Freitag, 29. August 2014

Entweder... oder. Zwei Experimente und meine Absicht damit

Im Moment habe ich zwei größere Projekte am Laufen, und dies sind sogar besondere Projekte: Es sind, besser gesagt, Experimente. Und hier möchte ich ein wenig darüber sprechen.
Einige werden vielleicht sofort erkennend nicken und auf meine Geschichte „Der Duft des Grases im Wind“ deuten, und ich werde lächeln und nicken und ihnen Recht geben.
Der „Duft des Grases“, wie ich ihn jetzt mal abkürzen werde, ist nämlich eine Art... Entscheidungsgeschichte, in der die Leser über das Schicksal des Protagonisten entscheiden müssen. Und dies tun sie mit größer Begeisterung, wie ich feststelle. Favoriteneinträge hat die Geschichte nicht so viele; dafür aber umso mehr Reviews, denn jeder will natürlich seine Stimme mit einbringen.

Dies funktioniert nämlich so, dass am Ende eines Kapitels einige Möglichkeiten kommen, wie die Protagonistin reagieren soll. Die Leser dürfen wählen, und die Möglichkeit mit den meisten Stimmen wird im nächsten Kapitel geschrieben werden.
Es macht Spaß, sich zu überlegen, was die Leute wohl nehmen werden und insgeheim auf eine der Möglichkeiten zu hoffen – was merkwürdigerweise bis jetzt immer geklappt hat.
Ich versuche natürlich, die Wahlen immer so objektiv wie möglich zu schildern; es ist ja nicht so, dass ich versuche, mit Absicht die Leser zu manipulieren – nun, gut, ich tue es doch. Ich gebe es zu, bekenne mich schuldig.
Trotzdem versuche ich immer noch, es so objektiv wie möglich zu halten! Aber ich kann manchmal nicht verhindern, manchen Sachen mehr Vorzüge zu geben als anderen, da ich ja auch auf meine Protagonistin eingehen muss.
Obwohl zwei Sachen geklappt haben, ohne dass ich aktiv manipuliert hätte... dies sind nämlich in Kapitel 1 die Wahl der Haarfarbe und in Kapitel 8 die Wahl der Antwortmöglichkeiten.
Dass ich zum Beispiel auf eine dunkle, ja, eigentlich schwarze Haarfarbe gehofft hatte, ist deshalb so, da sich hiermit noch ein paar sehr interessante Dinge ergeben, die die Protagonistin hier am eigenen Leibe erfährt. Diesen Zweig, dieses doch sehr dunkle Kapitel der Mark hätte sie mit blonden Haaren nur am Rande mitbekommen und bekommt dafür jetzt die Möglichkeit, dies aktiv mitzuerleben! Ob das jedoch so toll für sie ist, sei mal dahingestellt.
Und dann natürlich in Kapitel 8 die Gegenfrage... ich gebe zu, dass ich da selbst ziemlich überrascht drüber war, dass meine Leser genau den Pfad einschlugen, den ich gehen wollte.
Natürlich lag hier auch eher eine versteckte Lektion; ein Verhalten, was ich schon in vielen Geschichten habe beobachten können. Viele Mary-Sues kommen nämlich damit davon, dass sie vorlaut und großspurig zu ihren Mitmenschen sind, ja, wenige sind sogar fast arrogant.
Sie wissen natürlich, was das Beste für sie und ihre Mitmenschen ist und vergessen dabei gerne, dass sie sich a) im Mittelalter befinden und b) sie in den Augen der meisten erwachsenen Männer noch Kinder sind und von nichts eine Ahnung haben. Und wie strafte man Kinder früher, wenn sie etwas Dummes taten? Genau, man legte sie über das Knie. Ich bezweifle, dass das im Mittelalter anders gehandhabt wurde als in der neueren Zeit.
Ich hätte ja eine der neutraleren Antworten genommen.
Zu sagen bleibt, dass unserer Hauptperson ein interessanter Weg bevorsteht, auf dem ein oder zwei der bekannteren Charaktere natürlich nicht fehlen dürfen, angefangen von der... ah, aber ich greife wieder voraus.


