Donnerstag, 13. August 2020

Wællac

 A/N: Ein sehr, sehr alter OS, den ich nach Jahren endlich fertiggestellt habe. Mir fehlt die Motivation, ihn hochzuladen, und da ein Teil schon damals auf diesem Blog war... warum also nicht? Vielleicht wird irgendwann auch stuntfolas "Ein Jahr in 100 Worten"-Beitrag hier auf dem Blog erscheinen.
Viel Spaß beim Lesen! :)


Altenglische Vokabeln im Text:

ides = Edeldame, Jungfrau, von Gríma meist als „junge Herrin“ benutzt
héahwita = Erster Ratgeber des Königs
wællac = Schlachtspiel
Mundburg = rohirrischer Name für Minas Tirith




Wællac




Ein Reiter, stolz aufgerichtet und ganz in Weiß gekleidet, ritt über ein großes Schlachtfeld. Vor ihm warteten die dunklen Horden, und in der Ferne ragten die zwei dunklen Türe empor. Der Wind zerrte an seinem Umhang, das Gras war blutgetränkt.
Vor ihm rannte ein Geschöpf der gegnerischen Heeres, eine Sense schwingend, auf ihn zu und schrie Herausforderungen in seiner dunklen Sprache.

Der weißgewandete Reiter machte einen mächtigen Satz und streckte die Kreatur mit einem einzigen Hieb nieder. Blut befleckte seine Klinge, als er sie triumphierend in die Höhe reckte, eine Herausforderung gegen das dunkle Herrscherpaar schreiend, welches auf einem Hügel thronte und noch unberührt der Schlacht zusah.
Ein weiterer Bauer kam in seine Reichweite, und der Reiter trieb sein Pferd an und schlug auch ihn nieder. Schwarzes Blut zog eine lange Spur in der Luft, als er das Schwert zu sich riss, und sein treues Pferd wieherte.
Hinter ihm wurde der Ruf von seinen eigenen Truppen beantwortet, und sie alle schrien gemeinsam eine Herausforderung. Sie würden ihr Volk befreien und siegreich sein, Ruhm erlangen, für Herr und Land!



„Ihr träumt wieder, ides.

Die sanfte, leise Stimme riss sie aus ihrer Betrachtung der grünen Ebene heraus, auf der sie für einen Moment tatsächlich die Bilder der Schlacht vor sich gesehen hatte. Eine warme Brise wehte heran und spielte mit ihrem Reitkleid, mit ihrem goldblondem Haar, und ihre grauen Augen verengten sich leicht, als sie den scharfen Blick auf ihr Gegenüber richtete.
„Ich habe über meinen nächsten Zug nachgedacht, Herr héahwita“, widersprach sie, obgleich sie nicht verhindern konnten, dass sich ihre Wangen röteten.
Er lächelte nur aufgrund ihrer Worte und setzte seinen dunklen Läufer drei Felder auf dem schwarz-weißen Brett vor.
Sie nahm ihren zweiten Springer und schlug seinen Läufer, und sie konnte nicht umhin, ein wenig Triumph zu verspüren.
„Ihr benutzt Euren Springer zu viel“, bemerkte er, die Stirn gerunzelt, wie sie stolz sah.
Ihr Zug hatte ihn überrascht; er hatte nicht erwartet, dass sie so schnell so viele seiner Truppen in den Tod stürzen würde.
Der Ratgeber behielt die Stirn gerunzelt, als er über seinen nächsten Zug überlegte und schließlich einen erneuten Bauern ihrem Schwert opferte. Er lächelte nicht mehr, sein Gesicht war ernst, während er auf das Brett starrte.
Für einen Moment schwebte seine Hand über seinem König, dann jedoch rückte sein Springer vor.
Sie sah, dass er zögerte, dass er unsicher war, und innerlich triumphierte sie. Ich bin nicht so unwissend, wie Ihr glaubt! Ich habe einiges Wissen darüber, wie man eine Schlacht führt!


Ihr weißer Läufer lief über das Feld, und sie sah, wie er leicht den Kopf schüttelte.
„Das war unklug, ides.“
Ihre Augen blitzten. „Weshalb?“ fragte sie herausfordernd. „Ich bedränge Euren König, und Ihr sagt, dass mein Zug unklug war?“
„In einer Schlacht muss man den Überblick behalten“, erwiderte er. „Es nützt einem nichts, wenn man auf den Angriff drängt, aber den Überblick über seine eigenen Truppen verliert.“
„Ich habe nicht -“
Doch er wies auf das Spielfeld, und zu ihrem Schrecken sah sie, wie sein Turm in ihre eigenen Reihen gedrungen war und nun dort unheilverkündend stand. Er stand in einer Position, in der er ihr zwar nichts tun konnte, doch sie konnte ihn ebenso wenig schlagen.
Wann hatte er dies getan? Wann hatte er seinen Turm dorthin gezogen? Sie hatte ihn nicht bemerkt; hatte sich zu sehr auf den Angriff konzentriert.

