Donnerstag, 24. März 2016

Schnee fiel... und du sagtest, Gandalf hätte tot bleiben sollen, GRRM?

Tolkien made the wrong choice when he brought Gandalf back. Screw Gandalf. He had a great death and the characters should have had to go on without him.”
”I always felt like Gandalf should have stayed dead.”
”I never liked Gandalf the White as much as Gandalf the Grey, and I never liked him coming back. I think it would have been an even stronger story if Tolkien had left him dead.”
- George R.R.Martin


Donnerstag, 10. März 2016

Juchei, gestern kam der neue Trailer für die sechste Staffel von Game of Thrones raus, alle sind glücklich, alle sind froh, und ich bin mal wieder die Einzige, die bei der Reaktion des Internets auf den Trailer das Gesicht verzogen hat.
Wenn GRRM sein eigenes Statement bricht und Jon wiederbelebt, werde ich überlegen, mit der Serie aufzuhören. Mit den Büchern. (Wahrscheinlich nicht; ich weiß jetzt schon, dass ich mir den sechsten Band trotzdem kaufen werde, um herauszufinden, ob mein Lieblingslord überlebt. Auch, wenn seine Überlebenschancen leider nicht wirklich hoch sind, da niemand ihn wirklich mag. Weshalb suche ich mir immer solche Leute aus? Außerdem möchte ich ja doch wissen, wie es mit den anderen Charakteren, also Bran, Dany, Tyrion, Davos, Reek/Theon, Asha, Sansa, Arya, Victarion usw. weitergeht.)
Aber dieser Hype im Moment („omg, Jon Snow lebt noch, er lebt noch!“) hat mich die Augen verdrehen lassen.
GRRM hat sich da ja auch mit Varamyr Sixskins einen Weg gelegt, nämlich die Möglichkeit, dass Jon einfach in Ghost „wargt“. Aber ist das, so gesehen, nicht auch eine Art schummeln?


Fantasy hat den Ruf, einfach zu schreiben zu sein. Man hat Magie, Drachen, Prophezeiungen und Geister, die es schließlich in den meisten anderen Genres nicht gibt. Man kann schreiben, dass Essen aus dem Nichts auf einem Tisch erscheint und das als Magie ausgeben; man kann schreiben, dass die Leute in einem Land mit einem Fingerschnippen Kohle in Gold verwandeln können. Das ist in Ordnung, das zu schreiben; nur sollte man sich dann etwas genauer Gedanken darüber machen, was das für Auswirkungen für das Land und die Welt hat, die man sich da erfunden hat. Wenn Geld nichts mehr wert ist, wird es dafür andere Gegenstände geben, die dafür auf einmal an Wert gewinnen und die man nicht so einfach kaufen kann. (Lebensmittel, zum Beispiel, denn Gold kann man nicht essen. Oder Freunde, die einem wirklich loyal gegenüber sind und nicht nur hinter dem Geld her.) Und wie sähe das mit dem Import/Export aus? Wie sähe das Land an sich aus, so voller Kohlemienen, um Gold zu erschaffen? Oder gibt es etwa ein Gesetz, dass besagt, dass Staatsalchemisten Zauberer aus wirtschaftlichen Gründen kein Gold und keine Menschen transmutieren erschaffen dürfen, da das ansonsten der Wirtschaft erheblich schaden und ins Ungleichgewicht geraten würde? (Hiromu Arakawa hat ein geniales Worldbuilding betrieben, und man merkt, dass sie sich unglaublich viele Gedanken darüber gemacht hat, was mit ihrer Magie aka Alchemie möglich ist. Und generell die ganze Story. Und die Welt und umliegenden Länder. Ich will auch! T.T)

