Sie blickte sich
hilflos um. „Ich weiß nicht, wo ich bin“, sagte sie mit bebender
Stimme. „Ich weiß auch nicht, wie ich hierher gekommen bin und wo
ich bleiben soll. Könnten Sie vielleicht -“
„Dich aufnehmen?“ Der Mann, der sie vor wenigen Minuten gefunden hatte, lächelte auf
sie herab. „Natürlich. Ich war ohnehin gerade auf dem Weg nach
Hause.“
Das Mädchen stutzte. „Ähm -“ begann sie wachsam, „ich meinte eigentlich,
ob -“
„Du kannst mir
vertrauen“, sagte der Mann mit warmer Stimme. „Vor mir brauchst
du keine Angst zu haben, ich werde dir nichts tun, und du hast mir
geholfen. Ich bin dir was schuldig. Komm, ich wohne nicht weit weg,
und wir haben ein Gästezimmer frei.“ Und er drehte sich um und
ging ein paar Schritte, ehe er merkte, dass sie ihm nicht folgte.
„Ich wollte Sie
eigentlich nach dem Weg zur nächsten Polizeistation
fragen“, stieß das Mädchen hervor, welches nun die Arme
verschränkt hatte.
„Aber der Weg zu
mir ist kürzer“, erwiderte der Mann, der nun leicht verdutzt
schien. „Komm schon, ich will dir nichts Böses. Bei uns hast du
Essen und ein Dach über dem Kopf. Und du kannst bei uns so lange wie
nötig bleiben.“
„Ich möchte
lieber so schnell wie möglich nach einem Weg nach Hause su -“
„Du brauchst
wirklich keine Angst vor mir zu haben.“ Der Mann lachte leise. „Ich
werde dich schon nicht fressen. Aber gut: Wenn du wirklich
lieber allein in einer dir fremden Stadt umherirren möchtest,
ist das deine Sache. Ich stelle mich da nicht gegen deine
Entscheidung.“
Na? Hat es jemand
erkannt?
Das hier ist im
Grunde das Gespräch zwischen Aragorn und Marotte, etwas weiter
ausgeführt, aus Kapitel zwei von Waldläufer im Weltenwandel,
nur mit vertauschten Rollen. Um
zu erklären, weshalb das so auf mich wirkte.
Das
hier habe ich noch einmal zur Verdeutlichung geschrieben, wie
gruselig Marotte herüberkommt, und weshalb ich den Satz „du kannst
mir vertrauen“ von im Grunde fremden Personen hasse.
Vertrauen
ist etwas, das man freiwillig gibt
– niemand hat das Recht, sich herauszunehmen, Vertrauen
einzufordern.
Und Leute, die Vertrauen
einfordern
wollen und dann beleidigt reagieren, wenn man es nicht gibt,
sind ohnehin Menschen, denen man lieber aus dem Weg gehen sollte.
Es will schon etwas heißen, wenn ich Marotte gedanklich mit Gríma vergleiche.
Ich möchte wirklich Vaseline zurück. Die war zwar allmächtig, aber wenigstens nicht so gruselig wie Marotte. Marotte macht einen nur immens angewidert und wütend und sehr, sehr müde.
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