Vorsichtshalber zog sie ihren König außerhalb seiner Reichweite, bis sie ein Zucken seiner Mundwinkel sah und bemerkte, dass dort auch eine seiner Figuren stand; sein zweiter Läufer.
Sie war eingekesselt, ahnungslos in eine vorbereitete Falle gelaufen, die sie nicht gesehen hatte.
Mit einem Schnauben ließ sie ihren König dort, wo er war und setzte stattdessen ihre Dame zum Schutz ein.
„Ihr habt mich mutwillig abgelenkt!“, klagte sie ihn an, als er den Kopf leicht schräg neigte und interessiert das nun veränderte Feld betrachtete. „Zudem hatte ich nicht dies hier im Sinn, als Onkel mir sagte, ich solle lernen, wie man eine Schlacht schlägt.“
Ein Lächeln zuckte um blasse Mundwinkel. „Dies hier“, sagte er leise und wies mit der Hand auf das bemalte Brett zwischen ihnen, auf dem die weißen und schwarzen Figuren standen, „ist genauso wichtig für den Verlauf einer Schlacht wie das Wissen, ein Schwert richtig zu führen. Ihr solltet aufmerksam bleiben; selbst, wenn es Euch schwer fallen mag. Später werdet Ihr einmal dankbar dafür sein.“
Sie runzelte die Stirn. „Für ein Schachspiel?“ fragte sie verwundert, und er neigte leicht den Kopf.
„Für die Strategie, die dahinter steht. Wenn Ihr einmal Männer in die Schlacht führen solltet, dann müsst Ihr wissen, wie Ihr vorgehen wollt. Es nützt nichts, wenn Ihr zwar allein sehr viele Feinde in den Tod reißen könnt, die Reihen hinter Euch jedoch ungeordnet sind und beim ersten Aufprall auseinander brechen.“
Sie sank auf ihrem Stuhl ein wenig zusammen, senkte den Kopf. „Ich werde niemals Männer in die Schlacht führen“, sagte sie bitter. „Ich bin eine Frau. Frauen führen keine Männer in die Schlacht.“
„Dennoch kann eine Frau wertvollen Rat geben, wenn sie in solcher Angelegenheit geschult ist.“
Rat!“ wiederholte sie und schnaubte. „Eure Berufung in Ehren, Herr héahwita, doch ich werde nicht stumm dasitzen und zuschauen, wenn Feinde es wagen sollten, sich vor unserer Tür niederzulassen!“
Ein dünnes Lächeln erschien in dem blassen, klugen Gesicht. „In diesem Fall mag es für Rat auch bereits zu spät sein“ erwiderte er, „und der einzige Weg wäre tatsächlich, hinauszugehen und zu kämpfen. Doch würdet Ihr tatsächlich in solch einem Fall das Leben Eurer Bevölkerung riskieren, wenn Ihr den Feind bis zu Eurer Haustür marschieren lasst? Denkt an Wulf.“
„Natürlich nicht!“ rief sie empört aus. „Ich würde Reiter ausschicken, um die Grenzen zu überwachen und gegebenenfalls dort schon gegen den Feind zu kämpfen und zurückzutreiben.“
„Ich sehe, der Herr Théodred hat Euch bereits einiges beigebracht“, bemerkte er. „Und was würdet Ihr Euch davon erhoffen?“
Für einen Moment starrte sie ihn ungläubig an, ihren Springer in der Hand. „Was ich mir davon erhoffe?“ fragte sie, während sie einen weiteren von seinen Bauern schlachtete. „Ich erhoffe mir davon den Frieden für mein Volk.“
Der Ratgeber schwieg für einen Moment.
„Frieden“, wiederholte er, während er auf das Brett starrte und schließlich seinen Turm ein Feld vorzog. „Was ist Frieden für Euch, wenn mir diese Frage erlaubt ist?“
„Eine Zeit, in der man nicht befürchten muss, angegriffen zu werden“, antwortete sie prompt. „Wo Mensch und Tier glücklich und zufrieden leben können, und der Gedanke an jegliche Bedrohung fern ist.“
„Ich habe nach Eurer Meinung des Friedens gefragt, ides, nicht nach der allgemeinen Deutung.“
„Meine Meinung unterscheidet sich nicht von der allgemeinen Deutung.“
Der Ratgeber schwieg für einen Moment, während er seinen Springer setzte.
„Bitte verzeiht, falls ich etwas missverstanden habe“, begann er langsam, „doch für mich lässt sich das Bild von Frieden und Eurem Verlangen, in einer Schlacht zu kämpfen, nur schwerlich vereinbaren.“
„Nicht, wenn der Frieden nach der erfolgreich geschlagenen Schlacht kommt.“ Sie überlegte einen Moment, ehe sie einen ihrer Bauern ein Feld gehen ließ, wartete auf seinen Zug.
„Ah. Es ist also der Ruhm, den Ihr begehrt.“