GRRM hat eine immense Welt mit unglaublich vielen Kulturen, Göttern, Glauben und Charakteren erschaffen und hat auch schon recht früh wissen lassen, dass es manchen Priestern möglich ist, die Toten wiederzubeleben, zu einem gewissen Preis. Es gibt das Geschenk des Ertrunkenen Gottes, wo die Leute noch einmal ertränkt werden und ein Priester ihnen dann den Kuss des Lebens gibt, mit anscheinend keinen Nebenwirkungen für den Toten. Die Priester R‘hllors haben eine sehr ähnliche Gabe, denn auch sie können den Kuss des Lebens den Toten geben, dort jedoch ist es das Feuer des Lebens, und die Toten verlieren immer ein Stück ihrer Selbst. (*hust* Stonehearts Motto: Alle Freys umbringen. Jeden, der mit den Lannisters im Bunde stand, egal ob unschuldig oder nicht. *hust* Bringen wir mal alle Bannerleute der Lannisters um. *hust* Jemand sollte ihr sagen, dass die Boltons auch daran beteiligt waren, aber vielleicht weiß sie es nicht oder will es nicht wahrhaben. Was ein äußerst interessanter Blickwinkel wäre. (Und nein, ehe jemand fragt; ich halte nicht wirklich etwas von dem Cat/Roose-Pairing. Das ist doch etwas... schräg. Ähnlich, wie wenn man Éowyn/Gríma schreiben würde, das ist ähnlich schräg und würde nicht funktionieren.))
Vielleicht fühlt sich das mit Varamyr wie schummeln an, weil es der Prolog vom fünften Band war und Jon am Ende von diesem starb. Vielleicht, weil man sich allzu bewusst ist, dass Melisandre immer noch in Castle Black ist. Vielleicht, weil diese tolle R+L=J existiert, über die ich so sehr die Augen verdrehe und inständig hoffe, dass das nur ein red herring von GRRM war. (Ich fürchte, das war es nicht.)
Dabei mag ich Jon. Ich fand es immer äußerst interessant, seinen POV in den Büchern zu lesen und mitzubekommen, wie er mit der Verantwortung, Lord Commander zu sein, kämpft, mit seinem Bastardstatus und seinem Wunsch, Herr über Winterfell zu sein, seiner doch etwas versteckten Eifersucht auf Robb. Wie es ihm nicht genug erscheint, Lord Commander der Nights Watch zu sein. Und ja, auch ich war erst recht schockiert, als Jon am Ende von A Dance with Dragons einfach niedergestochen wurde. (Auch, wenn ich halbwegs der Meinung war, dass das gerechtfertigt war. Er wollte die Night‘s Watch gegen die Boltons führen, und in den Regeln steht, dass die Night‘s Watch neutral bleibt und sich nicht in die Probleme der seven kingdoms einmischt. Und dann wollte Jon das sogar auch „nur“, um seine Schwester zu retten. Auch, wenn ich natürlich verstehe, dass er da sehr emotional wird, aber wer sagt denn, dass der pinke Brief eben nicht nur ein fake von... Thorne(?) Stannis(?) wen-gibt-es-noch (?) war?) Außerdem wäre es interessant zu lesen, wie sich die Night‘s Watch neu organisieren muss, weil sie ihren Lord Commander umgebracht haben; wie der Rest der überlebenden Stark-Familie mit dieser Nachricht umgeht.
Ich meine, es ist ja nicht so, als wenn ich es ihm nicht gönnen würde, wiederbelebt zu werden; einfach, weil er ein sehr interessanter Charakter war. Ned war auch ein sehr interessanter Charakter; den hat GRRM aber auf Nimmerwiedersehen dem Sensenmann übergeben. Außerdem war Jon eher diplomatisch veranlagt, und das war doch teilweise eine willkommene Abwechslung zu den ganzen hohen Lords, die nur mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind und immer „Ich! Ich! Ich!“ schreien. (Ich hatte mal eine Theorie gelesen, in der er am Ende eine Art ‚Wächter der Mauer‘ wird und Frieden mit den White Walkers schließt, die sich daraufhin wieder zurückziehen. Ich mochte die Theorie, die gefiel mir gut, eben weil sie mehr diesen „wir machen ein Kompromiss, als dass wir uns sinnlos abschlachten“-Ansatz hatte. Und weil sie eben angedeutet hatte, dass die White Walkers auch keine rein „böse“ Macht war, die Westeros übernehmen will, weil... Keks? Weil es keine Drachenkönige mehr gibt und sie Rhaegars und Aegons Tod „gespürt“ haben und meinen, dass sie jetzt Westeros wieder mit Eis überziehen können?)
Deshalb mag ich den Gedanken nicht, dass Jon Azor Ahai sein könnte und/oder zusätzlich noch ein Targaryen. Jon wächst aus eigener Kraft zum Lord Commander heran, und deshalb habe ich wahrscheinlich das Gefühl, GRRM würde schummeln, würde er jetzt auf einmal zeigen: „Oh, Jon war schon die ganze Zeit ein Targaryen und hat ein Anrecht auf den Iron Throne und es hat nur niemand bemerkt!“ Es würde sich einfach äußerst... billig anfühlen, wenn ihm alles jetzt auf einmal in den Schoß fallen würde, und in gewissem Maße ungerecht. Wenn sich tatsächlich herausstellt, dass er so etwas ist, dann hoffe ich, dass er bei der Night‘s Watch bleibt und alle seine royalen Titel wieder abgibt, weil er gemerkt hat, dass er ein fähiger Kommandant ist, der den Wall halten kann. Aber das bleibt alles in der Schwebe bis April, bzw. bis Winds of Winter, nicht wahr?

