„Tolkien made the
wrong choice when he brought Gandalf back. Screw Gandalf. He had a
great death and the characters should have had to go on without him.”
”I always felt like
Gandalf should have stayed dead.”
”I never liked Gandalf
the White as much as Gandalf the Grey, and I never liked him coming
back. I think it would have been an even stronger story if Tolkien
had left him dead.”
- George
R.R.Martin
Donnerstag, 10. März 2016
Juchei, gestern kam der neue Trailer
für die sechste Staffel von Game of Thrones raus, alle sind
glücklich, alle sind froh, und ich bin mal wieder die Einzige, die
bei der Reaktion des Internets auf den Trailer das Gesicht verzogen
hat.
Wenn GRRM sein
eigenes Statement bricht und Jon wiederbelebt, werde ich überlegen,
mit der Serie aufzuhören. Mit den Büchern.
(Wahrscheinlich nicht; ich weiß jetzt
schon, dass ich mir den sechsten Band trotzdem kaufen werde, um
herauszufinden, ob mein Lieblingslord überlebt.
Auch, wenn seine Überlebenschancen leider
nicht wirklich hoch sind, da niemand ihn
wirklich mag. Weshalb
suche ich mir immer solche Leute aus?
Außerdem möchte ich ja doch wissen, wie
es mit den anderen Charakteren, also Bran,
Dany, Tyrion, Davos, Reek/Theon, Asha, Sansa, Arya, Victarion usw.
weitergeht.)
Aber dieser
Hype im
Moment („omg, Jon Snow lebt noch, er lebt noch!“) hat mich die
Augen verdrehen lassen.
GRRM hat sich da ja auch mit Varamyr
Sixskins einen Weg gelegt, nämlich die Möglichkeit, dass Jon
einfach in Ghost „wargt“. Aber ist das, so gesehen, nicht auch
eine Art schummeln?
Fantasy hat den Ruf, einfach zu
schreiben zu sein. Man hat Magie, Drachen, Prophezeiungen und
Geister, die es schließlich in den meisten anderen Genres nicht
gibt. Man kann schreiben, dass Essen aus dem Nichts auf einem Tisch
erscheint und das als Magie ausgeben; man kann schreiben, dass die
Leute in einem Land mit einem Fingerschnippen Kohle in Gold
verwandeln können. Das ist in Ordnung, das zu schreiben; nur sollte
man sich dann etwas genauer Gedanken darüber machen, was das für
Auswirkungen für das Land und die Welt hat, die man
sich da erfunden hat. Wenn Geld nichts mehr wert ist, wird es dafür
andere Gegenstände geben, die dafür auf einmal an Wert gewinnen und
die man nicht so einfach kaufen kann. (Lebensmittel, zum Beispiel,
denn Gold kann man nicht essen. Oder Freunde, die einem wirklich
loyal gegenüber sind und nicht nur hinter dem Geld her.) Und wie
sähe das mit dem Import/Export aus? Wie sähe das Land an sich aus,
so voller Kohlemienen, um Gold zu erschaffen? Oder gibt es etwa ein
Gesetz, dass besagt, dass Staatsalchemisten Zauberer aus
wirtschaftlichen Gründen kein Gold und keine Menschen
transmutieren erschaffen dürfen, da das ansonsten der Wirtschaft
erheblich schaden und ins Ungleichgewicht geraten würde? (Hiromu
Arakawa hat ein geniales Worldbuilding betrieben, und man merkt, dass
sie sich unglaublich viele Gedanken darüber gemacht hat, was mit
ihrer Magie aka Alchemie möglich ist. Und generell die ganze Story.
Und die Welt und umliegenden Länder. Ich will auch! T.T)
GRRM hat eine immense Welt mit
unglaublich vielen Kulturen, Göttern, Glauben und Charakteren
erschaffen und hat auch schon recht früh wissen lassen, dass es
manchen Priestern möglich ist, die Toten wiederzubeleben, zu einem
gewissen Preis. Es gibt das Geschenk des Ertrunkenen Gottes, wo die
Leute noch einmal ertränkt werden und ein Priester ihnen dann den
Kuss des Lebens gibt, mit anscheinend keinen Nebenwirkungen für den
Toten. Die Priester R‘hllors haben eine sehr ähnliche Gabe, denn
auch sie können den Kuss des Lebens den Toten geben, dort jedoch ist
es das Feuer des Lebens, und die Toten verlieren immer ein Stück
ihrer Selbst. (*hust* Stonehearts Motto: Alle Freys umbringen. Jeden,
der mit den Lannisters im Bunde stand, egal ob unschuldig oder nicht.
