Dienstag, 23. Februar 2016

Boromirs Leiden

Boromir wird in vielen FFs sehr betont frauenfeindlich dargestellt, wie mir aufgefallen ist (außer in denen, in denen er das Pairing ist); insbesondere, wenn sich eine schwertschwingende, bogenschießende Mary-Sue zur Gemeinschaft des Ringes gesellt.
Doch Boromir hat auf seinem Weg nach Bruchtal einen kurzen Halt in Edoras gemacht (und dort ein frisches Pferd bekommen?) und dort müsste er auch Éomer und Éowyn kennengelernt haben. Hätte er sich da auch so frauenfeindlich gegenüber Éowyn benommen? Ich glaube nicht; die hätte ihn wahrscheinlich ganz schnell zu einem Übungskampf aufgefordert. :D (Auf der anderen Seite kann es natürlich sein, dass Éowyn aufgrund der momentanen Situation eher das Edelfräulein gemimt hat, da sie wohl andere Sorgen hatte, wie ihren kranken, mindcontrolled Onkel.)
Fakt ist, ich verstehe nicht recht, weshalb gerade Boromir so frauenfeindlich dargestellt wird. Ist das wirklich nur, weil er den Leuten unsympathisch ist, weil er ein Mensch und schwach ist und Frodo den Ring abnehmen wollte? ._. Und zählt das nicht, dass er danach mit all seiner Kraft die Hobbits vor den Uruk-hai beschützte und selbst sein Leben dafür gab? Wie viel zählt überhaupt Reue?
Boromir ist tapfer und war sich dessen bewusst, dass er sterben könnte, wenn er sich der Gemeinschaft des Ringes anschließt, und er hat es trotzdem getan, obwohl zu Hause ein Vater und ein Bruder auf ihn gewartet haben. (Und irgendwann das Truchsessamt, natürlich.) Er hat die Entscheidung getroffen, von der er glaubte, sie sei die Bestmögliche; er hat letztendlich zugestimmt, den Ring zu zerstören, obwohl er zweifelte.
Und Leute stellen ihn als jemanden dar, der mit spöttischen Kommentaren um sich wirft und die Hauptfigur beleidigt und nach nur einem Blick verurteilt, ohne sie genauer zu kennen. Er wird teilweise als ziemlich oberflächlich dargestellt, und da fragt man sich dann unwillkürlich, weshalb er sich überhaupt die Mühe gemacht hat, nach Bruchtal zu kommen. Das ist nicht der Boromir, den ich in den Büchern kennengelernt habe. (Für unhöfliche, beleidigende Charaktere kenne ich andere Beispiele. *hust* „Láthspell“ *hust*)
Teilweise geht es sogar so weit, dass Boromir in den betroffenen Geschichten fast alles und jeden beleidigt und anzweifelt, insbesondere den Ringträger – sich dafür interessanter Weise aber kaum mit Aragorn in die Wolle bekommt, wo das doch eines der größten Konfliktpotentiale wäre. Ist es meist aber nicht, und Boromir scheint nur zu existieren, um die Mary-Sue anzuzweifeln und zu beleidigen und eben dann gnädigerweise im Storyverlauf zu sterben.
Ähnlich schlimm ist es, wenn Frodo zu sehr an die Verfilmung angelehnt wird, aber teilweise können die Leute ja auch nichts dafür, dass sie erst die Filme sahen und danach erst die Bücher anfingen, aber das ist ein anderes Thema.
Nächster geplanter Beitrag – auf wie viele verschiedene Arten man jemandem ins Gesicht treten kann, und weshalb „kicked him in the face“ brutaler und eher nach gebrochener Nase klingt als „trat ihm ins Gesicht“, aber gleichzeitig nach einer anderen Art des Tretens. (Und weshalb mache ich mir darüber Gedanken, wenn der betreffende Charakter doch ohnehin gleich darauf stirbt?)

3 Kommentare:

  1. Menschen, die Boromir hassen?! Wo? *sieht sich manisch um und zückt Armbrust*

    ... ähm, Sekunde. Ich hab mich gleich wieder unter Kontrolle.
    Aber mal im Ernst, ich wusste nicht, dass Boromir in Fanfiktions sooo negativ dargestellt wird. Ich hab zwar vor einiger Zeit im HdR-Fandom viel mit den Gefährten gelesen, aber so böse hatte ich das nicht in Erinnerung. Umso größer ist jetzt mein Schock!
    Ich bin vielleicht nicht objektiv (und stehe zu sehr unter Denethors Einfluss), aber ich finde, wenn es eine absolut nicht teamfähige Person unter den Gefährten gibt, die ständig arrogante Kommentare von sich gibt und merkwürdige Einstellungen vertritt, dann ist das Gandalf (dicht gefolgt von Aragorn mit seiner super Schwertaktion in Edoras). Nicht Boromir! Boromir ist, wie meine Schwester ihn gerne nennt, der geborene Teampsychologe. Stets für alle da, humorvoll, freundlich, einfühlsam und nicht so dumm, wie er im Fandom gerne mal dargestellt wird. (Ähnlich verkannt ist bloß Éomer, aber da ist eindeutig der Film dran schuld. So wie ich das Buch verstanden habe, ist Éomer einer der begabtesten und intelligentesten Menschen seiner Zeit und kann in der Hinsicht locker mit Faramir mithalten.) Gut, es mangelt Boromir im entscheidenden Moment an Rückgrat und Selbstbeherrschung, aber das macht er sofort wieder wett, als er versucht, Merry und Pippin im Alleingang vor Sarumans Uruk-hai zu retten. (Und ich gebe schamlos zu, dass mich die Szene im Film jedes Mal umhaut. Da hat Peter Jackson ausnahmsweise mal wirklich gute Arbeit geleistet.)
    Aber wirklich, bei Frauenhasser-Boromir und Alles-madig-Macher-Boromir kommt bei mir der Brechreiz hoch. Und ich bin als Frodo- und Denethoranhänger ja schon einiges gewöhnt. Wie können diese Schreiber übersehen, was für ein toleranter Charakter Boromir ist? Ich meine, sein Verhalten gegenüber den Hobbits und insbesondere Aragorn (den er eigentlich hassen müsste), spricht doch Bände!
    Danke für diesen Beitrag! Du hast mich inspiriert, endlich mal wieder etwas über Boromir zu schreiben, wenn ich aus meinem Urlaub zurück bin. Und danach am besten gleich noch was über Éomer. :D

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  2. Verdammt, wie lang ist dieser Kommentar geworden?!

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  3. PPS: Hast du das absichtlich heute hochgeladen? In Anbetracht des morgigen Datums?

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