Sonntag, 16. August 2020

FF vs. FA

Manchmal vermisst du es, Fanfiktion zu schreiben. 

Die Dinge waren viel einfacher, als du es noch getan hast; du musstest nicht so sehr auf Kontinuität achten, noch nicht so sehr auf die Hintergründe im Text. (Du hast es trotzdem getan, weil es Spaß machte, und weil sich daraus schnell neue Charakterfacetten oder gar Plots bildeten. (Krähenfuß und Céne, zum Beispiel.)) Es war mit einer gewissen Leichtigkeit verbunden – die Gewissheit, dass du dich ganz auf den Charakter konzentrieren konntest und Fehler nun mal passierten. Die Gewissheit, dass du einfach die Geschichte abbrechen konntest, wenn sie dir nicht mehr gefiel. 

Jetzt ist diese Leichtigkeit auf einmal verschwunden. Du liest zu viel darüber, dass Autoren für ihre Werke angefeindet werden, wie diese auseinandergenommen und bis in das kleinste Detail auf Feminismus, Diversität, Kontinuität, historische/geographische/charakterliche Logik, übergeordnetes Thema analysiert werden. Du sagst dir zwar, dass das eigentlich nichts geändert hat; Kritik ist schließlich willkommen und du schreibst hauptsächlich für dich. Und doch… und doch…

Du ertappst dich immer wieder dabei, bei einer Szene innezuhalten, einen Schritt zurückzutreten und dich zu fragen: „Wie würde ein Leser diese Figur sehen? Würde sie zu klischeehaft herüberkommen? Tappe ich hiermit in eine Falle?“

Und dann: „Was sagt das über dich selbst aus? Was sehen fremde Menschen zwischen den Zeilen, was Menschen, die du kennst (kanntest)? Wie viel von dir selbst ist dir gelungen, zu verstecken? Wie viel ist sichtbar? Wie viel ist unbewusst in den Text mit eingeflossen?“ 

Solche Fragen hindern am Schreiben, ermüden, wecken Paranoia. Dabei sollte das egal sein; es ist der erste Entwurf, der sich noch ändern kann. Deshalb möchtest du schließlich Rückmeldung: Um dich zu verbessern.
Noch eine frustrierende Sache ist, dass gerade die Geschichte, die du jahrelang geplant hast, im Nachhinein so, so viel klischeehafter ist als das, was du in deinen emotionalen fünf Minuten heruntergeschrieben hast. Niemand erwartet, dass der erste Entwurf ganz am Anfang gleich perfekt ist.
Niemand, außer dir selbst. 

 

Um nicht von dem Fakt zu sprechen, dass es sich bei der momentanen Situation mit Diktatoren in verschiedensten Ländern und der allgemeinen Kritik an Regierungen irgendwie falsch anfühlt, über eine Regierung zu schreiben, die aus Verzweiflung, Unwissen und guten Absichten heraus einige verzweifelte Entscheidungen getroffen hat und nun irgendwie mit den Konsequenzen zurechtkommen muss… aber deshalb nicht automatisch böse ist. (Weil Geschichten immer ein Spiegel der Gesellschaft sein müssen.) Grauzonen sind nicht nur Protagonisten reserviert, sondern auch für Regierungen, verdammt, und meist hängt da einfach so viel mehr mit drin als einfach die Entscheidungen von korrupten, geldgierigen Machthabern. (Weshalb hätte ich sonst Aschenklinge geschrieben?)

Nicht, dass ich behaupten würde, dass solche Leute nicht existieren (es existieren genug), aber wenn der fünfzehnte König ein geldgieriger Monarch ist, der seine Untertanen ausbeutet weil... Gründe, wir brauchen einen Antagonisten, gegen den wir uns auflehnen können, dann ist das schon etwas ermüdend. 

Ich will schlafen.

Donnerstag, 13. August 2020

Wællac

 A/N: Ein sehr, sehr alter OS, den ich nach Jahren endlich fertiggestellt habe. Mir fehlt die Motivation, ihn hochzuladen, und da ein Teil schon damals auf diesem Blog war... warum also nicht? Vielleicht wird irgendwann auch stuntfolas "Ein Jahr in 100 Worten"-Beitrag hier auf dem Blog erscheinen.
Viel Spaß beim Lesen! :)

Montag, 10. August 2020

Vertrauen ist nicht zum Einfordern gedacht!

Sie blickte sich hilflos um. „Ich weiß nicht, wo ich bin“, sagte sie mit bebender Stimme. „Ich weiß auch nicht, wie ich hierher gekommen bin und wo ich bleiben soll. Könnten Sie vielleicht -“
„Dich aufnehmen?“ Der Mann, der sie vor wenigen Minuten gefunden hatte, lächelte auf sie herab. „Natürlich. Ich war ohnehin gerade auf dem Weg nach Hause.“
Das Mädchen stutzte. „Ähm -“ begann sie wachsam, „ich meinte eigentlich, ob -“
„Du kannst mir vertrauen“, sagte der Mann mit warmer Stimme. „Vor mir brauchst du keine Angst zu haben, ich werde dir nichts tun, und du hast mir geholfen. Ich bin dir was schuldig. Komm, ich wohne nicht weit weg, und wir haben ein Gästezimmer frei.“ Und er drehte sich um und ging ein paar Schritte, ehe er merkte, dass sie ihm nicht folgte.
„Ich wollte Sie eigentlich nach dem Weg zur nächsten Polizeistation fragen“, stieß das Mädchen hervor, welches nun die Arme verschränkt hatte.
„Aber der Weg zu mir ist kürzer“, erwiderte der Mann, der nun leicht verdutzt schien. „Komm schon, ich will dir nichts Böses. Bei uns hast du Essen und ein Dach über dem Kopf. Und du kannst bei uns so lange wie nötig bleiben.“
„Ich möchte lieber so schnell wie möglich nach einem Weg nach Hause su -“
„Du brauchst wirklich keine Angst vor mir zu haben.“ Der Mann lachte leise. „Ich werde dich schon nicht fressen. Aber gut: Wenn du wirklich lieber allein in einer dir fremden Stadt umherirren möchtest, ist das deine Sache. Ich stelle mich da nicht gegen deine Entscheidung.“ 

