(Achtung,
dieser Inhalt enthält spoiler!
für die Geschichte "Cwideas", insbesondere das 26.
Kapitel. Eltern haften für ihre Kinder und Halblinge.)
Wie kann eine Schreibblockade gelöst
werden?
Manchmal erfordert dies doch recht
dramatische, unerwartete Maßnahmen.
Ich spreche hier von „Cwideas“,
nämlich Kapitel 26. Stuntfola provoziert den Ratgeber dort,
da dieser doch recht misstrauisch geworden ist. Auf Dauer kann sie
sich da nicht herausreden, aber vielleicht hätte sie eher aus seinen
unvorhersehbaren Reaktionen lernen sollen.
Er schlägt sie nämlich.
„Ich nahm all meinen Mut zusammen. „Was wollt Ihr denn von mir hören, wo ich herkomme?“ fragte ich zurück. „Gondor? Sollte ich ehrlich Euch gegenüber sein, wenn ich mir noch nicht einmal sicher sein kann, dass Ihr mir ehrlich gegenüber seid?“
Es war, als wenn in diesem Moment eine schwarze Wolke die Sonne verdunkelt hätte und ein scharfer, kalter Wind durch den Raum fegte.
[...]Und dann -
brannte auf einmal meine Wange, und der Nachhall eines scharfen Klatschens lag noch in der Luft. Mein Blick war zum Fenster gerichtet, und etwas verblüfft hob ich die Hand zu meiner brennenden Wange. Ich schmeckte Blut.“
In Kapitel 20, wo sie schon einmal
etwas anklagender reagiert und der Ratgeber sie daraufhin kurzerhand
über den Rand der Zinne hält, hatte ich so gesehen keinen Einfluss
auf seine Handlung. Dieses Ereignis war schließlich schon in der
Drabblegeschichte vorgeschrieben, und dort diente es einzig und
allein dem Zweck, die Schlagworte „tief“ und „Kante/Klippe“
abzuarbeiten. Die Zinne des Orthancs bot sich da natürlich an, und
da das Geschehen schon in der Vorgeschichte Aufsehen erregte,
beschloss ich, sie auch in „Cwideas“ mit einzubauen.
Hier jedoch... hier wurde es schwerer.
Stuntfolas Charakter kommt mir
recht spontan beim Schreiben – ich plane nicht lange im Voraus, wie
sie reagieren wird, sondern sie tut es einfach spontan aus sich
heraus. Ich habe die Szene im Kopf, die Dialoge, und das Mädchen
macht eben den Mund auf oder nicht. Sie handelt oder sie lässt es
bleiben und verkriecht sich.
Und so eben auch hier, wo sie Kontra
gibt, weil der Stress an ihren Nerven zehrt. Der kommende Aufbruch
beunruhigt sie extremst, weiß sie doch, was ihr bevorsteht – und
sie weiß, dass sie eben dem nicht entfliehen kann, nicht zumindest,
bis sie auf Gandalf und Co. getroffen ist.
Von daher redet sie hier, ohne
Nachzudenken, wütend und nervös, und dann kam die schwarze Wolke,
das Gefühl, gerade etwas sehr, sehr Unkluges gesagt zu haben – und
dann war die Blockade da.
Wie zur Hölle sollte der Berater
hierauf reagieren? Er ist nicht der Typ, der anfängt, jemanden
anzuschreien vor Zorn; er ist eher kühl, berechnend, tückisch. Eher
der Typ, der zu gegebener Zeit Verbündete aus dem Ärmel ziehen
kann, die sich dann um die Drecksarbeit kümmern. (siehe, wie Éomer
geendet hat. *hust*)
Doch die hat er hier nicht. Er ist hier
mit stuntfola allein.
Für einen Moment stand er in meiner
Vorstellung sehr überrumpelt da und konnte nichts anderes tun, als
stuntfola sprachlos anzustarren – und dabei blieb es. Er
wollte keine andere Reaktion zeigen, mir fielen keine
passenden Worte ein, die er ihr hätte entgegenschleudern können –
er weiß so gut wie nichts über sie. Natürlich hat sie ihm über
ihre Familie erzählt, aber sie ist schon so lange ohne ihre Familie,
dass er ihr hiermit nicht drohen kann. Über die Zukunft weiß sie
auch sehr viel besser Bescheid als er selbst – dies ahnt er, als
sie sagt, dass sie bald den Orthanc verlassen werden, obwohl
eigentlich nichts darauf hindeutet.
Er hatte also nichts, womit er ihr
drohen oder kontern konnte. Natürlich weiß er, dass sie Saruman
fürchtet; aber dies tut er selbst auch – und vor Allem kann er
sich nicht genau vorstellen, was Saruman mit stuntfolas Wissen
anfangen wollen würde. Ich denke, dass er schon andeutungsweise von
dem Ring gehört hat, und dass die Hobbits eben unglaublich wichtig
für Saruman erscheinen – aber was genau es damit auf sich hat,
durchschaut er nicht. Von daher sieht er für sich sehr viel mehr
Nachteile als Vorteile, sollte er versuchen, Saruman über das Wissen
von stuntfola aufzuklären.
Doch diese Anspannung, diese Energie,
musste sich irgendwie entladen – und dann hatte er auf einmal die
Hand gehoben und stuntfola eine Ohrfeige verpasst.
Der Moment war schneller vorbei, als
ich das so genau realisieren konnte, und ich habe mich dabei ertappt,
ein wenig an Frecēa
aus dem „Duft des
Grases im Wind“ zu
denken. Doch es passte, so
gesehen, und ich hatte zumindest keine Blockade mehr und etwas, womit
ich stuntfolas
Gedanken weiterführen konnte. Die Figuren waren nicht mehr erstarrt,
sondern atmeten, bewegten sich und lebten
wieder.
Im
Endeffekt bin ich mir immer noch ein bisschen unsicher, ob das so...
typisch für ihn war. Er hat hier in der FF schon einige Dinge getan,
die er im Original niemals gemacht hätte, aber ich muss sagen, dass
die Ohrfeige bisher am meisten an mir nagt.
Bisher
zumindest. Man weiß nicht, was noch alles kommt, und wie weit die
verschiedenen Charaktere sich noch verändern werden.
Man
liest sich, denke ich. :)
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