Ich habe mich
mal wieder gefragt, wann genau eigentlich das richtige Alter wäre,
um jemanden in Tolkiens Welt, insbesondere Rohan, zu verheiraten.
Eine genaue Antwort habe ich nicht gefunden, und ich kann nur
spekulieren, was ich hier in diesem Blogeintrag tun (und die arme
Céne und meinen auf sie angepassten Headcanon als Exempel benutzen) werde – die Frage, wann man heiratet,
und wie genau man eigentlich so etwas wie Ratgeber in Rohan wird.
(Keine Spoilerwarnung, da das Meiste bezüglich Céne nur Headcanon ist, der niemals im Laufe von "Cwideas" erwähnt wurde, weil mir viele der Gedanken erst nach der entsprechenden Szene kamen. Ha, stuntfola wird also all das niemals erfahren. :D)
(Keine Spoilerwarnung, da das Meiste bezüglich Céne nur Headcanon ist, der niemals im Laufe von "Cwideas" erwähnt wurde, weil mir viele der Gedanken erst nach der entsprechenden Szene kamen. Ha, stuntfola wird also all das niemals erfahren. :D)
Vielleicht sollte ich es lassen, den
Briefwechsel zwischen Céne und Frána zu schreiben. Es wirft viel zu
viele Fragen auf, die ich nicht beantworten kann.
Erst wäre da Cénes Alter. Sie ist am
Anfang des Briefwechsels so um die 13 Jahre alt, obwohl der
Altersunterschied zwischen ihr und Frána eigentlich nur drei bis
fünf Jahre betragen sollte. Es wurden sieben daraus. (Schließlich
ist Frána in „Cwideas“ ca. 45 Jahre alt, und ich habe ihn
schon jünger gemacht, als er im Buch beschrieben wurde. ._.) Céne
sollte nicht bereits verheiratet sein. Zudem habe ich Cénes
Todesjahr bereits festgelegt (3008, damit Frána noch zwei Jahre
Vorbereitung/Zeit zum Nachdenken hat, ehe Saruman tatsächlich
beginnt, den König auszunutzen), was sie dann aber 26 Jahre alt
macht.
Und wie logisch ist es, dass eine Frau
in diesem Alter immer noch unverheiratet ist? Bei Éowyn kann ich das
verstehen, Éowyn war eine Adlige und zudem nicht zwingend wichtig
für die Altersvorsorge und das Bestehen der Königslinie.
Schließlich war da noch Théodred, und danach kam Éomer. Bei der
Weißen Herrin hatte man es sich erlauben können, sich Zeit zu
lassen. Verlobungen mögen vielleicht geschlossen worden sein, aber
Verlobte können auch unglückliche Unfälle haben und krank werden
und sterben, nicht wahr?
Aber Céne? Einzige Tochter eines
Dorfvorstehers/niederen Fürsten (denn sie muss zumindest Lesen und
Schreiben gelernt haben, und als einfache Bauerntochter wird das wohl
eher unwahrscheinlich gewesen sein), einziges Kind, da Gálmód Frána
in meinem HC nach dem Tod der Mutter zu Verwandten ihrerseits abschob
und den Kontakt erstmals mied (und neu heiratete und Céne bekam).
Céne ist seine einzige Hoffnung auf
eine Altersvorsorge, und das würde bedeuten, sie eigentlich so
schnell wie möglich an jemanden zu verheiraten, damit sie und ihr
Mann die Familie unterstützen und ernähren können.
Irgendetwas in mir sträubt sich jedoch
beim Gedanken, Céne zu verheiraten. Ich möchte sie nicht
verheiraten, möchte nicht, dass sie Kinder bekommt. Sie soll in
ihrem Heimatdorf bleiben, bei ihrem Vater und ihrer Mutter, soll
nicht mit einem Mann fortziehen.
Und die Alternative? Wäre eine
Möglichkeit, dass sie verwitwet ist, eine Fehlgeburt erlitten hat
und nach dem Tod ihres Mannes zu ihren Eltern zurückkehrt, um ihnen
im Haushalt zu helfen. Wenn möglich, entsetzt mich der Beigeschmack
des Wortes „Witwe“ für jemanden wie Céne aber noch mehr.