Beim leisen, verächtlichen Klang seiner Stimme blicke sie auf und sah ihm überrascht in das Gesicht. Er erwiderte ihren Blick nicht, starrte auf das Brett. Schließlich setzte er ebenfalls einen seiner Bauern ein Feld vor, doch sie dachte nicht daran, auf seinen Zug zu reagieren.

„Was ist falsch daran, sich Erfolg zu wünschen?“ fragte sie herausfordernd, während Hitze in ihren Wangen aufstieg. „Anerkennung? Ein einziges Wort des Dankes für all jene Pflichten, die man ohne zu klagen ausführt? Solltet Ihr dies nicht allzu gut kennen? Die Reiter spotten über Euch!“ Sie verstummte schlagartig; sah, dass sie bereits zu viel gesagt hatte.
Ein bitterer Zug glitt über das Gesicht des Ratgebers. „Ich bin mir dessen wohl bewusst und kenne die Namen, die sie mir geben“, sagte er. „Dennoch diene ich meinem Herren auf meine Weise und ziehe es vor, meine Ehre nicht mit dem Vergießen von Blut zu verdienen. Ruhm kann auch mit den richtigen Worten erlangt werden, nicht nur mit dem Schwert.“
„Gebt mir ein Beispiel aus der Geschichte, in der ein Mann allein mit Worten Ruhm erlangt hätte.“
„Eorl.“ Seine Antwort kam schneller, als sie es erwartet hätte. „Eorl zähmte allein mit seinen Worten das wilde Pferd Felárof, welches seinen Vater tötete. Das Tier konnte menschliche Worte verstehen und sah die Richtigkeit in ihnen, trug ihn willentlich in die Schlacht beim Celebrant. Seine Nachfahren dienen den Königen der Mark bis heute.“ Er wies mit der Hand auf das Brett. „Aber bitte: Ihr seid am Zug.“
„Eorl erlangte seinen Ruhm auf den Feldern vor Mundburg“, widersprach sie und zog nach kurzem Überlegen einen ihrer Türme bis zur Hälfte des Spielfeldes vor. „Er führte seine Männer siegreich aus der Schlacht.“
„In der Tat. Doch er verhandelte auch den Eid, der letztendlich uns dazu verpflichtet, Gondor zur Hilfe zu eilen, sollten sie diese brauchen. Nicht nur Schlachten haben Gewicht, ides. Manche Worte können viel ändern.
Sie schnaubte leise, ein kurzes, bitteres Lächeln auf den Lippen. „Es verwundert mich nicht, dass gerade Ihr so etwas sagt, Herr héahwita.“ Der Ratgeber hatte seine Dame eingesetzt, um ihren Turm zu schlagen, und sie zog ihre eigene vor. „Doch es gibt kein Lied über die Schließung des Eides von Eorl und Cirion, es gibt nur Lieder über Eorls erfolgreichen Ritt in die Schlacht. Jene, die kein Schwert in die Hand nehmen, sind es nicht würdig, besungen zu werden.“
„Und Ihr findet dies gerechtfertigt?“
„Nein!“ Ihre Stimme war forsch, und ihre Augen blitzten. „Lasst jene, die kämpfen wollen, mitreiten, um ihren Teil zum Sieg beizutragen!“
Der Ratgeber hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und sie mit verengten Augen beobachtet, nun schlug er den Blick nieder und faltete die Hände. „Und jene, die nicht kämpfen wollen – oder können?“ fragte er leise. „Die Kinder und die Alten, die Schwachen: Sind all diese Menschen ohne Ehre, nur, weil sie kein Schwert aufnehmen – oder es ihnen nicht erlaubt ist?“
„Dies sagte ich nicht.“
„Man könnte es denken, wenn man Euch zuhört. Worte haben Macht, ides. Manchmal ist es weiser, vorsichtiger zu sprechen.“
Sie sank ein wenig in sich zusammen. „Zumindest Jene, die der König spricht, haben Macht“, gab sie zu. „Und er denkt nicht einmal an mich, wenn er Entscheidungen treffen muss – Éomer und Théodred sind in solchen Fällen an erster Stelle. Selbst Ihr habt in diesem Fall einen höheren Rang inne als ich!“
Er schwieg einen Moment lang. „Würdet Ihr dem König Eure Gedanken sagen, wenn er Euch zuhören würde?“
„Ich würde dies“, sagte sie, seufzte dann jedoch auf. „Doch er tut dies nicht, und somit kann ich nichts ändern.“
„Außer vielleicht, wenn alle Männer erschlagen wären.“


