Freitag, 22. April 2016

Blaukraut bleibt Blaukraut...

Ich habe mich mal wieder gefragt, wann genau eigentlich das richtige Alter wäre, um jemanden in Tolkiens Welt, insbesondere Rohan, zu verheiraten. Eine genaue Antwort habe ich nicht gefunden, und ich kann nur spekulieren, was ich hier in diesem Blogeintrag tun (und die arme Céne und meinen auf sie angepassten Headcanon als Exempel benutzen) werde – die Frage, wann man heiratet, und wie genau man eigentlich so etwas wie Ratgeber in Rohan wird.

(Keine Spoilerwarnung, da das Meiste bezüglich Céne nur Headcanon ist, der niemals im Laufe von "Cwideas" erwähnt wurde, weil mir viele der Gedanken erst nach der entsprechenden Szene kamen. Ha, stuntfola wird also all das niemals erfahren. :D)



Vielleicht sollte ich es lassen, den Briefwechsel zwischen Céne und Frána zu schreiben. Es wirft viel zu viele Fragen auf, die ich nicht beantworten kann.
Erst wäre da Cénes Alter. Sie ist am Anfang des Briefwechsels so um die 13 Jahre alt, obwohl der Altersunterschied zwischen ihr und Frána eigentlich nur drei bis fünf Jahre betragen sollte. Es wurden sieben daraus. (Schließlich ist Frána in „Cwideas“ ca. 45 Jahre alt, und ich habe ihn schon jünger gemacht, als er im Buch beschrieben wurde. ._.) Céne sollte nicht bereits verheiratet sein. Zudem habe ich Cénes Todesjahr bereits festgelegt (3008, damit Frána noch zwei Jahre Vorbereitung/Zeit zum Nachdenken hat, ehe Saruman tatsächlich beginnt, den König auszunutzen), was sie dann aber 26 Jahre alt macht.
Und wie logisch ist es, dass eine Frau in diesem Alter immer noch unverheiratet ist? Bei Éowyn kann ich das verstehen, Éowyn war eine Adlige und zudem nicht zwingend wichtig für die Altersvorsorge und das Bestehen der Königslinie. Schließlich war da noch Théodred, und danach kam Éomer. Bei der Weißen Herrin hatte man es sich erlauben können, sich Zeit zu lassen. Verlobungen mögen vielleicht geschlossen worden sein, aber Verlobte können auch unglückliche Unfälle haben und krank werden und sterben, nicht wahr?
Aber Céne? Einzige Tochter eines Dorfvorstehers/niederen Fürsten (denn sie muss zumindest Lesen und Schreiben gelernt haben, und als einfache Bauerntochter wird das wohl eher unwahrscheinlich gewesen sein), einziges Kind, da Gálmód Frána in meinem HC nach dem Tod der Mutter zu Verwandten ihrerseits abschob und den Kontakt erstmals mied (und neu heiratete und Céne bekam).
Céne ist seine einzige Hoffnung auf eine Altersvorsorge, und das würde bedeuten, sie eigentlich so schnell wie möglich an jemanden zu verheiraten, damit sie und ihr Mann die Familie unterstützen und ernähren können.
Irgendetwas in mir sträubt sich jedoch beim Gedanken, Céne zu verheiraten. Ich möchte sie nicht verheiraten, möchte nicht, dass sie Kinder bekommt. Sie soll in ihrem Heimatdorf bleiben, bei ihrem Vater und ihrer Mutter, soll nicht mit einem Mann fortziehen.
Und die Alternative? Wäre eine Möglichkeit, dass sie verwitwet ist, eine Fehlgeburt erlitten hat und nach dem Tod ihres Mannes zu ihren Eltern zurückkehrt, um ihnen im Haushalt zu helfen. Wenn möglich, entsetzt mich der Beigeschmack des Wortes „Witwe“ für jemanden wie Céne aber noch mehr.