Das andere Experiment, welches ich meine, ist meine andere Geschichte „Cwideas“, eine „Mädchen-kommt-von-unserer-Welt-nach-Mittelerde“-Geschichte. Anbei eine kleine Spoilerwarnung für diejenigen, die die Geschichte entweder noch nicht gelesen haben oder noch nicht bis Kapitel 14 vorgedrungen sind:
Es wird Spoiler geben. Große Spoiler. Immense Spoiler.
Spoiler. Seid gewarnt. Duh.

Ich kann mit Stolz sagen, dass Cwideas mittlerweile über 49 Favoriteneinträge verfügt, die hin und wieder mal einen oder zwei Favos herunterrutschen, dann jedoch wieder hoch, und über 38 Reviews.
Und sehe meine Theorie bestätigt: RL/ME-Geschichten haben prinzipiell mehr Favoriteneinträge, und weitaus schneller. Nur dicht gefolgt von Romanzen, wobei da die Favoriten nicht so schnell sind, wenn man kein bekanntes Pairing benutzt. (Was ich getan habe. Ich habe mir selbst zwei Leute ausgedacht, und die Handlung um den Ringkrieg herum findet auch nicht statt, und generell tauchen nur kurz drei Figuren aus dem Buch auf, eine davon sogar nur namentlich.)
Ich möchte mit meiner Geschichte versuchen, einen anderen Pfad einzuschlagen als den der anderen RL/ME-Geschichten, die ich bisher gelesen habe. (Es gibt eine Ausnahme, die an sich eine geniale Idee ist, aber die ist leider abgebrochen.)
Und zwar, in dem ich meine Hauptperson ganz einfach mal den Bösen mitgebe. Nicht den ganz Bösen, nein, nicht den Nazgûl, die sie auch eher töten würden. Nein, den etwas menschlicheren Bösen, von denen Tolkien ja auch sagt, dass der Fall vom Guten hin zum Schlechten immer geschehen kann: Saruman und Gríma.
Die beiden haben nämlich einen langen, langen Leidensmarsch vor sich, und den möchte ich gerne nutzen, um mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Um zu zeigen, dass auch die Bösen eben... nur Menschen sind. Dass man die nicht gleich verurteilen soll. Dass man alles eben nicht nur in Gut und Böse, Schwarz und Weiß unterteilen kann, sondern dass es eben auch sehr viele Grautöne gibt.


Und der Unterschied von beiden Geschichten ist nicht nur die Favoriten - oder Reviewzahl. Es ist schon lustig, wie bei einer Geschichte, in die man viel Mühe und Planung hineingesteckt hat, doch ein wenig... weniger Rückmeldungen kommen als bei einer, bei der man gar nicht richtig planen kann und bei der die Kapitel meist knapp eine Seite lang sind, meist unter 1000 Wörter.
Bei „Duft des Grases“ stehen im Moment die Reviewzahlen auf 48 Reviews... bei gerade mal zehn Kapiteln; genauer gesagt neun, da das erste Kapitel nur eine Art Vorwort ist. Ein grober Plan existiert natürlich, und ich weiß in etwa, was in den nächsten Kapiteln passieren wird, da ich ja die Wahlmöglichkeiten stelle. Aber sicher sein kann man sich da nie.
Niemals.

Leser sind wirklich faszinierende Kreaturen. Man kann alles über sie in nur einem Monat lernen, und doch können sie einen selbst nach hunderten von Jahren noch überraschen.

1 Kommentar:

  1. Ein herrlicher Beitrag. Ich finde es auch immer spannend wie Leser so ticken, aber auch wie andere Autoren über ihre Geschichten denken - und insofern musste ich schmunzeln, da ich vieles von mir selbst wiedererkannt habe.

    Ich denke, man muss sich einfach von dem Gedanken freimachen, dass die Anzahl an Favoriten, Reviews und Klicks ein Maß für die Qualität einer Geschichte ist. Einige meiner Texte, die ich persönlich am liebsten mag, sind weitestgehend leer ausgegangen, während andere, bei denen ich das nicht nachvollziehen kann, sich (immer noch) großer Beliebtheit erfreuen. Fanfiktions und ihre Leser sind schon ein beachtenswertes Phänomen.

    Zum Abschluss sei noch gesagt, dass ich beim Lesen sehr lachen musste, ein guter Humor ist doch wirklich Gold wert. ^^

    PS: Ich bin jetzt sehr neugierig, was die abgebrochene Story ist, von der du schreibst und ob ich sie kenne. :D

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