Meine Hände zittern immer noch ein
bisschen, und mein Gesicht ist zu einer Grimasse verzerrt, während
ein verzweifeltes Lachen in meiner Kehle gluckst und ich mit den
Zähnen knirsche.
Falls ich mal wieder das Bedürfnis
haben sollte, wütend zu werden, dann weiß ich zukünftig, wo ich
hinschauen muss.
Ich bin im Moment dabei, Mythopoeias
Geschichte „Encoivië mi
Ambarenya“ zu MSTen, aber keine Sorge
– das, was mich so wütend werden lässt, ist glücklicherweise
Canon. Oder sollte ich „leider“ sagen?
Es geht hierbei
nämlich um die Szene, in der die Gefährten vor den Türen
Meduseldes in Edoras stehen und ihre Waffen abgeben müssen. An sich
wäre an der Szene nichts schlimm, es ist eine gute Szene, die die
Spannung fördert – wäre da nicht die Art und
Weise, auf die die Charaktere interagieren.
Auf vieles bin
ich auch schon im MSTing eingegangen, von daher wird das womöglich
doppelt sein.
Fangen wir bei
Aragorn an. Aragorn – zukünftiger König von Gondor, normalerweise
recht tolerant und gerecht – spielt sich auf einmal auf und möchte
nicht von seiner Zweitfrau Andúril weichen. Verstehe ich ja auch ein
bisschen, immerhin hat das Schwert eine besondere Bedeutung für ihn.
Dass er jedoch so
weit geht um zu sagen, dass er es mit der gesamten Wache von Edoras
aufnehmen würde, nur, weil er zu verdammt stolz ist, sich von seinem
Schwert zu trennen, ist schon wieder grenzwertig und lässt ihn
arrogant erscheinen. Ich meine, hat er, als er das gesagt hat, auch
nur eine Sekunde an seine Gefährten gedacht? Hat er an seine
zukünftigen Verbündeten gedacht, die er da umbringen will, und das
einen Eid vor Gondor abgelegt hat, diesem in Notzeiten Beistand zu
leisten? Es ist Théodens Haus, und somit sind das Théodens Regeln,
(nun, wahrscheinlich eher Grímas Regeln, aber das nur nebenbei) und
man hat sich an diese zu halten. Das ist höflich.
Hätte Aragorn so etwas auch bei den Elben gewagt? Sicherlich nicht.
Glücklicherweise
schreitet Gandalf ein (der einzige Moment, in dem ich über Gandalf
den Weißen hier in der Szene tatsächlich froh bin), und Aragorn
besinnt sich – nicht jedoch, ohne vorher noch über die tolle
Geschichte des Schwertes zu prahlen und jedem zu verbieten, es
anzufassen. Sicherlich hätte er auch liebend gerne verboten, es auch
nur anzusehen,
aber das wäre schwierig geworden. Außerdem, wie will er das
überprüfen, ob jemand das blöde Schwert angefasst hat?
Fingerabdrücke nehmen?
Gimli ist mir
tatsächlich am sympathischsten in der Szene, da er der Einzige ist,
der nicht irgendwie mit seiner Axt angibt und erstmal lang und breit
erklärt, woher diese kommt und weshalb man sie nicht anfassen darf –
er legt sie neben Andúril auf den Boden und gut ist. Im Gegensatz zu
Legolas, der unbedingt erwähnen muss, dass sein Bogen aus Lothlórien
kommt und ein Geschenk der Elbenhexe war. -_-
Und dann kommen wir
zu Gandalf. Wirklich, ich finde, Láthspell
und Sturmkrähe
sind noch ziemlich nette Namen,
die ihm da
gegeben wurden.
*seufz* Vorab möchte ich noch sagen, ehe ich mich in meinem Zorn
verliere, dass ich Gandalf mag – den Grauen, zumindest. Ich
verstehe auch in gewissem Grade,
weshalb Gandalf teilweise so unerträglich wird, als er Weiß wird,
denn plötzlich liegt die Verantwortung auf ihm und er muss
versuchen, das Schicksal von ganz Mittelerde zu schaukeln, fast
gänzlich ohne Hilfe – kein Wunder, dass er es immer so eilig hat.
Aber kehren wir nach Edoras zurück.
Nun, sie haben all
ihre Waffen abgelegt und machen sich auf
den Weg zu den Türen, als Háma sie zurückhält und höflich, aber
bestimmt nach Gandalfs Stab fragt. Ich zitiere: „Der
Wächter zögerte immer noch. ‘Euer Stab‘, sagte er zu Gandalf.
‚Verzeiht mir, aber auch er muss an der Tür bleiben.‘“
Und wie reagiert
Gandalf, ungeduldig, wie er ist? „Torheit!
Vorsicht und Unhöflichkeit sind zweierlei. Ich bin alt und wenn ich
mich beim Gehen nicht auf meinen Stab stützen kann, so werde ich
hier draußen sitzen bleiben und warten, bis König Théoden
persönlich heraus humpelt, um mit mir zu sprechen!“
Ich gebe zu, Gandalf
hat Stil. Die Aussage von ihm ist sowohl gewagt wie auch beleidigend,
und dazu etwas, was einem im Gedächtnis bleibt.
