens sein. Ganz zu schweigen davon, dass das auch umgekehrt funktioniert und Saruman definitiv nicht wird hören können, was die Leute ihm antworten.

©New Line Cinema


 

Schaut mal, Saruman, glaubt Ihr ernsthaft, dass die winzigen Pünktchen dort unten Euch hören können? Nein, nicht wirklich.


Es hat seine Gründe, weshalb Tolkien Saruman das Gespräch von seinem Balkon aus führen ließ. (Aber nein, dann kann der Zauberer keinen vollkommen unrealistischen Feuerball hinabschießen oder dramatisch vom Turm fallen. Das muss mit rein, weil... das kam im Buch vor! Ja, kam total im Buch vor!)


Sonntag, 20. März 2022

Weshalb anders mit Selbstmord in der Fiktion umgegangen werden sollte - ein Teaser

Eigentlich wollte ich (seit Jahren schon!) einen Blogeintrag über Selbstmord schreiben, weshalb die fiktionalen Charaktere sich sehr oft immer an nur dem einen, oberflächlichen Grund in den Tod stürzen und weshalb das bescheuert ist, dass alle Leute das immer noch so vollkommen selbstverständlich annehmen und akzeptieren und mich sehr, sehr ärgert und ermüdet. 

Sollte inklusive einiger bekannter und eigener Charaktere sein, anhand deren Beispiele ich hätte aufzeigen können: Oberflächlich gesehen, ja, stimmt schon, dass der Charakter das Gefühl hat, ohne seine Twu Wuv nicht mehr leben zu können, aber schaue mal bitte genauer hin: Da sind noch ein Haufen anderer Gründe, die ignoriert werden und die sehr viel schwerwiegender sind. 

(Ich weiß, es gibt viele Charaktere, auf die das nicht zutrifft, aber ich würde mich auf diese Sparte konzentrieren. Einfach, weil es mir doch immer noch zu häufig über den Weg läuft.)

Sonntag, 13. März 2022

Thorongil auf Altenglisch

Das Thema Namen ist immer eine sehr interessante Frage in der Fiktion.

Genauer gesagt, die Übersetzung von diesen in andere Sprachen, weil mir bei der Recherche, ob im Wörterbuch der Buchstabe þ beim Wort æþeling nach dem t oder vor dem t kommt, ein sehr unterhaltsames Wort über den Weg gelaufen ist.

Æstel. Klingt ganz ähnlich wie Estel. Und daraus entstand eine kurze Geschichte, was vielleicht erklärt, weshalb Aragorn in Rohan schnell den Namen Thorongil wählte.
Aber ich war dann doch wieder neugierig: Was bedeutet Thorongil, wenn man ihn ins Rohirrische übersetzt?


Der Name Thorongil, wenn man ihn als Þorongiel schreibt, würde von den Worten þorn (Dorn, Dornbusch), þorniht (dornig) oder þorfte (dürfen) kommen.

Der zweite Teil des Namens ist schwieriger, da eben das G vor einem e, i oder y in der Aussprache her zu einem j wird. Das Einzige, was ich dazu finde, ist das Wort ongieldan, was so in etwa für etwas büßen, sühnen, entschädigen bedeutet.

Man könnte natürlich auch onweald (Herrschaft, Macht, Autorität) – ha, nein. Hätte der Herr wohl gerne. Auch das haut von der Aussprache her nicht hin, da das ea eben nicht wie das moderne Englisch ie ausgesprochen wird, sondern eher æa. Onwindan (lockern, entspannen) passt da schon eher, aber auch nicht so gut wie ongieldan.

Was macht das also? Þorongiel – der büßende Dornbusch. Interessantes biblisches Bild.

Besser als Æstel, das Lesezeichen, ist es Allemal.

Dienstag, 1. März 2022

AC: Valhalla: Fuck yes, Altenglisch!

 Dieser Moment, in dem man beim Spielen von Assassins Creed: Valhalla so sehr grinsen muss, weil man sowohl Brocken des dort von den NPCs gesprochenen Altnordisch als auch des Altenglischen versteht... etwas schade nur, dasss es keine Sprachprobleme gibt. Ich wünschte, die NPCs würden lauter sprechen. Und warum müssen die Protagonisten Englisch sprechen und nicht Altnordisch mit Untertiteln? Ich sehe Verbesserungspotential.

Aber ich freue mich trotzdem so sehr, Altenglisch in einem PC-Spiel zu hören. Ich wünschte nur, es wäre lauter.

***

Aber AC:Valhalla hat natürlich ganz andere Probleme: Angefangen bei den sehr unpraktischen Frisuren, über stavkirker (Stabkirchen) in Norwegen, obwohl die zu dem Zeitpunkt noch gar nicht gebaut wurden, sondern erst so viertausend Jahre später bis hin zu dem Fakt, dass das als so toll dargestellte dual-wielding einfach nur bescheuert ist. Es ist eine Sache, das später in der Renaissance zu haben, mit einem Rapier in der einen und einem Parierdolch in der anderen Hand, praktisch für die engen Straßen und Innenräume Venedigs, aber... mit zwei Äxten? Zwei Schwertern? Nein. Einfach nur bescheuert. (Blogeintrag wird womöglich folgen.)