*hust* Bringen wir mal alle Bannerleute der Lannisters um. *hust*
Jemand sollte ihr sagen, dass die Boltons auch daran beteiligt waren,
aber vielleicht weiß sie es nicht oder will es nicht wahrhaben. Was
ein äußerst interessanter Blickwinkel wäre. (Und nein, ehe jemand
fragt; ich halte nicht wirklich etwas von dem Cat/Roose-Pairing. Das
ist doch etwas... schräg. Ähnlich, wie wenn man Éowyn/Gríma
schreiben würde, das ist ähnlich schräg und würde nicht
funktionieren.))
Vielleicht fühlt sich das mit Varamyr
wie schummeln an, weil es der Prolog vom fünften Band war und Jon am
Ende von diesem starb. Vielleicht, weil man sich allzu bewusst ist,
dass Melisandre immer noch in Castle Black ist. Vielleicht, weil
diese tolle R+L=J existiert, über die ich so sehr die Augen verdrehe
und inständig hoffe, dass das nur ein red herring von GRRM war. (Ich
fürchte, das war es nicht.)
Dabei mag
ich Jon. Ich fand es immer äußerst interessant, seinen POV in den
Büchern zu lesen und mitzubekommen, wie er mit der Verantwortung,
Lord Commander zu sein, kämpft, mit seinem
Bastardstatus und seinem Wunsch, Herr über Winterfell zu sein,
seiner doch etwas versteckten Eifersucht
auf Robb. Wie es
ihm nicht genug
erscheint, Lord Commander der Nights Watch zu sein. Und
ja, auch ich war erst recht schockiert, als Jon am Ende von A
Dance with Dragons einfach
niedergestochen wurde. (Auch, wenn ich
halbwegs der Meinung war, dass das gerechtfertigt war. Er wollte die
Night‘s Watch gegen die Boltons führen, und in den Regeln steht,
dass die Night‘s Watch neutral bleibt und sich nicht in die
Probleme der seven kingdoms einmischt. Und dann wollte Jon das sogar
auch „nur“, um seine Schwester zu retten. Auch,
wenn ich natürlich verstehe, dass er da sehr emotional wird, aber
wer sagt denn, dass der pinke Brief eben nicht nur ein fake von...
Thorne(?) Stannis(?) wen-gibt-es-noch (?) war?)
Außerdem wäre es interessant zu lesen,
wie sich die Night‘s Watch neu organisieren muss, weil sie ihren
Lord Commander
umgebracht haben; wie der Rest der
überlebenden Stark-Familie mit dieser Nachricht umgeht.
Ich meine, es ist ja
nicht so, als wenn ich es ihm nicht gönnen
würde, wiederbelebt zu werden; einfach, weil er ein sehr
interessanter Charakter war. Ned war auch ein sehr interessanter
Charakter; den hat GRRM aber auf Nimmerwiedersehen dem Sensenmann
übergeben. Außerdem war Jon eher diplomatisch veranlagt, und das
war doch teilweise eine willkommene Abwechslung zu den ganzen hohen
Lords, die nur mit ihren eigenen Problemen beschäftigt
sind und immer „Ich! Ich! Ich!“ schreien. (Ich
hatte mal eine Theorie gelesen, in der er am Ende eine Art ‚Wächter
der Mauer‘ wird und Frieden mit den White Walkers schließt, die
sich daraufhin wieder zurückziehen. Ich mochte die Theorie, die
gefiel mir gut, eben weil sie mehr diesen
„wir machen ein Kompromiss, als dass wir uns sinnlos
abschlachten“-Ansatz hatte. Und
weil sie eben angedeutet hatte, dass die White Walkers auch keine
rein „böse“ Macht war, die Westeros übernehmen will, weil...
Keks? Weil es keine Drachenkönige mehr gibt und sie Rhaegars und
Aegons Tod „gespürt“ haben und meinen, dass sie jetzt Westeros
wieder mit Eis überziehen können?)
Deshalb mag ich den
Gedanken nicht, dass Jon Azor Ahai sein könnte und/oder zusätzlich
noch ein Targaryen. Jon wächst aus
eigener Kraft zum Lord Commander heran,
und deshalb habe ich wahrscheinlich das Gefühl, GRRM würde
schummeln, würde er jetzt auf einmal zeigen: „Oh, Jon war schon
die ganze Zeit ein Targaryen und hat ein Anrecht auf den Iron Throne
und es hat nur niemand bemerkt!“ Es würde sich einfach äußerst...
billig anfühlen, wenn ihm alles jetzt auf einmal in den Schoß
fallen würde, und in gewissem Maße ungerecht. Wenn
sich tatsächlich herausstellt, dass er so etwas ist, dann hoffe ich,
dass er bei der Night‘s Watch bleibt und alle seine royalen Titel
wieder abgibt, weil er gemerkt hat, dass er ein fähiger Kommandant
ist, der den Wall halten kann. Aber das bleibt alles in der Schwebe
bis April, bzw. bis Winds of Winter,
nicht wahr?
