(Spoilerwarnung für Kapitel 2, bzw. Abschnitt IV - VI von "Aschenklinge".)
Ich weiß nicht, ob ich schon einmal einen OS geschrieben habe, in dem ich so sehr das Verlangen habe, alle handelnden Protagonisten kräftig zu schütteln und sie anzuknurren, weshalb sie ständig diese ganzen blöden Entscheidungen treffen und ob sie sich klar über die Konsequenzen sind. Und weshalb müssen sie sich denn alle gegenseitig manipulieren? Bei zwei von den vier Charakteren bin ich das ja gewöhnt, aber weshalb die beiden anderen denn auch noch? D:
Ich weiß nicht, ob ich schon einmal einen OS geschrieben habe, in dem ich so sehr das Verlangen habe, alle handelnden Protagonisten kräftig zu schütteln und sie anzuknurren, weshalb sie ständig diese ganzen blöden Entscheidungen treffen und ob sie sich klar über die Konsequenzen sind. Und weshalb müssen sie sich denn alle gegenseitig manipulieren? Bei zwei von den vier Charakteren bin ich das ja gewöhnt, aber weshalb die beiden anderen denn auch noch? D:
Ich hasse das Plotbunny, welches mir
diese Idee in den Kopf gesetzt hat. (Nicht wirklich; es ist toll,
wenn Figuren einfach leben.)
Ein Metagespräch würde sicherlich
lustig werden. Ich würde ihnen allen nacheinander ihre Fehler
aufzählen und ihre Kurzsichtigkeit betonen, bis wahrscheinlich einer
von ihnen mit kühler Stimme anmerken würde, dass ich
schließlich die Autorin sei und somit eigentlich an allem Schuld,
weil ich ja erst die Idee zu dem Ganzen gehabt hätte.
Gerade sitze ich an einer
Schwierigkeit, weil ich Argumente finden muss, die Théodred als
ungeeignet für das Amt des
König in der Abwesenheit Théodens darstellen würden. Ich finde
keine.
Mittlerweile
fallen mir sehr viele (mehr oder weniger) gute Argumente ein, weshalb
Éomer im Jahr 3017 zum Dritten Marschall der Mark erhoben wurde
(sein Sitz wäre Aldburg, und damit wäre er womöglich endlich nicht
mehr in der Nähe des Königs), aber weshalb fallen mir keine
Argumente gegen Théodred
ein?
Natürlich könnte
ich sagen, dass Théodred zu jung ist, selbst als einfacher
Stellvertreter für nur kurze Zeit die Krone zu übernehmen, aber er
ist zu diesem Zeitpunkt 30 Jahre alt, und Théoden war 32 Jahre, als
er König wurde.
Ich
habe sogar mittlerweile ein gutes, schön Gondor-zentriertes Argument
gegen Théoden, der es sich irgendwie ungeplant
in den Kopf gesetzt hat,
selbst zu Saruman zu reiten. (Er ist König und Erster Marschall, und
selbst, wenn er im Gegensatz
zum damaligen König von
Gondor über Erben
verfügt – will er
wirklich wie Earnur
enden? Wir wissen nichts
über
Saruman; sollten wir nicht lieber sein Angebot annehmen und erst
einen Vertreter zu ihm
senden, ehe er auf die Idee kommt, den König als Geisel zu nehmen?
Und Frána, höre bitte auf,
dich so begeistert freiwillig melden zu wollen, du
hast dazu keinen Grund mehr.
Nicht mit dem Zustand, in dem
Céne ist.)
Ärgerlich laufe ich in meinem Zimmer
auf und ab und fahre mir mit der Hand durch die Haare. „Wie konnte
das passieren?“ murmele ich entnervt vor mich hin. „Théoden
war angemessen schwach und müde, und auf einmal... rebelliert
er! Ich meine, er... er kann das doch nicht machen, das war
nicht geplant!“
Ich werfe meinem Laptop einen kurzen,
verzweifelten Blick zu, gehe mit einem Seufzen wieder zu meinem Stuhl
und setze mich, scrolle, um den Anfang der Textstelle wiederzufinden.
Ja... Théoden sagt, dass Saruman
womöglich existiert. Okay, er ist noch ziemlich zurückhaltend und
angestrengt; hört den anderen eher zu, als dass er selbst spricht.
Gut. Ich bin mir etwas unsicher, mag aber zu sehr die Ironie, dass
Théoden seinen eigenen „Untergang“ herbeiführt haben könnte.
Stimmt womöglich nicht mit dem Canon überein, aber hey, es ist
fanfiktion. Und ich mag Ironie.
Das Nächste: Théoden schickt Saruman
eine Botschaft. Auch gut, er ist da sehr schwach und müde und stimmt
eher zu, als abzulehnen. Er denkt natürlich drüber nach, aber er
ist immer noch sehr zermürbt. Ja, passt.
