Samstag, 4. August 2018

Von brutaler Rohheit und damsel in distress

Spoilerwarnung für Kapitel 79 von Cwideas!




Erstmal eine kurze Extraszene, die von dem koreanischen Film Oldboy inspiriert wurde und wo ich erst überlegte, sie für das Zusammentreffen von stuntfola und Fréareth zu machen:

Meine Nackenhaare prickelten, und ich drehte mich rasch um, zwar nervös, aber doch nicht wirklich damit rechnend, dass dort etwas sein würde.
Deshalb starrte ich Fréareth, der mit erhobenem Stein dastand und anscheinend ebenso überrascht war wie ich, auch wohl für eine volle Sekunde sehr blöd an, ehe der fight or flight-Reflex einsetzte und die Panik aktivierte. Ich drehte mich um und rannte, hörte, wie Fréareth ebenfalls aus seiner Starre erwacht war und mir mit einem Knurren nachsetzte.
Was zur Hölle? Was soll das denn jetzt?
Im nächsten Moment traf mich etwas hart in den Rücken, warf mich zu Boden und presste mir die Luft aus den Lungen. Ich keuchte auf, doch da fand sich schon eine Hand in meinen Haaren wieder und rammte meinen Kopf wieder auf den Boden.

Genommen wurde sie letztendlich doch nicht, weil das Pacing so nicht funktionierte.
Generell hatte ich einige Schwierigkeiten mit der Planung für das Kapitel – die Idee kam mir ziemlich spontan (eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit), und ich beschloss, sie umzusetzen. Ich… wollte schockieren, ja. Ich wollte zeigen, dass die Situation an allen zehrt, und dass Fréareths Groll sich keineswegs gelegt hat – noch hat er seine Maske auf, als er mit ihr und Krähenfuß spricht.
Fréareth ist frustriert und hat, wage ich zu behaupten, so etwas wie Hass auf stuntfola entwickelt – sie hat seinen Stolz verletzt und dann sagt sie ihnen auch noch, dass ihr Herr tot ist, umgebracht durch ihren Begleiter. Es wäre logisch, anzunehmen, dass sie etwas mit Scharrers Tod zu tun hatte.
Und so folgt er ihr, als sie sich auf den Weg macht, und greift sie schließlich an.
Es ist natürlich im Grunde eine bekannte Situation – Mann greift wehrloses, junges Mädchen an; so etwas haben wir ja noch nie zuvor gelesen! Noch nie vorher in den Nachrichten gesehen! Höre ich, wie jemand „Klischee“ ruft und angewidert das Gesicht verzieht? Was würde ich nicht dafür geben, die Situation mal mit vertauschten Geschlechterrollen zu lesen, in der die Frau nicht automatisch entweder Verführerin ist oder gleiche eine Hexe – oder nur unschuldiges Opfer, die das ja nur tut, weil sie dazu gezwungen wurde.

Die Frage war nur, wie ich stuntfola aus dieser Situation wieder befreien konnte, in die ich sie gebracht hatte.
Erst dachte ich, dass Krähenfuß kommen und sie retten sollte (entweder, dass er Fréareth umbringt oder zumindest in die Flucht schlägt), aber davon wich ich schnell wieder ab, denn das hätte stuntfola zu viel von ihrem Protagonisten-Dasein genommen – sie muss sehen, wie sie selbst in solch einer Situation klarkommt.
Sie sollte zwar schon hilflos sein, aber keine damsel in distress, die gerettet werden muss – was auch gar nicht möglich gewesen wäre, da Fréareth sie wahrscheinlich umgebracht hätte, ehe Krähenfuß gekommen wäre. Also musste sie sich selbst helfen, und natürlich ist es ironisch, dass sie ihre Waffe, die sie von den Hobbits bekommen hat, gleich wieder verliert.
Es gibt ihr jedoch ein wenig Stärke, dass sie fähig ist, sich selbst von Fréareth zu befreien, es bestärkt sie in ihrem Protagonistendasein. Sie kann sich selbst helfen, sie muss nicht ständig gerettet werden. Sie ist gewachsen.
Und letzten Endes ist es – ja. Es ist letzten Endes ein wenig wieder „Denn Worte sind Macht“ geworden, denn auch hier habe ich vielfach die Rückmeldung bekommen, dass das Kapitel roh und erschreckend realistisch ist, dass es funktioniert.
Und das freut mich und macht mich zugleich nervös.

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