Viel Spaß beim Lesen! :)
„Was wollt Ihr denn von mir hören,
wo ich herkomme?“ fragte sie zurück, die Stimme laut und höhnisch.
„Gondor? Sollte ich ehrlich Euch gegenüber sein, wenn ich mir noch
nicht einmal sicher sein kann, dass Ihr mir ehrlich gegenüber
seid?“
Und die Zeit blieb auf einmal stehen.
Ich seufze leise auf und verschränke
die Arme vor der Brust, während ich mein Gewicht auf das andere Bein
verlagere. „Und? Was gedenkt Ihr nun zu tun?“
Ich habe mich zum Ausgleich einmal in
die Geschichte geschrieben und stehe jetzt im Orthanc in stuntfolas
Zimmer. Sehr praktisch, wenn man die Gabe hat, die Zeit in der
eigenen Geschichte anzuhalten, um mit seinen (geliehenen) Charakteren
diskutieren zu können.
„Ich dachte, es wäre deine
Aufgabe, meine Handlungen vorzugeben“, knurrt Gríma mich an. „Sage
du mir, wie ich auf so etwas reagieren sollte!“
Anklagend deutet er auf das Bett, auf
dem die erstarrte stuntfola immer noch sitzt und sich nicht
rührt. Ihre Augenbrauen sind vor Zorn zusammengezogen, ihr Mund noch
geöffnet. Ihre Handflächen hat sie nach außen gedreht, die Arme in
einer beinahe defensiven, jedoch trotzdem noch Erklärung
verlangenden Haltung angezogen.
„Ich habe keine Ahnung“, sage ich
und zucke mit den Schultern. „Deshalb habe ich Euch gefragt.
Zumindest ist sicher, dass Ihr sie nicht einfach nur anstarren könnt;
Ihr müsst handeln. Etwas sagen, vielleicht, ein Kommentar.“
„Und was sollte das sein?“ fragt er
zurück. „Ich habe nicht vor, ihr noch mehr Informationen über
mich zu geben. Sie lügt mich an; ich kann ihr nicht vertrauen. Sie
weiß mehr, als sie sagt; sie weiß bereits viel mehr, als sie
wissen dürfte! Woher hat sie dieses Wissen? Ist das alles nur
ein Spiel von Sturmkrähe oder dem hláford Saruman? Hat
Théoden sie geschickt? Woher weiß sie, dass wir bald aufbrechen
werden?“
Ich schweige vorsorglich, beobachte ihn
nur, wie er hin und her läuft. Ich kenne diese etwas weinerliche
Persönlichkeit von ihm, die er in dieser Geschichte zurückstellen
und hinter seiner Maske verbergen wird. Das war eines der
bezeichnenden Merkmale aus dem Buch – das ständige Jammern, als
sie auf Reisen waren.
Und stuntfola weiß tatsächlich
viel mehr, als sie sagt – sie weiß über das Ende Bescheid, sie
hat schließlich die Bücher gelesen. Sie weiß, dass er am Ende
sterben wird; zumindest geht sie davon aus. Sie weiß, dass er
Saruman umbringen wird und davor noch Lotho.
Ich kann ihm jedoch nichts davon sagen;
das würde schließlich die Story spoilern.
„Ihr könntet versuchen, sie zu
erpressen“, schlage ich vor.
„Womit? Ich weiß nichts über
sie.“
„Als Ihr sie über den Abgrund
gehalten habt, hat das doch auch wunderbar funktioniert. Eine erneute
Todesdrohung, vielleicht, oder eine Erinnerung an die Zinne? Angst
wirkt manchmal Wunder. Das müsstet Ihr wissen.“
Mir ist bewusst, dass ich wieder etwas
zu aufmunternd
grinse und ein bisschen zu sehr in Saruman-Stimmung bin. Aber ich
möchte die Geschichte weiterbringen und nicht wieder monatelang an
einer Schreibblockade leiden.
Sei nicht zu ungeduldig. Denke
daran, was dir deine Ungeduld schon gebracht hat,
versuche ich mich selbst zu ermahnen.
Und
blinzele erstaunt, als ich Grímas nächste Worte höre.
„Sie ist ein Kind. Ich werde kein Kind umbringen.“
„Sie ist ein Kind. Ich werde kein Kind umbringen.“
„Kind?“,
wiederhole ich etwas überrascht und räuspere mich. Noch
ist mir gut in Erinnerung, dass er überlegte, sie im See von
Isengard ertrinken zu lassen.
„Sie ist älter als die ides
Éowyn damals, als Saruman Euch rekrutierte. Sie
ist... äh, 17 oder 19 Jahre alt, denke ich. Éowyn
war fünfzehn.“
„Das
war etwas vollkommen anderes“, murmelt er, und
ich kann ein Schnauben nicht unterdrücken.
„Natürlich
war das etwas vollkommen
anderes“, bemerke ich abfällig.
„Die
ides hatte das
Versprechen der Macht, als einzige Frau des Königshofes“, kontert
er. „Das Mädchen dort ist nichts.“
„Und
dennoch fürchtet Ihr sie mehr als die ides.“
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