Eigentlich wollte ich das Schlagwort
„Trauer“ eher für ein verstorbenes Kaninchen benutzen, von dem
sie Frána berichtet; nicht für ein totes Kind und einen toten
Ehemann. Céne sollte unschuldig bleiben; ich mag den Gedanken
gar nicht, meine arme Céne verheiratet oder gar verwitwet zu sehen.
Ich möchte sie beschützen; sie soll eine glückliche Lebzeit
haben.
(„Und es ist nur Éomer
erlaubt, seine Schwester zu beschützen?“)
Lustigerweise, so overprotective ich
auch bei dem Gedanken reagiere, dass sie verwitwet sein könnte, so
gleichgültig nehme ich den Fakt hin, dass ich sie einen recht
grausamen Tod habe sterben lassen. Es ist, als wenn ich da auf
einmal gleichgültig mit den Schultern zucken und sagen kann: „Nun,
es geht letzten Endes ja doch um Frána und nicht um Céne, nicht
wahr? Ich brauchte etwas, was eine ziemlich starke emotionale
Reaktion fördern würde, und da bot sich Céne eben an.“ Aber
mehr dazu im Blogeintrag „Güte und Gnade“.
Oh, natürlich hätte Céne auch krank
sein können, auf irgendeine Weise. Es gibt so viele verschiedene
interessante Krankheitsbilder (ich weise wieder auf das Buch „The
Man Who Mistook His Wife For a Hat“ von Oliver Sacks hin), und
man hätte das sicherlich so zurechtbiegen können, dass Gálmód
irgendwann widerwillig einsieht, dass Frána mit seiner Position
bessere Chancen hat, sein Erbe zu sein als die arme, gehirnkranke
Céne. Das Problem jedoch mit dieser Idee: Es hätte wieder zu viel
Mitleid erregt. Es hätte zu viel Mitleid erregt, und ich fürchtete,
dass dies zu sehr von der eigentlichen Tragik des Geschehens
abgelenkt hätte. Und außerdem hat mich das instinktiv an Dumbledore
und seine Schwester Ariana erinnert, und diesen Vergleich wollte ich
keinesfalls ziehen. Frána ist nicht Albus, und eine solche
Assoziation wollte ich vermeiden, da ich sie doch recht unpassend
finde.
Und wenn wir schon bei dem Thema
unverheiratet, ceorlléas, ehemannslos
sind – was ist dann mit Königen? Théoden hat nach dem Tode von
Elfhild nicht noch einmal geheiratet, was aber, wie an anderer Stelle
schon überlegt, auch daran liegen mag, dass er bereits zwei Erben
hat.
Ich hadere also immer noch und bin mir
unsicher, wann, wie, wo. Bei den „Herren“ habe ich mich natürlich
schlau angestellt, da ich weder Céadwyns noch Lacreds Alter angab,
wenngleich ich Céadwyn um die 14-16 schätzte, was sie tatsächlich
um die zwei-drei Jahre älter als Éowyn machte. Und dabei verhält
sie sich so viel naiver als die Schildmaid, zumindest teilweise. Sie
wächst letzten Endes ebenfalls an dem Drama, in das ich sie
hineingeworfen habe, und was sich ja tatsächlich ein bisschen dank
ihr entwickelt. Von insgesamt vier Hauptcharakteren und drei
Nebencharakteren leben am Ende der Geschichte nur noch drei – zwei
Hauptcharaktere, ein Nebencharakter, die Statisten nicht mitgezählt.
Ich muss immer ein bisschen kichern, wenn ich daran denke.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was
sich Hesnath dabei gedacht hatte, seinen Erstgeborenen wieder zu sich
nach Hause zu holen und dann auch noch so lange dort zu behalten.
Irgendjemand hätte sehen müssen, dass das schief laufen würde;
denn Hesnath selbst hat ja doch ein bisschen die Augen davor
verschlossen. Da wäre so jemand wie ein unvoreingenommener Ratgeber
sicherlich nützlich gewesen.
Ratgeber werden
Und wie wird man eigentlich
Ratgeber oder Ähnliches? Im Mittelalter studierte man dazu an einer
Universität, doch ich bezweifle irgendwie, dass Rohan Universitäten
besitzt.
Da könnte ich mir schon eher Gondor
vorstellen, und der Gedanke ist eigentlich reizvoll, dass so eine Art
Bündnis besteht, dass die Jungen ihre Ausbildung in Gondor
absolvieren, um danach nach Rohan zurückzukehren. Schließlich
besteht ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Gondor und Rohan,
Teile der Königsfamilie waren in ihrer Jugend in Gondor und in
Meduselde wurde die Sprache Gondors gesprochen. Das kann dann ja
eigentlich für Rohan nur Vorteile haben, oder?
Die Frage ist, ob Denethor da
mitspielen würde, das zu finanzieren, und wie viele Jahre dafür
abgesetzt werden würde; auch, in was für einem Alter man dorthin
geschickt werden würde und wann man mit der Ausbildung fertig wäre.
(Hehe, und ich mag den Gedanken, dass Gríma und Faramir sich
vielleicht mal über den Weg gelaufen sind, obwohl ich Denethor eher
zutrauen würde, seine Söhne privat zu unterrichten. Und zudem ist
Faramir zur Zeit des Ringkrieges erst 36 Jahre alt, wenn ich mich
nicht wieder verrechnet habe. Also eher unwahrscheinlich, auch, wenn
das lustig wäre.)
Und was ist mit den Fürsten? Wären
die somit auch alle für ein paar Jahre in Gondor gewesen, um dort zu
studieren, um dann wieder zurückzukehren? Hätte sich das nicht
irgendwann auf das Landschaftsbild von Rohan auswirken sollen? Leute
tendieren dazu, etwas aus fremden Ländern mitzubringen, wenn sie
begeistert davon sind.
Nun beschreibt Tolkien Rohan natürlich
nicht sonderlich, aber es bleibt doch ein Land, welches hauptsächlich
von Schaf- und Pferdezucht zu leben scheint; dessen Großteil der
Bevölkerung Bauern, Hufschmiede und Pferdewirte ausmacht.
In einer früheren Geschichte von mir
schickt Théoden Reiter in jedes Dorf, um zu verkünden, dass er
einen neuen Ratgeber suche. Was eigentlich nicht sonderlich schlau
von ihm ist, denn wie viele Idioten würden solch einem Ruf folgen,
nur, um einfach mal nach Edoras zu kommen und sich vom König
durchfüttern zu lassen? Ziemlich viele, würde ich behaupten.
In der Geschichte wird jeder Anwärter
registriert und bekommt eine silberne Brosche zum Anstecken, wonach
sie alle in einen Raum gepfercht werden und dann einzeln nacheinander
aufgerufen werden, um vor den König zu treten. Der König sitzt
allein im Raum, urteilt also, ohne sich zusätzlich mit jemandem zu
beraten. Und Théoden... fragt sie über ihre familiären
Verhältnisse aus und dann nach ihren Reaktionen, wie es wäre, wenn
sie einen schweren Schicksalsschlag erleiden würden? Wie genau soll
das jemanden als Ratgeber qualifizieren? :D (Ich glaube, dass ich
damals wohl eher daran dachte, dass man sich beherrschen und objektiv
bleiben muss, wenn man den ganzen Tag auf den Stufen vor dem König
hockt und allen möglichen Berichten zuhören muss. Nun, sicherlich
ist das nicht schlecht, aber eher weniger eine der
Grundvoraussetzungen. Und wahrscheinlich lag es auch daran, dass
Gríma in den meisten meiner Geschichten immer erst einen schweren
Schicksalsschlag erleidet, ehe er sich Saruman zuwendet.)
Und dann das Rätsel! Théoden stellt
nämlich jedem Anwärter, der vielversprechend erscheint, ein Rätsel,
über das sie in der nächsten Zeit nachdenken sollen. Schön und
gut, aber stellen wir uns mal folgendes Szenario vor: Es kommt jemand
zum König, der gerne schnell an Geld kommen möchte, aber eigentlich
keine Ahnung vom Lesen oder Schreiben hat. Der Jemand ist aber gut im
Lügen. Théoden stellt also seine Fragen, befindet den Kandidaten
als akzeptabel und stellt ihm das Rätsel, welches ihn als „engere
Auswahl“ kennzeichnet.
„Das Tier der Nacht fürchtet es
ebenso wie das Tier des Tages, denn für beide bedeutet es den Tod,
da sich keiner von ihnen verstecken kann. Was ist das?“
Und wenn wir sagen, dass der Lügner
zwar keine Ahnung vom Lesen und Schreiben hat, aber ein bisschen
logisch denken kann und dann des Rätsels Lösung sofort errät? Dann
sitzt Théoden da mit einem vollkommen unfähigen Ratgeber, den er
wieder rauswerfen muss. Wirft nicht nur ein schlechtes Licht auf den
Narren, der sich meinte, einschleichen zu müssen, sondern auch auf
den König. Und das will doch eigentlich niemand. (Außer vielleicht
Saruman und Gríma, denen das ja ganz gut in den Kram passte.)
Ich hielt mich damals für schlau, als
ich mir das System ausgedacht hatte.
Eine Grundvoraussetzung wäre wohl die
Fähigkeit, Lesen und Schreiben und die Sprache Gondors beherrschen
zu können. Dann sollte der Jemand, der als Ratgeber ausgewählt
wird, gute Kenntnisse und Interesse an der Kriegsführung und der
Politik mitbringen, wissen, wie Schlachten geführt werden und er
sollte sicherlich auch mit Zahlen hantieren können. Zudem sollte man
wohl fähig sein, Probleme kreativ zu lösen. Und überhaupt, wäre
es nicht logisch, erst einen allgemeinen Test zu absolvieren und
dann, nach Bestehen des Testes, zum König vorgeladen
zu werden? Oder auf Empfehlung hin, mit einiger Vorerfahrung? (Wie in
einem OS von mir, in dem Gríma erst von Herrn Erkenbrand empfohlen
wurde, ehe er an den Königshof kam.) Es ist schließlich der König;
es wäre merkwürdig, wenn er jeden dahergelaufenen Bauern als
Ratgeber annehmen würde, so sympathisch und fähig dieser auf den
ersten Blick erscheinen mag, und so gut befreundet sie auch sein
mögen.
Gegen Freundschaft habe ich ja nichts,
und auch nicht, wenn der König seinem Freund im Privaten ein
bisschen lesen, schreiben und rechnen beibringt. Nur soll er ihn dann
nicht als Ratgeber vorschlagen (außer, der Freund entpuppt sich als
Wunderkind). So jemand ist natürlich toll und hat seine Vorteile:
Ein enger Freund, der den König auch noch aktiv in seinen
Entscheidungen unterstützen und ihm zur Seite stehen kann. Bleibt
nur noch zu hoffen, dass der Freund auch den Mut besitzt, sich gegen
seinen König zu stellen, wenn dessen Entscheidungen so gar nicht mit
dem Wohl des Volkes übereinstimmen sollten. (Wenn auch das von Gríma
natürlich übertrieben war, gleich ganz zur Gegenseite
überzuwechseln, was ja auch noch aus äußerst egoistischen Gründen
geschah. Man sollte nicht allzu extrem sein, sondern versuchen, einen
Mittelweg zu finden, auch, wenn das manchmal schwerer ist, als es
scheint.) Als Ratgeber hat man eine immense Verantwortung auf den
Schultern lasten, aber auch recht viel Macht.
Vielleicht hätte Théoden die Leute
eher fragen sollen, was sie mit einer großen Portion Macht getan
hätten, anstelle von danach, wie sie auf Schicksalsschläge
reagieren würden. Schließt zwar immer noch nicht Lügen aus und ist
immens unsicher, da Menschen sich schließlich ständig verändern
und man nie Dinge mit ganz genauer Sicherheit voraussagen kann, aber
hätte einen vielleicht immerhin besser vorwarnen können.
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