Eigentlich wollte ich das Schlagwort „Trauer“ eher für ein verstorbenes Kaninchen benutzen, von dem sie Frána berichtet; nicht für ein totes Kind und einen toten Ehemann. Céne sollte unschuldig bleiben; ich mag den Gedanken gar nicht, meine arme Céne verheiratet oder gar verwitwet zu sehen. Ich möchte sie beschützen; sie soll eine glückliche Lebzeit haben.
(Und es ist nur Éomer erlaubt, seine Schwester zu beschützen?“)
Lustigerweise, so overprotective ich auch bei dem Gedanken reagiere, dass sie verwitwet sein könnte, so gleichgültig nehme ich den Fakt hin, dass ich sie einen recht grausamen Tod habe sterben lassen. Es ist, als wenn ich da auf einmal gleichgültig mit den Schultern zucken und sagen kann: „Nun, es geht letzten Endes ja doch um Frána und nicht um Céne, nicht wahr? Ich brauchte etwas, was eine ziemlich starke emotionale Reaktion fördern würde, und da bot sich Céne eben an.“ Aber mehr dazu im Blogeintrag „Güte und Gnade“.
Oh, natürlich hätte Céne auch krank sein können, auf irgendeine Weise. Es gibt so viele verschiedene interessante Krankheitsbilder (ich weise wieder auf das Buch „The Man Who Mistook His Wife For a Hat“ von Oliver Sacks hin), und man hätte das sicherlich so zurechtbiegen können, dass Gálmód irgendwann widerwillig einsieht, dass Frána mit seiner Position bessere Chancen hat, sein Erbe zu sein als die arme, gehirnkranke Céne. Das Problem jedoch mit dieser Idee: Es hätte wieder zu viel Mitleid erregt. Es hätte zu viel Mitleid erregt, und ich fürchtete, dass dies zu sehr von der eigentlichen Tragik des Geschehens abgelenkt hätte. Und außerdem hat mich das instinktiv an Dumbledore und seine Schwester Ariana erinnert, und diesen Vergleich wollte ich keinesfalls ziehen. Frána ist nicht Albus, und eine solche Assoziation wollte ich vermeiden, da ich sie doch recht unpassend finde.
Und wenn wir schon bei dem Thema unverheiratet, ceorlléas, ehemannslos sind – was ist dann mit Königen? Théoden hat nach dem Tode von Elfhild nicht noch einmal geheiratet, was aber, wie an anderer Stelle schon überlegt, auch daran liegen mag, dass er bereits zwei Erben hat.
Ich hadere also immer noch und bin mir unsicher, wann, wie, wo. Bei den „Herren“ habe ich mich natürlich schlau angestellt, da ich weder Céadwyns noch Lacreds Alter angab, wenngleich ich Céadwyn um die 14-16 schätzte, was sie tatsächlich um die zwei-drei Jahre älter als Éowyn machte. Und dabei verhält sie sich so viel naiver als die Schildmaid, zumindest teilweise. Sie wächst letzten Endes ebenfalls an dem Drama, in das ich sie hineingeworfen habe, und was sich ja tatsächlich ein bisschen dank ihr entwickelt. Von insgesamt vier Hauptcharakteren und drei Nebencharakteren leben am Ende der Geschichte nur noch drei – zwei Hauptcharaktere, ein Nebencharakter, die Statisten nicht mitgezählt. Ich muss immer ein bisschen kichern, wenn ich daran denke.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was sich Hesnath dabei gedacht hatte, seinen Erstgeborenen wieder zu sich nach Hause zu holen und dann auch noch so lange dort zu behalten. Irgendjemand hätte sehen müssen, dass das schief laufen würde; denn Hesnath selbst hat ja doch ein bisschen die Augen davor verschlossen. Da wäre so jemand wie ein unvoreingenommener Ratgeber sicherlich nützlich gewesen.