Die Stimme des Ratgebers war leise gewesen, doch sie hatte ihn gehört und schnappte nach Luft, starrte ihn entsetzt an. Es stimmte, wenn sowohl Théoden und sein Sohn in einer Schlacht fallen sollten, zusätzlich zu Éomer, dann wäre sie

„Keiner von ihnen wird in einer Schlacht fallen“, sagte sie mit fester Stimme.
Der Ratgeber blinzelte und hob den Kopf. „Wie bitte? Verzeiht, ich muss in Gedanken versunken sein.“
„Ihr sagtet, dass – wenn der König und alle anderen fallen, dann würde -“ Sie holte bebend Luft, konnte nicht aussprechen, was sie dachte. Sie war die Schwestertochter des Königs, die Letzte des Hauses Eorl, sollten alle anderen fallen. Es würde ihre Aufgabe sein, das Volk zu führen.
Er starrte sie an, den Kopf leicht schräg geneigt, die Stirn gerunzelt. „Ich denke“, sagte er schließlich kühl, „Ihr missversteht, ides. Ich weiß nicht, was Ihr in meinen Worten gehört habt, doch sicherlich ist dies falsch. Nichts könnte mir ferner liegen als das Verlangen, meinen König in eine Schlacht zu schicken. In seinen Hallen ist er weitaus sicherer aufgehoben, dort kann ihm kein Leid zustoßen.
„Dann sind wir einer Meinung“, sagte sie. „Ich wünsche nicht, dass einer von ihnen in der Schlacht fallen sollte.“
„Und dennoch wünscht Ihr, selbst zu reiten“ erwiderte der Ratgeber, „wo in einer Schlacht der Tod doch so allgegenwärtig und zufällig ist.“ Wie, als wenn er damit seine Worte unterstreichen wollte, schlug seine Dame einen ihrer Bauern.
„Ich lerne, dank meiner Familie und dank Euch. Der Prinz sagt, je besser man mit den Waffen umgehen kann, umso besser kann man in einer Schlacht überleben.“
„Doch alles Können nützt nichts, wenn man gegen eine große Übermacht ankämpft“, bemerkte er. „Irgendwann ermüdet man. Und selbst jegliches Waffentalent – oder jeglicher Ruhm – schützt einen nicht vor einem Pfeil, den man nicht sieht.“
Sie lachte leise und hell auf, und er hob überrascht den Kopf. „Bitte verzeiht“, sagte sie, „doch ich sehe, dass Ihr weitaus besser an der Seite des Königs in den Hallen aufgehoben seid. Ich verurteile Euch nicht; jemand muss auch solche Aufgaben übernehmen. Nicht jeder kann gleich mutig sein, und Mut gehört in den Schwertkampf mit hinein. Mut, den Tod zu sehen und dennoch zu kämpfen.“Sie schlug seine Dame und stellte sie an den Rand des Spielbrettes.
„Ihr würdet“, sagte der Ratgeber langsam, als würde es ihm schwer fallen, diese Worte auszusprechen, „Ihr würdet einer Übermacht – einem übermächtig erscheinenden Feind, einem dunklen König mit eiserner Krone, einem Heer von tausenden von Gegnern – eher in das Gesicht lachen, als zu fliehen?“„Ja“, erwiderte sie. Er schien zu zögern, seine Hand schwebte über seinem verbliebenen Turm.


