Mittwoch, 6. Mai 2020

Weshalb ist er gesprungen?

Spoilerwarnung zur Kurzgeschichte „Weltenspringen“!


Eine Frage, die sich zu meiner Geschichte „Weltenspringen“ durch fast alle Reviews zieht, ist: Weshalb ist Elias gesprungen? Beziehungsweise ist natürlich eher die Frage: Weshalb hat er nicht gewartet?

Zur Enttäuschung aller muss ich sagen, dass ich keine Antwort auf diese Frage habe. Erstens: Es war ein Traum. Zweitens: Die Frage nach dem Grund war nicht wichtig für die Geschichte, weder für Finn persönlich noch für das Schreiben. Drittens: Ich habe keine Ahnung.
Natürlich kann man viele Überlegungen anstellen, weshalb Elias nicht wartete. Es gibt tausende Möglichkeiten, aber darauf lag eben nicht der Fokus.
Der Fokus lag auf Finn, der sich sofort, ohne Nachzudenken, ohne zu zögern, selbst die Schuld dafür gibt, nachdem er erfährt, dass Elias nicht mehr da ist. Er denkt nicht daran, dass Elias wohl seine Gründe gehabt hat, vorzeitig zu springen; nein.
Finn ist schuld. Nur Finn allein, Finn hat schließlich zu lange unten gewartet, Finn hat sich zu viele Gedanken gemacht. Finn hat sich zu viele übertriebene Szenarien ausgedacht. Finn ist zu furchtsam gewesen.
Alle Neuronen in Finns Gehirn bitte per Handzeichen: Wer ist dafür verantwortlich, dass Elias gesprungen ist, er selbst oder Finn? Ah, die richtige Antwort lautet natürlich: Finn, Finn, Finn.
Es muss die Hölle für Finn sein, jetzt allein zwischen den Welten umherzuspringen, in der Gewissheit, dass niemand anderes als er selbst die Schuld dafür trägt.
Aber wer weiß, vielleicht bleibt ihm das auch erspart. Vielleicht ist er eine Ausnahme und er stirbt ganz einfach, weil er, anstatt weltenzuspringen, auf den Boden klatscht oder vom Monster im fünften Stock schreiend durch das Fenster gezogen wird. Alles ist möglich.

Was mich zu dem nicht im Text eingebauten Detail aus meinem Traum bringt, dass ich eigentlich, während Elias und Finn munter am weltenspringen waren, begeistert darüber nachgedacht hatte, dass das Ganze „Weltenspringen“ ja vielleicht ohnehin eine Metapher für den Tod ist. Von wegen „er ist jetzt an einem besseren Ort“, „er ist nicht mehr in dieser Welt“ und „er ist weitergegangen“.
Vielleicht gibt es das Konzept des „Weltenspringens“ gar nicht, und alles ist eigentlich nur eine Illusion der Monster, die nur darauf warten müssen, dass wieder ein Idiot auf ein Hochhaus steigt und hinunterspringt.
Eigentlich ein netter Gedanke; die Frage nach dem Jenseits in der Welt des OS wäre dann wohl beantwortet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen