Freitag, 29. April 2016

Aragorns Motivation

Weil mir letztens aufgefallen ist, als ich über die Unterschiede von Théoden im Buch und im Film nachdachte, dass mir Théoden im Film wesentlich unsympathischer ist als im Buch.
Nehmen wir nur mal die Stelle, in der Gríma rausgeworfen wird. Im Buch redet er recht zivilisiert mit ihm, verspottet ihn vielleicht ein bisschen, bietet ihm aber dennoch an, seine Treue zu beweisen und mit ihm in die Schlacht zu reiten – oder zu Saruman zurückzukehren. (Ich verstehe Grímas Wahl in dem Punkt, aber das kann man später ausführen.)
Im Film bekommt er sein Schwert zurück, lässt seinen Ratgeber erst einmal im wahrsten Sinne des Wortes „rauswerfen“ und geht ihm dann mit dem Schwert hinterher, bereit, ihn umzubringen. Kleiner Unterschied, kann man mal übersehen. Passiert.
Das an sich würde mich ja noch nicht mal so sehr stören, schließlich war Théoden im Film in einem ganz anderen Zustand der Zugedröhntheit als im Buch, wo er gerade mal beeinflusst durch Grímas Propaganda war.
Nein, mich stört Aragorn an der Szene.

Es ist natürlich eine heroische Szene, aber ich kann nicht umhin, mich zu fragen, weshalb ausgerechnet Aragorn dazwischen geht. Er hat da eigentlich nichts mit zu suchen, er war als Thorongil von 2957 – 2980 in Thengels Diensten, und zu letztgenanntem Zeitpunkt war Théoden 32 Jahre alt (er müsste sich also noch an Aragorn erinnern, rein theoretisch), Gríma war 20 Jahre alt, wenn man nach dem Filmalter geht, nach meinem „Cwideas“-Headcanon... 5 Jahre alt. *hust*
Unwahrscheinlich, dass die beiden sich da über den Weg gelaufen sind oder dass Aragorn irgendetwas über das Verhältnis zwischen Théoden und Gríma wissen sollte.
Weshalb also fühlt er sich dazu berufen, sich in letzter Sekunde (weshalb in letzter Sekunde? Er hätte das früher machen können) dazwischen zu werfen und etwas von „genug Blut ist vergossen worden seinetwegen“ zu faseln? Woher will er das wissen?
Zumindest bei einem kann man sich sicher sein: Ja, Aragorn, dank dir sind die ganzen Elben in Helms Klamm abgeschlachtet worden, weil du dafür verantwortlich warst, dass der Typ fliehen konnte, der Saruman alles über Helms Klamms Schwächen erzählen kann. Gut gemacht.
Ich habe da meine ganz eigenen Vermutungen, weshalb er sich dazwischen wirft, und habe ein Bild dazu gezeichnet:


So oft, wie Aragorn im Buch darauf hinweist, dass er der zukünftige König von Gondor ist, würde ich ihm das zutrauen. -_-
Im Buch lösen Gandalf und Théoden das auf einer ganz anderen Weise, die aber für einen Film wohl zu lange gedauert und zudem wohl etwas langweilig gewesen wäre. Schließlich ist das ja nur ein Nebencharakter, um den es da geht.
Nein, im Film muss alles dramatischer gemacht werden, und werfen wir ihn mal die Treppe herunter, was ihm eigentlich ein paar gebrochene Knochen hätte bescheren müssen.
Und selbst, wenn Aragorn nur so viel Mitleid mit ihm gehabt hätte (was mir irgendwie unwahrscheinlich erscheint), dann sollte man sich doch nicht unbedingt zwischen einen König stellen, unter dessen Dach man als Gast quartiert? Vielleicht wollte er auch nur verhindern, dass Théoden sich auf ein solches „niederes“ Niveau herunterlässt? Und weshalb hat er dann so lange mit dem Einschreiten gewartet; Théodens Absichten waren durch das blanke Schwert doch mehr als offensichtlich?
Noch ein Grund, weshalb ich das mit dem Mitleid als unwahrscheinlich abstempele: Diese merkwürdige Grimasse, die er zieht, als er dem Ratgeber die Hand hinhält, um ihm aufzuhelfen. Bin das nur ich oder sehe ich da eine Mischung aus Bedauern und Abneigung? ._. Passt natürlich zum Buch, wo ihn nachher alle nur noch abwertend als „Geschöpf“ bezeichnen, aber weshalb hätte Aragorn dann den edlen Ritter spielen müssen?

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