Ratgeber werden

Und wie wird man eigentlich Ratgeber oder Ähnliches? Im Mittelalter studierte man dazu an einer Universität, doch ich bezweifle irgendwie, dass Rohan Universitäten besitzt.
Da könnte ich mir schon eher Gondor vorstellen, und der Gedanke ist eigentlich reizvoll, dass so eine Art Bündnis besteht, dass die Jungen ihre Ausbildung in Gondor absolvieren, um danach nach Rohan zurückzukehren. Schließlich besteht ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Gondor und Rohan, Teile der Königsfamilie waren in ihrer Jugend in Gondor und in Meduselde wurde die Sprache Gondors gesprochen. Das kann dann ja eigentlich für Rohan nur Vorteile haben, oder?
Die Frage ist, ob Denethor da mitspielen würde, das zu finanzieren, und wie viele Jahre dafür abgesetzt werden würde; auch, in was für einem Alter man dorthin geschickt werden würde und wann man mit der Ausbildung fertig wäre. (Hehe, und ich mag den Gedanken, dass Gríma und Faramir sich vielleicht mal über den Weg gelaufen sind, obwohl ich Denethor eher zutrauen würde, seine Söhne privat zu unterrichten. Und zudem ist Faramir zur Zeit des Ringkrieges erst 36 Jahre alt, wenn ich mich nicht wieder verrechnet habe. Also eher unwahrscheinlich, auch, wenn das lustig wäre.)
Und was ist mit den Fürsten? Wären die somit auch alle für ein paar Jahre in Gondor gewesen, um dort zu studieren, um dann wieder zurückzukehren? Hätte sich das nicht irgendwann auf das Landschaftsbild von Rohan auswirken sollen? Leute tendieren dazu, etwas aus fremden Ländern mitzubringen, wenn sie begeistert davon sind.
Nun beschreibt Tolkien Rohan natürlich nicht sonderlich, aber es bleibt doch ein Land, welches hauptsächlich von Schaf- und Pferdezucht zu leben scheint; dessen Großteil der Bevölkerung Bauern, Hufschmiede und Pferdewirte ausmacht.
In einer früheren Geschichte von mir schickt Théoden Reiter in jedes Dorf, um zu verkünden, dass er einen neuen Ratgeber suche. Was eigentlich nicht sonderlich schlau von ihm ist, denn wie viele Idioten würden solch einem Ruf folgen, nur, um einfach mal nach Edoras zu kommen und sich vom König durchfüttern zu lassen? Ziemlich viele, würde ich behaupten.
In der Geschichte wird jeder Anwärter registriert und bekommt eine silberne Brosche zum Anstecken, wonach sie alle in einen Raum gepfercht werden und dann einzeln nacheinander aufgerufen werden, um vor den König zu treten. Der König sitzt allein im Raum, urteilt also, ohne sich zusätzlich mit jemandem zu beraten. Und Théoden... fragt sie über ihre familiären Verhältnisse aus und dann nach ihren Reaktionen, wie es wäre, wenn sie einen schweren Schicksalsschlag erleiden würden? Wie genau soll das jemanden als Ratgeber qualifizieren? :D (Ich glaube, dass ich damals wohl eher daran dachte, dass man sich beherrschen und objektiv bleiben muss, wenn man den ganzen Tag auf den Stufen vor dem König hockt und allen möglichen Berichten zuhören muss. Nun, sicherlich ist das nicht schlecht, aber eher weniger eine der Grundvoraussetzungen. Und wahrscheinlich lag es auch daran, dass Gríma in den meisten meiner Geschichten immer erst einen schweren Schicksalsschlag erleidet, ehe er sich Saruman zuwendet.)
Und dann das Rätsel! Théoden stellt nämlich jedem Anwärter, der vielversprechend erscheint, ein Rätsel, über das sie in der nächsten Zeit nachdenken sollen. Schön und gut, aber stellen wir uns mal folgendes Szenario vor: Es kommt jemand zum König, der gerne schnell an Geld kommen möchte, aber eigentlich keine Ahnung vom Lesen oder Schreiben hat. Der Jemand ist aber gut im Lügen. Théoden stellt also seine Fragen, befindet den Kandidaten als akzeptabel und stellt ihm das Rätsel, welches ihn als „engere Auswahl“ kennzeichnet.
Das Tier der Nacht fürchtet es ebenso wie das Tier des Tages, denn für beide bedeutet es den Tod, da sich keiner von ihnen verstecken kann. Was ist das?
Und wenn wir sagen, dass der Lügner zwar keine Ahnung vom Lesen und Schreiben hat, aber ein bisschen logisch denken kann und dann des Rätsels Lösung sofort errät? Dann sitzt Théoden da mit einem vollkommen unfähigen Ratgeber, den er wieder rauswerfen muss. Wirft nicht nur ein schlechtes Licht auf den Narren, der sich meinte, einschleichen zu müssen, sondern auch auf den König. Und das will doch eigentlich niemand. (Außer vielleicht Saruman und Gríma, denen das ja ganz gut in den Kram passte.)
Ich hielt mich damals für schlau, als ich mir das System ausgedacht hatte.