Na? Hat es jemand erkannt?
Das hier ist im Grunde das Gespräch zwischen Aragorn und Marotte, etwas weiter ausgeführt, aus Kapitel zwei von Waldläufer im Weltenwandel, nur mit vertauschten Rollen. Um zu erklären, weshalb das so auf mich wirkte.
Das hier habe ich noch einmal zur Verdeutlichung geschrieben, wie gruselig Marotte herüberkommt, und weshalb ich den Satz „du kannst mir vertrauen“ von im Grunde fremden Personen hasse.
Vertrauen ist etwas, das man freiwillig gibt – niemand hat das Recht, sich herauszunehmen, Vertrauen einzufordern. Und Leute, die Vertrauen einfordern wollen und dann beleidigt reagieren, wenn man es nicht gibt, sind ohnehin Menschen, denen man lieber aus dem Weg gehen sollte.
Es will schon etwas heißen, wenn ich Marotte gedanklich mit Gríma vergleiche. 

Ich möchte wirklich Vaseline zurück. Die war zwar allmächtig, aber wenigstens nicht so gruselig wie Marotte. Marotte macht einen nur immens angewidert und wütend und sehr, sehr müde.

Mittwoch, 5. August 2020

Saruman, die böse Fee

Ich habe mir gerade vor ein paar Jahren auf einer Seite die „30 bösesten Zitate aus Büchern“ angeschaut. Ich gebe zu, ich habe nur reingeschaut, weil „Silence of the lambs“ als Vorschau war und ich neugierig war, welches Zitat sie da wohl wählen würden.

Ich habe nicht mit Saruman gerechnet. Ich habe wirklich nicht mit Saruman gerechnet; vor Allem nicht mit Saruman, der auch noch solch ein Zitat abgibt.

Dienstag, 4. August 2020

König ohne Ahnung von seinem Königreich

Ich bin ja im Moment dabei, ein neues MSTing zu schreiben, und... es wäre anstrengend genug mit der ganzen Manipulation der Hauptcharaktere, aber allem setzt die Krone auf, dass Aragorn, Arathorns Sohn, keine Ahnung von seinem Königreich hat! :D
Ich lag lachend auf dem Boden. Hier ein Auszug aus Kapitel 8, als er Kindern erklärt, wie es in seiner Heimat aussieht, inklusive meiner Kommentare:


„Wie sieht es in Gondor aus?“
„Es besteht hauptsächlich aus Steinen. Sicher, dass er das nicht gerade mit den Emyn Muil verwechselt? Übersetzt heißt ‚Gondor‘ ‚Steinland‘. Die wenigen Bäume und Büsche, die dort wachsen, sind trocken und fast verdurstet. Was? Die Landschaft ist karg, es gibt nicht viel Grünes. Was? Und was – was ist mit Dol Amroth, mit dem Lebennin, mit den verfluchten Pelennorfeldern, den Emyn Arnen – dem Firienwald? Fucking Ithilien, liebreizend duftendes, grünes Land voller Bäume und Sträucher und Kräuter?! Alles karg und vertrocknet, ja? Deshalb ist Gondor ja auch so voller Menschen, nicht wahr? Weil es so karg und vertrocknet ist? In Minas Tirith, der Hauptstadt Gondors, bin ich aufgewachsen. Bitte was?! Bruchtal, was ist das? Jahrelange Reise, um mein Königserbe anzutreten, Widerwillen, dies zu tun – nee, nichts davon ist passiert! Ich hatte eine glückliche Kindheit in Minas Tirith, weil Ecthelion mich da hat aufwachsen lassen und ich nicht so etwas wie eine Rivalität mit seinem Sohn, Denethor, gehabt hätte und schließlich gehen musste, weil Denethor misstrauisch wurde! Nein, niemals passiert! Sie wird auch Königsstadt genannt. Viele tapfere Krieger fanden dort ihre letzte Ruhestatt. Das will ich noch nicht einmal absprechen, weil Schlacht bei den Pelennor-Feldern, aber… die Stadt heißt Königsstadt, weil da alle vorigen Könige, die dort geherrscht haben, dort auch begraben sind. (Außer Earnur, der ist verschollen, soweit ich weiß.) Plus der ganzen Truchsessen.

Und die ganzen Sachen über Gondor habe ich gerade aus dem Kopf heraus aufgezählt, und dabei bin ich noch nicht mal ein Fan von Gondor!
Bester. König. Gondors. Seit Jahrtausenden!