Théoden erhält eine Antwort und sagt,
er selbst wird nach Isengard reiten, um der Einladung nachzu... aha.
Da ist es.
Wo kommt auf einmal diese Energie
her? Wie kommt es, dass Fránas Worte so sehr nach hinten losgingen?
Ja, Frána hat Théoden natürlich vorher mit seiner kleinen Rede
manipuliert, aber der König hat dies doch als ehrliche Worte
aufgefasst, oder?
„Ich habe Pflichten, die ich
wahrnehmen muss und vor denen ich nicht zurückschrecken darf. Gerade
in solch einer Zeit kann ich weder Euch noch die Bevölkerung im
Stich lassen.“
Ich
dachte, dass Théoden dies als ehrliche Besorgnis auffasste, ich war
mir sicher, dass der
König diese Manipulation nicht
durchschauen würde, und auf einmal richtet er genau diese Worte
gegen Frána,
damit dieser tut, was er sagt? Auf einmal entwickelt Théoden ein
Eigenleben und argumentiert lebhaft mit seinen Ratgebern, anstatt nur
stumm zuzuhören, wie er es
vorher tat?
Das war nicht geplant und
macht zudem alles viel komplizierter!
Eigentlich
sollte ich mich nicht beschweren; Théoden nimmt mir die Aufgabe ab,
darüber nachzugrübeln, wie ich Frána zu Saruman schaffen kann. Und
es fügt auch noch mehr Konflikt hinzu; schließlich kann Frána
nicht die ganze Zeit in seinem Groll gegenüber Théoden versunken
sein. Es würde vielleicht sogar dazu beitragen, seinen Ärger zu
verstärken, weil Théoden ihn gerade jetzt
fortschicken möchte. Auch
eine schöne Lektion für Frána, der merkt, dass er mit seiner Rede
eben doch übers Ziel
hinausgeschossen ist. (Ja,
ich weiß, vorher hat sich Frána noch beinahe halb begeistert
freiwillig dafür melden wollen,
zu Saruman zu reiten,
aber da sind in der Zwischenzeit einige Dinge passiert, die dieses
Verlangen gründlich gesenkt haben.)
Und
trotzdem. Théoden hat mich unerwartet überrascht; so etwas habe ich
wirklich nicht von ihm erwartet. Und
ich verstehe nicht ganz, warum
er das tut.
(Obwohl
ich glaube, dass ich insgeheim doch zumindest Théodens Verlangen,
selbst zu reiten, verstehe... er hat immense Schuldgefühle, weil er
im Fall Túrlor falsch entschieden und den Tod von Hunderten
herbeigeführt hat. Er hat
das Gefühl, er ist verantwortlich für all das, was natürlich sehr
nett in die späteren Geschehnisse des Ringkrieges mit einfließt.)
Frána
hat nichts gemacht, wofür Théoden ihn bestrafen müsste (zumindest
noch nicht); er
versteht sehr gut seine derzeitige, schwierige Situation und dann...
schickt er ihn einfach weg?
Habe
ich zu sehr Fránas Blickwinkel gehabt, habe ich Théoden
als zu schwach angesehen? Bin
ich zu sehr in Fránas Blickwinkel drin, dass ich das automatisch als
Strafe ansehe? Ich
glaube ja. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Théoden ihm helfen
möchte.
Es
ist schön und gut, dass du wieder in seinem Kopf bist, Thainwyn,
aber bitte nicht zu
sehr. Lasse
dich nicht von Fránas Blickwinkel für andere Möglichkeiten
blenden.
Schon
erstaunlich, was passiert, wenn man über ein Jahr lang nicht aus der
Sicht seines Lieblingscharakters geschrieben hat und zu was für
Dingen der dann einen bekommen kann, nur, weil man sich so heimisch
fühlt. Ich habe nicht bemerkt, dass er seinen König emotional
erpresst hat, bis ich die Stelle später noch einmal gelesen habe, wo
mir das auf einmal auffiel.
„Auf der einen Seite würde
es eine immense Ehre bedeuten, für den Schatz
der Hallen zuständig zu sein...“
Aha,
da sehen wir also schon die wahre
Motivation, nicht wahr? Dabei sind die „Hälfte der Schätze“
noch nicht einmal im Gespräch.
Nein, nein, erstmals bleiben
wir bei „Schutz der
Hallen“, bitte. Lassen
wir ihn noch nicht an Schätze denken, das wird Saruman noch
erledigen.
Vor
Allem ist es ein wenig erschreckend, dass ich automatisch schon Scha
getippt hatte, ehe mir der Fehler aufgefallen ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen