Montag, 26. Juni 2023

Besprechungskapitel 22 vom Duft: "Die Stadt auf dem Berg"

Und hier nach langer Zeit mal wieder eine Kapitelbesprechung, weil ich es wiedergefunden habe und ich mich über den Humor amüsiere. Viel Spaß! :)

Besprechungskapitel 22 der Geschichte Der Duft des Grases im Wind.

Spoilerwarnung für die gesamte Geschichte, also inklusive dem Planverlauf im letzten Kapitel und die beiden OS.

Viel Spaß wünsche ich.

 

 

Kapitel 22 („Die Stadt auf dem Berg“)

 

Rýne stutzte für einen Moment. Weshalb sagte Hádor, dass Dunwulf ihr aufgrund seiner Haarfarbe würde helfen können? Wusste er etwa doch etwas; etwas, was er ihr verschwieg?

 

Natürlich verschweigt Hádor ihr etwas. Einen kleinen, nebensächlichen Fakt. Vollkommen unwichtig. Keiner hat je danach gefragt.

Am Lustigsten ist es natürlich, dass absolut niemand Hádor verdächtigt hat. Ich schätze, Hádor ist im Spielen einer Rolle wohl sogar noch besser als Dunwulf. Hut ab. (Oder ich habe gut genug abgelenkt...)

 

***

 

Ein Stück neben ihnen ritten ein großer Eorling mit breiten Schultern, der sein blondes Haar zu einem langen Zopf geflochten hatte und der Mann mit den dunklen Augen, Céastan. Sie schienen einen Scherz ausgetauscht zu haben, denn der Mann mit dem Zopf grinste breit und sagte: „... Théoden es sich noch einmal in den Kopf setzt, mich wieder für einen Ritt schonen zu wollen wegen meinem Bein, dann werde ich mich das nächste Mal früher hinausschleichen, um mitzukommen.“

 

Auch ist es erstaunlich, wie oft ich Céastans dunkle Augen erwähnen konnte, ohne, dass irgendjemand die Verbindung gesehen hätte. (Nun, geben wir zu, das ist nicht ganz so verwunderlich. Viele werden von der Filmversion beeinflusst sein, in der Gríma schließlich dunkles Haar und helle Augen hat, und selbst ich war jahrelang der festen Überzeugung, dass der Ratgeber eine blutrote Iris hat. Dabei schreibt Tolkien „dunkle Augen“…)

Ein weiterer Grund, weshalb ich das Zitat ausgewählt hatte: Théoden wird erwähnt. Ein weiterer, kleiner Hinweis, dass der Ringkrieg vielleicht nicht so weit weg ist, aber trotzdem sehr viel weiter, als gedacht.

 

***

 

Das Lächeln schwand ein wenig von Drythens bärtigem Gesicht, als er Hádor sah. „Ist der Auftrag, den der Marschall dir erteilte, so schlimm, dass es dir wie eine Zumutung erscheint?“ fragte er, und hinter ihm schnaubte Céastan vor Lachen.

 

Ich… wusste beim ersten Schreiben, dass Hádor aus irgendeinem Grund unwillig war, sich mit den Wulfingas zu befassen, glaubte aber, dass das entweder beim weiteren Schreiben deutlich werden würde (hatte ich ja nicht so Unrecht mit) oder dass es einfach unwichtig war. Fakt ist, dass ich lange einfach nicht mehr daran gedacht hatte.

Und ja, es ist tatsächlich eine Zumutung für ihn, Rýne vor sich auf dem Pferd zu haben, aber das kann er schlecht sagen.

 

***

 

Sie ritten nun schneller, über die grüne Ebene hinweg und kamen schließlich zu einem breiten, klaren Fluss, der sich schnell fließend durch das Land schlängelte. Weiden standen an seinem Ufer, und als Rýne seinem Verlauf folgte, schnappte sie vor Erstaunen nach Luft.
Vor dem Gebirge erhob sich ein großer, grüner Berg, auf dem eine Stadt stand.

 

Eigentlich ist es lustig, dass Rýne zuerst den Fluss und die Weiden sieht, und dann erst den grünen Berg und die Stadt… ich meine, schreibtechnisch wollte ich den Blick der Leser leiten, ähnlich, wie Tolkien es auch tut, aber a) hatte Tolkien bereits vorher den Hügel und die Stadt erwähnt und konnte sich so auf eine nähere Beschreibung der Umgebung einlassen, ohne, dass es komisch wirkt, und b) ist es etwas dämlich von Rýne, so etwas Großes wie eine Stadt erst einmal völlig zu übersehen…

 

***

 

Sie wachsen dort, wo tote Männer ruhen“, flüsterte eine leise Stimme in ihrem Kopf, und für einen Moment blitzte ein Bild von einer Gruppe dunkel gekleideter Menschen in ihr auf, die vor einer Mulde stand, in der ein Mann lag. Seine Augen waren geschlossen, seine Hände auf der Brust gefaltet, und er trug ein altes Kettenhemd. Ein zerbrochener Speer lag zu seinen Füßen, und sein Haar und Bart waren stahlgrau. Auf seiner Brust lag ein Schwert, und zwischen seinen Fingern reckte eine Simbelmynë ihr schönes Antlitz der Sonne entgegen.

 

Nun… ich muss offen zugeben, dass ich immer noch keine Ahnung habe, wer der alte Mann dort im Grab ist. Im Hinterkopf hatte ich irgendetwas von „Großvater“, aber weshalb hat er einen zerbrochenen Speer? Später sagt Rýne, dass keinerlei Spuren eines Kampfes an ihm zu sehen waren (was natürlich trotzdem eine zerrissene Bauchdecke oder eine zertrümmerte Wirbelsäule nicht ausschließen würde, noch eine durchgeschnittene Kehle, wenn man den Bart gut genug arrangiert), aber das muss nichts heißen.

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