Eine Grundvoraussetzung wäre wohl die Fähigkeit, Lesen und Schreiben und die Sprache Gondors beherrschen zu können. Dann sollte der Jemand, der als Ratgeber ausgewählt wird, gute Kenntnisse und Interesse an der Kriegsführung und der Politik mitbringen, wissen, wie Schlachten geführt werden und er sollte sicherlich auch mit Zahlen hantieren können. Zudem sollte man wohl fähig sein, Probleme kreativ zu lösen. Und überhaupt, wäre es nicht logisch, erst einen allgemeinen Test zu absolvieren und dann, nach Bestehen des Testes, zum König vorgeladen zu werden? Oder auf Empfehlung hin, mit einiger Vorerfahrung? (Wie in einem OS von mir, in dem Gríma erst von Herrn Erkenbrand empfohlen wurde, ehe er an den Königshof kam.) Es ist schließlich der König; es wäre merkwürdig, wenn er jeden dahergelaufenen Bauern als Ratgeber annehmen würde, so sympathisch und fähig dieser auf den ersten Blick erscheinen mag, und so gut befreundet sie auch sein mögen.
Gegen Freundschaft habe ich ja nichts, und auch nicht, wenn der König seinem Freund im Privaten ein bisschen lesen, schreiben und rechnen beibringt. Nur soll er ihn dann nicht als Ratgeber vorschlagen (außer, der Freund entpuppt sich als Wunderkind). So jemand ist natürlich toll und hat seine Vorteile: Ein enger Freund, der den König auch noch aktiv in seinen Entscheidungen unterstützen und ihm zur Seite stehen kann. Bleibt nur noch zu hoffen, dass der Freund auch den Mut besitzt, sich gegen seinen König zu stellen, wenn dessen Entscheidungen so gar nicht mit dem Wohl des Volkes übereinstimmen sollten. (Wenn auch das von Gríma natürlich übertrieben war, gleich ganz zur Gegenseite überzuwechseln, was ja auch noch aus äußerst egoistischen Gründen geschah. Man sollte nicht allzu extrem sein, sondern versuchen, einen Mittelweg zu finden, auch, wenn das manchmal schwerer ist, als es scheint.) Als Ratgeber hat man eine immense Verantwortung auf den Schultern lasten, aber auch recht viel Macht.
Vielleicht hätte Théoden die Leute eher fragen sollen, was sie mit einer großen Portion Macht getan hätten, anstelle von danach, wie sie auf Schicksalsschläge reagieren würden. Schließt zwar immer noch nicht Lügen aus und ist immens unsicher, da Menschen sich schließlich ständig verändern und man nie Dinge mit ganz genauer Sicherheit voraussagen kann, aber hätte einen vielleicht immerhin besser vorwarnen können.

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