Ich schätze, dass es wohl auch mal wieder der Hype ist, der mich so sehr abschreckt und der mich wieder eher meinen Boltons zuwenden lässt. (Außerdem wurde Jon im Trailer so oft gezeigt, dass ich mir schon fast wieder sicher bin, dass er wiederbelebt wird. D&D kennen schließlich ihre Fans, und sie kennen den Snow-Hype.)
Solch ein Hype ist gefährlich. Dieses Hoch-in-den-Himmel-loben von Charakteren hat mir schon Éowyn genommen, weil ich das selbst nicht mehr ausgehalten habe, dass ich sie in meinen alten Geschichten zu einer Mary-Sue ohne Fehler gemacht hatte. Also habe ich sie in eine andere Geschichte geschrieben und sie da ziemlich gründlich zerstört. Wirklich sehr gründlich. Letzten Endes war sie nur noch eine Art willenlose Puppe, eine vollkommen andere Persönlichkeit, nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ich bin ehrlich, wenn ich sage, dass das nur halbwegs beabsichtigt war. Ja, ich hatte sie brechen, zerstören wollen, aber nicht... nicht ganz so heftig. Nicht so. (Lost your patience, didn‘t you?) Damals hatte ich noch beim Schreiben triumphierend gegrinst; jetzt schaue ich betreten weg.
Seitdem zucke ich innerlich immer ein bisschen zusammen, wenn ich irgendwo Bilder von ihr sehe und verziehe anscheinend tatsächlich das Gesicht, wie mir letztens jemand etwas verwundert mitgeteilt hat. (Kein Wunder, dass ich mehr und mehr zu Gríma und Saruman abgeglitten bin.)
Das Einzige, was ich an der Geschichte noch mag, ist in etwa die Thematik (sehr von dem Buch Misery von Stephen King inspiriert), ab und an der sprachliche Ausdruck und die Reaktion der Canoncharaktere, von denen mir viele Leser gesagt haben, dass sie trotz dem immensen AU sehr in character geblieben sind, worüber ich mich gefreut habe. Es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht, diese so hilflose Wut von Éomer zu beschreiben; zu sehen, dass seine Schwester zwar noch am Leben ist, aber so vollkommen... verändert. Generell eine sehr interessante Thematik, die ich aber keinesfalls mit den gleichen Charakteren wiederholen werde. Méfugyn ist tot (is she now? She haunts you still), und das ist gut so.
Die Schuldgefühle bleiben trotzdem immer noch, auch jetzt, Jahre später, und ich weiß, dass ich Éowyn eigentlich nicht mehr schreiben möchte. Wahrscheinlich auch ein Grund, weshalb mein Gríma in meinen neueren Geschichten immer so bitter und abweisend erscheint, wenn das Thema angesprochen wird, weil ich da wohl doch recht viel von mir selbst mit habe einfließen lassen.
Hängen tue ich trotzdem unweigerlich noch an ihr, nicht nur wegen Gríma selbst, aber auch, weil ich sie eben doch immer noch bewundere für ihren Mut und ihre Tapferkeit. Sie bleibt schön und bewundernswert (und manchmal so unglaublich töricht, dass man ihr am Liebsten ein wenig rationalen Verstand geben möchte), doch die Erinnerungen sind unweigerlich bitter geworden.
Ha, was habe ich mich denn auch anmaßen wollen, sie zu besitzen, brechen zu wollen? Sie ist nur geliehen, wie alle anderen auch.
Ic bedece ymb forgíefedness, ides.


Musik während des Schreibens gehört: The Last Waltz aus dem „Oldboy“-OST von Jo Yeong-wook, und ich bin jetzt wieder so emotional, vor Allem nach dem Schreiben des letzten Absatzes und lache leise und gequält und bitter vor mich hin und schüttele den Kopf über meine eigene Dummheit. Mäh.

1 Kommentar:

  1. Ich mochte die R+L=J Theorie sehr, aber vor allem, als ich noch fast die Einzige im dt. Fandom war, die sie vertreten hat. *setzt Hipsterbrille auf*
    Ansonsten kann ich mich mit deinen Emotionen im letzten Absatz sehr identifizieren (geht mir oft auch so, wenn ich einen Text schreibe, der auch nur ansatzweise persönlich wird) und ich danke dir, dass du tatsächlich die von dir angekündigten Themen umsetzt.
    Jetzt bleibt mir nur noch zu sagen, dass sich jemand, der einen Charakter "Varamyr" nennt und gleichzeitig auf Tolkien herumhackt, meine Sympathien gründlich verspielt hat. Súlime out.

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