Weil mir letztens aufgefallen ist, als
ich über die Unterschiede von Théoden im Buch und im Film
nachdachte, dass mir Théoden im Film wesentlich unsympathischer ist
als im Buch.
Nehmen wir nur mal die Stelle, in der
Gríma rausgeworfen wird. Im Buch redet er recht zivilisiert mit ihm,
verspottet ihn vielleicht ein bisschen, bietet ihm aber dennoch an,
seine Treue zu beweisen und mit ihm in die Schlacht zu reiten –
oder zu Saruman zurückzukehren. (Ich verstehe Grímas Wahl in dem
Punkt, aber das kann man später ausführen.)
Im Film bekommt er sein Schwert zurück,
lässt seinen Ratgeber erst einmal im wahrsten Sinne des Wortes
„rauswerfen“ und geht ihm dann mit dem Schwert hinterher, bereit,
ihn umzubringen. Kleiner Unterschied, kann man mal übersehen.
Passiert.
Das an sich würde mich ja noch nicht
mal so sehr stören, schließlich war Théoden im Film in einem ganz
anderen Zustand der Zugedröhntheit als im Buch, wo er gerade mal
beeinflusst durch Grímas Propaganda war.
Nein, mich stört Aragorn an der Szene.
Es ist natürlich eine heroische Szene,
aber ich kann nicht umhin, mich zu fragen, weshalb ausgerechnet
Aragorn dazwischen geht. Er hat da eigentlich nichts mit zu suchen,
er war als Thorongil von 2957 – 2980 in Thengels Diensten, und zu
letztgenanntem Zeitpunkt war Théoden 32 Jahre alt (er müsste sich
also noch an Aragorn erinnern, rein theoretisch), Gríma war 20 Jahre
alt, wenn man nach dem Filmalter geht, nach meinem
„Cwideas“-Headcanon... 5 Jahre alt. *hust*
Unwahrscheinlich, dass die beiden sich
da über den Weg gelaufen sind oder dass Aragorn irgendetwas über
das Verhältnis zwischen Théoden und Gríma wissen sollte.
Weshalb also fühlt er sich dazu
berufen, sich in letzter Sekunde (weshalb in letzter Sekunde? Er
hätte das früher machen können) dazwischen zu werfen und etwas von
„genug Blut ist vergossen worden seinetwegen“ zu faseln? Woher
will er das wissen?
Zumindest bei einem kann man sich
sicher sein: Ja, Aragorn, dank dir sind die ganzen Elben in
Helms Klamm abgeschlachtet worden, weil du dafür
verantwortlich warst, dass der Typ fliehen konnte, der Saruman alles
über Helms Klamms Schwächen erzählen kann. Gut gemacht.
Ich habe da meine ganz eigenen
Vermutungen, weshalb er sich dazwischen wirft, und habe ein Bild dazu
gezeichnet:
So oft, wie Aragorn im Buch darauf hinweist, dass er der zukünftige König von Gondor ist, würde ich ihm das zutrauen. -_-
Im Buch lösen Gandalf und Théoden das
auf einer ganz anderen Weise, die aber für einen Film wohl zu lange
gedauert und zudem wohl etwas langweilig gewesen wäre. Schließlich
ist das ja nur ein Nebencharakter, um den es da geht.
Nein, im Film muss alles dramatischer
gemacht werden, und werfen wir ihn mal die Treppe herunter, was ihm
eigentlich ein paar gebrochene Knochen hätte bescheren müssen.
Und selbst, wenn Aragorn nur so viel
Mitleid mit ihm gehabt hätte (was mir irgendwie unwahrscheinlich
erscheint), dann sollte man sich doch nicht unbedingt zwischen einen
König stellen, unter dessen Dach man als Gast quartiert? Vielleicht wollte er
auch nur verhindern, dass Théoden sich auf ein solches „niederes“
Niveau herunterlässt? Und weshalb hat er dann so lange mit dem
Einschreiten gewartet; Théodens Absichten waren durch das blanke
Schwert doch mehr als offensichtlich?
Noch ein Grund, weshalb ich das mit dem
Mitleid als unwahrscheinlich abstempele: Diese merkwürdige Grimasse,
die er zieht, als er dem Ratgeber die Hand hinhält, um ihm
aufzuhelfen. Bin das nur ich oder sehe ich da eine Mischung aus
Bedauern und Abneigung? ._. Passt natürlich zum Buch, wo ihn nachher
alle nur noch abwertend als „Geschöpf“ bezeichnen, aber weshalb
hätte Aragorn dann den edlen Ritter spielen müssen?
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