Ich
schätze, dass es
wohl auch mal
wieder der Hype ist,
der mich so sehr abschreckt und der mich wieder eher meinen Boltons
zuwenden lässt. (Außerdem wurde Jon im
Trailer so oft gezeigt, dass ich mir schon fast wieder sicher bin,
dass er wiederbelebt wird. D&D kennen schließlich ihre Fans, und
sie kennen den Snow-Hype.)
Solch
ein Hype ist gefährlich. Dieses Hoch-in-den-Himmel-loben von
Charakteren hat mir schon Éowyn genommen, weil ich das selbst nicht
mehr ausgehalten habe, dass ich sie in meinen alten
Geschichten zu einer Mary-Sue ohne Fehler
gemacht hatte. Also habe ich sie in eine andere Geschichte
geschrieben und sie da ziemlich gründlich zerstört. Wirklich
sehr gründlich. Letzten Endes war sie nur
noch eine Art willenlose Puppe, eine vollkommen andere
Persönlichkeit, nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ich bin ehrlich,
wenn ich sage, dass das nur halbwegs beabsichtigt war. Ja,
ich hatte sie brechen, zerstören wollen, aber nicht... nicht ganz so
heftig. Nicht so. (Lost
your patience, didn‘t you?) Damals
hatte ich noch beim Schreiben triumphierend gegrinst;
jetzt schaue ich
betreten weg.
Seitdem zucke ich innerlich immer ein
bisschen zusammen, wenn ich irgendwo Bilder von ihr sehe und verziehe
anscheinend tatsächlich das Gesicht, wie mir letztens jemand etwas
verwundert mitgeteilt hat. (Kein Wunder, dass ich mehr und mehr zu
Gríma und Saruman abgeglitten bin.)
Das Einzige, was ich an der Geschichte
noch mag, ist in etwa die Thematik (sehr von dem Buch Misery
von Stephen King inspiriert), ab und an der sprachliche Ausdruck und
die Reaktion der Canoncharaktere, von denen mir viele Leser gesagt
haben, dass sie trotz dem immensen AU sehr in character
geblieben sind, worüber ich mich gefreut habe. Es hat wirklich sehr
viel Spaß gemacht, diese so hilflose Wut von Éomer zu beschreiben;
zu sehen, dass seine Schwester zwar noch am Leben ist, aber so
vollkommen... verändert. Generell eine sehr interessante Thematik,
die ich aber keinesfalls mit den gleichen Charakteren wiederholen
werde. Méfugyn ist tot (is she now? She haunts you still),
und das ist gut so.
Die Schuldgefühle bleiben trotzdem
immer noch, auch jetzt, Jahre später, und ich weiß, dass ich Éowyn
eigentlich nicht mehr schreiben möchte. Wahrscheinlich auch ein
Grund, weshalb mein Gríma in meinen neueren Geschichten immer
so bitter und abweisend erscheint, wenn das Thema angesprochen wird,
weil ich da wohl doch recht viel von mir selbst mit habe einfließen
lassen.
Hängen tue ich trotzdem unweigerlich
noch an ihr, nicht nur wegen Gríma selbst, aber auch, weil ich sie
eben doch immer noch bewundere für ihren Mut und ihre Tapferkeit.
Sie bleibt schön und bewundernswert (und manchmal so unglaublich
töricht, dass man ihr am Liebsten ein wenig rationalen Verstand
geben möchte), doch die Erinnerungen sind unweigerlich bitter
geworden.
Ha, was habe ich mich denn auch
anmaßen wollen, sie zu besitzen, brechen zu wollen? Sie ist nur
geliehen, wie alle anderen auch.
Ic bedece ymb forgíefedness, ides.
Musik während des
Schreibens gehört: The Last Waltz
aus dem „Oldboy“-OST von Jo Yeong-wook, und ich bin jetzt wieder so emotional, vor Allem nach dem Schreiben des letzten Absatzes und lache leise und gequält und bitter vor mich hin und schüttele den Kopf über meine eigene Dummheit. Mäh.
Ich mochte die R+L=J Theorie sehr, aber vor allem, als ich noch fast die Einzige im dt. Fandom war, die sie vertreten hat. *setzt Hipsterbrille auf*
AntwortenLöschenAnsonsten kann ich mich mit deinen Emotionen im letzten Absatz sehr identifizieren (geht mir oft auch so, wenn ich einen Text schreibe, der auch nur ansatzweise persönlich wird) und ich danke dir, dass du tatsächlich die von dir angekündigten Themen umsetzt.
Jetzt bleibt mir nur noch zu sagen, dass sich jemand, der einen Charakter "Varamyr" nennt und gleichzeitig auf Tolkien herumhackt, meine Sympathien gründlich verspielt hat. Súlime out.