Ich habe mir die
Szene im Buch ein wenig weiter durchgelesen, und dadurch bin ich
wieder ein wenig ruhiger geworden. Im MSTing wird Hámas Argument
ausgelassen, ebenso Aragorns Reaktion, der lacht, als ob alles
Friede, Freude, Eierkuchen sei und sich überhaupt nicht anmerken
lässt, dass er sich wenige Momente vorher noch mit der Wache anlegen
wollte. Vielleicht ist das ein Grund, dass
mich Gandalfs Aussage so aufgeregt hat.
Fakt ist: Gandalf
ist ein Zauberer. Zauberer brauchen Stäbe, um zu zaubern, und somit
ist der Eschenstab in Gandalfs Hand weitaus mehr als nur ein
einfacher Stock, auf den sich ein alter Mann stützen kann. Er ist
eine mächtige Waffe, und alle
Anwesenden wissen das sehr gut.
Sie hätten ihm
einen weiteren Stab anbieten sollen; ich meine, Théoden selbst hat
auch eine Krücke. Da wäre es wohl nicht allzu schwierig gewesen,
einen zusätzlichen Stock aufzutreiben und den Gandalf zu geben.
Was
hätte Gandalf denn gemacht, hätten sie ihm gesagt, er muss seinen
Stab ablegen und dafür einen Anderen
annehmen, he? Er hätte Théoden beleidigt, hätte er abgelehnt, und
dann wäre er gar nicht erst in die Halle gekommen! Weshalb hat da
niemand dran gedacht?
Und
weshalb haben sie ihn überhaupt in die Stadt vorgelassen? Das letzte
Mal haben sie ihn auch einfach draußen stehen lassen, bis es Gandalf
zu viel wurde und er einfach Schattenfell stahl.
Ich
würde mich jetzt weitaus weniger aufregen, wenn Gandalf da nicht
durchgefegt wäre wie ein Sturmwind und jahrelange Arbeit in einem
Augenblick zunichte gemacht hätte. Oh,
natürlich, für die Allgemeinheit war das wohl besser, dass er das
gemacht hat, und natürlich habe ich mich gefreut, Théoden endlich
wieder bei Sinnen zu sehen, weil Théoden einfach toll ist. (Auch,
wenn ein kleiner Teil in mir bitter das Gesicht verzieht und am
liebsten Gandalf vor die Füße spucken würde.)
Aber
die ganze Aktion vor den Türen wäre unnötig gewesen.
Und
weil mir (dank Súlimes Kommentar) aufgefallen ist, dass heute
tatsächlich Boromirs Todestag ist – RIP Boromir. (Ich gebe zu, ich
habe es geahnt. Das Todesdatum, was bei mir fest im Kopf verankert
ist, ist der 3. November, aber womöglich kommt der 26. Februar auch
dazu.)
Danke, danke, danke für diesen Beitrag. Ich hole schon mal das Popcorn raus. *g*
AntwortenLöschen"Zweitfrau Andúril"! Ich liege unterm Tisch. XD Selbst mich als bekennende Gondor-Sympathisantin kotzt es an, wie er da nicht mal subtil die Ansicht vertritt, er wäre mehr wert als Théoden, weil Théoden ja nur König von Rohan ist. Und wie immer liebe ich Háma für seine Antwort. "This is the house of Théoden, not of Aragorn, even were he King of Gondor in the seat of Denethor." Seat of Denethor!! Got that, Elessar?
Gimli ist immer der Sympathischste, wann diese drei oder vier zusammen unterwegs sind. Weil Gimli als einziger kein hochnäsiger Schnösel ist. So!
"weshalb Gandalf teilweise so unerträglich wird, als er Weiß wird" An der Stelle muss ich dir wirklich recht geben, als Gandalf der Graue ist er noch halbwegs zu ertragen, aber in Weiß möchte ich ihn wirklich die ganze Zeit nur packen und über den Rand von Arda schmeißen. (Ach, verdammt, Arda ist ja im Dritten Zeitalter schon rund... Mist.)
Gandalf hat Stil. Auf jeden Fall. Auch wenn er hauptsächlich daraus besteht, andere Leute zu beleidigen. (Pippin kann davon ein Lied singen.) Woran erinnert mich die Bemerkung doch gleich? Ach ja. Anderer alter Mann mit langem Bart. ^^
Den Rest des Absatzes lag ich dann wieder lachend auf meiner Schreibtischplatte. Du hast ja so was von recht. *g*
Ja, Ruhe in Frieden, Boromir. Du wirst schmerzlich vermisst. *schnief* Wobei für mich das eindrücklichste Todesdatum in Mittelerde der 15. März ist. Aber das wundert sicher keinen mehr.
Nochmals danke für diesen großartigen Blogeintrag, über den ich mich köstlich amüsiert habe!