Mittwoch, 7. Februar 2018

Flussbad der Metafiktion

Weil ich mir schon vor Ewigkeiten vorgenommen hatte, hier ein paar der vielen angefangenen, aber nicht beendeten Metagespräche hochzuladen.Und weil Leute sich das gewünscht haben.
Hier also ein kurzer Ausschnitt aus einem damals in Planung stehenden Romanprojekt, welches meine Lieblingstropes "Metafiktion", "Nebenfiguren zu Hauptfiguren machen", "Verräter" und "nicht alle Bösen sind gleich böse" in sich vereinte.
Die Geschichte von Hwearfan sollte eigentlich über einen Mann handeln, der nach der Endschlacht des eigentlichen „Romans mit Gary-Stu-Protagonist“ (in dem er die Rolle als „Verräter, der im letzten Moment die Seiten wechselt“ innehatte und dafür starb, den Helden zu beschützen) mit verheilten Wunden aufwacht. Sein Ziel ist es, nach Hause zu kommen, doch der Autor hat in der Zwischenzeit bemerkt, dass er außerplanmäßig überlebte und jagt ihn nun, mit dem festen Vorsatz, ihn umzubringen, da der Satz „und dann starb Hwearfan“ aus irgendeinem Grund nicht mehr wirkt. Nur Hwearfan kann seitdem mit der Stimme des Autoren kommunizieren, bzw. hört sie.
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen. :)





„Liebe“, schnaubte Hwearfan, während er durch den eisigen Fluss watete. „Liebe und Krieg; das ist alles, was dich interessiert.“

Das stimmt nicht.

„Wohl stimmt es“, knurrte der Mann und fluchte, als Wasser in seinen Stiefel lief. „Weshalb hättest du sonst deinem ach so großartigen Helden Cíoris eine Geliebte, die wohl bald seine Frau wird, Gefährten, die ihm alle drei Schritte den Dreck von den Stiefeln lecken, eine zweifelhafte Verwandtschaft und dann auch noch besondere, magische Fähigkeiten -“
Hwearfan rutschte auf einem der glatten Steine aus und fiel klatschend in das Wasser. Prustend richtete er sich auf und rutschte beinahe noch einmal aus. Stolpernd lief er auf das andere Ufer zu, wobei er mehrere Male das Gleichgewicht verlor, da der Grund sehr glitschig war.

Das kommt davon, wenn man nicht aufpasst, wo man hintritt.

„Halt's Maul“, grollte der Verräter, als er schließlich an das Ufer kletterte und fröstelnd die nasse Tunika auszog. Er zitterte. „Soll das jetzt mein Tod sein?“, fragte er, während er sich in das Gras kauerte, um seine Kleidung auszuwringen. „Lässt du mich wirklich an einer Lungenentzündung verrecken? Wirst du zuschauen, wie ich mir die Lunge aus dem Leib huste oder wirst du dich abwenden?“

Ich habe schon weitaus Schlimmeres gesehen als jemanden, der an einer Lungenentzündung stirbt. Du vergisst, dass dies hier meine Geschichte ist, und ich habe all dies geschrieben. Außerdem habe ich niemals gesagt, dass ich dich an einer Lungenentzündung sterben lasse.

„Doch du hast es vor; gib es zu!“ Seine Stimme war laut geworden, und zornig blickte er nun in den Himmel. „Weshalb lässt du mich nicht einfach in Frieden?“
„Ja, die Götter können grausam sein, nicht wahr, mein Herr?“
Hwearfan fuhr erschrocken herum.
Dort, im Schatten einer Eiche, stand ein alter Mann mit langem, grauen Bart und Haar und in ein graues Gewand gehüllt. Über dem Gewand trug er einen ebenso grauen Umhang, der mit einer silbernen Brosche befestigt war. Er stützte sich auf einen knorrigen Wanderstab.
Hwearfan betrachtete den Mann misstrauisch. „In der Tat, die Götter sind grausam“, sagte er und erhob sich, während er sich sein Hemd wieder anzog, den Mann wachsam im Blick behaltend.
Der Mann lächelte. „Ich habe Euer Missgeschick mitangesehen und Mitleid mit Euch bekommen. Ich möchte Euch meinen Mantel schenken. Er hält wahrscheinlich wärmer als all die Fetzen zusammen, die Ihr am Leibe tragt.“ Er löste die Brosche, legte den Mantel über den Arm und trat auf Hwearfan zu.
„Und womit verdiene ich diese Gabe?“
Der Mann lächelte. „Nennt es die Torheit eines alten Mannes, nennt es meinethalben ein gutes oder gar zu weiches Herz – ich sehe Euch an, dass Ihr weit gereist seid, unter schlechten Bedingungen.“
Hwearfan senkte den Blick, hob ihn jedoch genauso schnell wieder. „Und weshalb gerade ich?“
Der alte Mann zuckte mit den Schultern und lachte. „Oh, das war Zufall. Es hätte ebenso gut ein anderer Wanderer sein können, der mein Herz mit der einen oder anderen Tat rührt und dem ich eine wärmende Decke in dieser kühlen, unangenehmen Zeit wünschen würde. Ich bitte Euch, mein Geschenk anzunehmen.“
Hwearfan trat schließlich zögernd auf den Mann zu und streckte die Hand nach dem Umhang aus. „Ihr seid gütig, alter Mann“, sagte er, als er den rauen Stoff nahm.
Und drehte sich instinktiv blitzschnell zur Seite, und die scharfe Klinge des Messers strich knapp an seiner Brust vorbei.
Der alte Mann wich einen Schritt zurück; den Stab noch in der einen Hand, in der Anderen das scharfe Messer. „Ihr seid geschickt“, bemerkte er anerkennend.
Hwearfans Atem ging schnell. Was sollte das?!
Der alte Mann neigte den Kopf leicht zur Seite, beinahe wie ein neugieriges Kind, und lächelte.



Meinungen, Kommentare, rants? :D

2 Kommentare:

  1. Hey, du kannst doch nicht einfach an der Stelle aufhören! Ich will wissen, wie es weitergeht!

    Ich liebe diesen Dialog zwischen Autorin und Figur und Hwearfan mit seinem trockenen Humor ist mir sehr sympathisch. Außerdem finde ich die Prämisse toll: Ein Charakter, der einfach nicht sterben will, auch nicht auf Geheiß des Autors und schon gar nicht für den generischen Gary Stu-Helden. Aber was Hwearfans Anschuldigungen angeht, muss ich die Autorin in Schutz nehmen. Wer schreibt nicht gerne über Krieg und Liebe?

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    1. Es geht nicht weiter. ^^ Der alte Mann wurde bereits vom Autoren übernommen und versucht nun, Hwearfan umzubringen.

      Tatsächlich habe ich den Autoren als männlich vor mir gesehen, nicht weiblich. Aber das kann natürlich jeder sehen, wie er möchte. Ich mag Hwearfans Humor auch sehr gerne.
      Hm... ich schreibe nicht gerne über Liebe, gebe ich zu. ^^"

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