„Dann beuge ich mich. Gut gespielt, ides.“

Mit einer leichten Bewegung stieß er seinen eigenen König um, der klappernd umfiel und einen Bauern mit vom Spielbrett schubste.Sie streckte schon die Hand aus, um ihren nächsten Zug zu tätigen, hielt dann jedoch inne, als ihr die Bedeutung seiner Geste bewusst wurde.
„Es… es ist vorüber?“
„Ja.“
Für einen Moment starrte sie ungläubig auf das Brett. Es machte keinen Sinn; er hatte, soweit sie sehen konnte, noch mehrere Möglichkeiten, seine Figuren zu ziehen. Die Bedeutung dessen dämmerte ihr im nächsten Augenblick.
„Ihr habt mich gewinnen lassen!“ klagte sie ihn an.
„Natürlich“, erwiderte er ruhig, und dies fachte ihren Zorn noch mehr an.
„Ihr solltet mich nicht verschonen!“
„Habe ich das getan, Euch verschont?“ fragte der Ratgeber und verzog das Gesicht. „Ist es denn Gnade, wenn man einer Niederlage wissend in das Auge blickt, aber dennoch weiterkämpft? Oder ist dies Torheit? Im Kampf gibt es, wenn der Gegner zu stark erscheint, immer noch die Möglichkeit, ihm das zu geben, wonach er verlangt – den Schein eines Sieges – und sich zurückzuziehen.“
Sie starrte ihn wütend an. „Ihr seid vom Schlachtfeld geflohen“, sagte sie, als wenn dies ein undenkbares Vergehen wäre.
„Ich habe Euch den Sieg überlassen und habe mich zurückgezogen“, berichtigte er. „Es gibt einen Unterschied zwischen kopfloser Flucht und einem geplanten Rückzug – das eine mag einem dennoch den Tod bringen, bei dem Anderen bleibt man für gewöhnlich am Leben und kann einen erneuten Angriff planen, in dem Wissen um die Schwachstellen seines Gegners.“ Er seufzte leicht, als er das Unverständnis in ihren Augen sah. „Doch wie Ihr wünscht. Ich werde Euch nicht verschonen, weder jetzt noch in Zukunft.“
„Ich werde mich zu wappnen wissen.“
Ein flüchtiges Lächeln zuckte über sein Gesicht.
„Das hoffe ich doch, ides.



ENDE



A/N: Dieser OS wurde Ende 2014 von mir angefangen und sollte erst natürlich noch in eine ganz andere Richtung laufen. Doch dann kam ich nicht weiter, Gríma veränderte sich, die ides veränderte sich zu meiner großen Frustration, von mir selbst ganz zu schweigen, und demnach ist das Ende… sehr, sehr anders geworden als ursprünglich geplant. (Oh, es ist schon das originale Ende von 2014, aber es hat seine Bedeutung und sein Gewicht verändert.)

Ich muss sagen, es hat mich amüsiert, zuzuschauen, wie Gríma im Laufe des OS immer frustrierter wurde. Eigentlich hatte er kurz vor Ende noch zugeben sollen, dass er die ides nicht versteht und dass er sich eben fürchtet, aber das passte dann doch nicht und wäre zu viel Ehrlichkeit geworden.
Eine kleine Extraszene, die ich ursprünglich mit einbauen wollte, aber mit dem veränderten Ton nicht dazu kam, ist hier zu finden:


„Zu spät“, sagte er leise, während er seinen Bauern in ihren Reihen bis zum letzten Feld vorzog und ihn vom Brett nahm. Er stellte ihn an die Seite, überlegte für einen Moment und wählte dann seinen vormals geschlagenen Läufer aus, den er wieder auf seine Anfangsposition stellte.

Sie runzelte die Stirn, und er sah ihren Blick.
„In einer Schlacht kann selbst ein unnütz erscheinender Reiter einen große Unterschied machen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Natürlich kann man im wirklichen Leben keine Toten wiederbeleben, aber das Bild an sich hat seine Richtigkeit.“
Sie sog tief Luft ein, den Blick wie gebannt auf das Brett gerichtet. „Eine Königin kann sich als Bauer verkleiden“, flüsterte sie, und ein kurzer Schatten wie von Verärgerung schien über sein Gesicht zu huschen.
„In der Tat“, stimmte er leise zu, und eine gewisse Kälte hatte sich in seinen Ton geschlichen, „vorausgesetzt, sie ist vorher bereits erschlagen worden – und sie kann immer noch fallen, ohne etwas zu bewirken. Und die Hinterbliebenen werden sicherlich um sie trauern.“


Dies ist, natürlich, eine kleine Anspielung auf Dernhelm und sollte ein Hinweis darauf sein, dass in diesem Universum Gríma die ides auf die Idee zu ihrer Verkleidung brachte.

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