Donnerstag, 28. Mai 2020

Birds of Prey vs. Deadpool

Warnung: Sehr subjektiv.

Auf den ersten Blick ein ungerechter Vergleich – Birds of Prey ist DC, Deadpool ist Marvel, der eine Film wurde sehnsüchtig erwartet und gefeiert, der andere verschwand ohne große Wellen in der Versenkung. Der eine Film war ein eigenständiger Film, der andere war der Nachfolger eines immensen Flops. Der eine Hauptcharakter hat durch einen „Unfall“ Superkräfte, der andere… im Grunde nur einen Unfall.
Was beide gemeinsam haben ist eine nicht unbedingt lineare Erzählweise, einen sarkastischen, unzuverlässigen Erzähler, Gewalt und das Dasein eines seichten Actionfilmes mit anspruchsloser Handlung.




Und während die Erinnerung an Birds of Prey bereits schwindet, ist mir Deadpool, mit Ausnahme von einigen Szenen, so gar nicht mehr in Erinnerung. Was womöglich daran liegt, dass ich viel, viel zu hohe Erwartungen an den Film hatte und demnach enttäuscht nach dessen Anschauen war. Ich weiß noch nicht einmal mehr, was genau die Handlung von Deadpool war. „Äh… Söldner sucht nach entführter Freundin? Warte, kann nicht sein, hatten die sich nicht jahrelang nicht gesehen? Klassischer Racheakt, in dem Söldner nach dem Mann (Francis!) sucht, um sich an ihm dafür zu rächen, was er ihm angetan hat… was im Grunde sein entstelltes Äußeres ist?“
Ist womöglich mit dem Fakt zu entschuldigen, dass es schon ein, zwei Jahre her ist, seit ich mir den Film angeschaut hatte.
Birds of Prey ist einfacher. „Harley Quinn sagt sich vom Joker los, verliert dadurch ihre Immunität in Gotham und muss für Black Mask daraufhin einen Diamanten suchen.“ Kunststück; ich habe den Film schließlich erst letztlich gesehen.
Weshalb wurden jedoch meine Erwartungen bei Deadpool so enttäuscht, und was hat Birds of Prey besser gemacht?
Schauen wir uns die Charaktere an.


Die Charaktere
Wade Wilson, aka Deadpool: Ein unabhängiger Söldner, der durch Militärexperimente zu einem Super-anti-helden wurde und sich durch sein entstelltes Äußeres nicht zu seiner Freundin zurück traut. Durchbricht häufig die Vierte Wand, gibt ständig sarkastische Kommentare ab und verwickelt sich stets in blutige Kämpfe.
Dr. Harleen Quinzel, aka Harley Quinn: Psychologin, die sich dem Joker anschloss und zu Beginn des Films von ihm rausgeworfen wird und seitdem unabhängig ist. Durchbricht häufig die Vierte Wand, gibt ständig sarkastische Kommentare ab und turnt akrobatisch überall herum.


Eigentlich sind die beiden sich doch ziemlich ähnlich, ich sollte sie mögen.
Nun… Harley Quinn jammert gefühlt sehr viel weniger über sich selbst (abgesehen von der Anfangsmontage – obwohl auch da Harleys Selbsthumor eine Rolle spielt. „I handled it really mature.“ Jaaaa, man sieht es...) und macht sich aktiv über sich selbst lustig. Deadpool hat das, gefühlt, nur sehr selten gemacht, und das war einer der Gründe, dass ich so enttäuscht vom Deadpool-Film war.
Deadpool macht sich zwar über die klassische Superheldenpose lustig und verspottet andere Superhelden, macht dann aber selbst nichts Anderes mit seinen Flips und Rollen und unnötigem Schwertgeschwurbel? Und sagt nie etwas dazu? Da kam doch sehr das bittere Gefühl von einem Doppelstandard auf, was mich dazu gebracht hat, ihn weitaus unsympathischer zu finden. Er wirkt dadurch wie ein kritikunfähiger Mobber. Vor Allem, weil mich ab der Hälfte des Films seine Sprüche zu nerven begannen.
Harley Quinn dahingegen kämpft gegen keine Superhelden, nur andere Menschen und hat demnach keinen Grund, sich abfällig über deren Kampfstil zu äußern – wobei sie trotz ihrer Akrobatik auch glaubhaft in Bedrängnis gerät und ihre Umgebung nutzen muss, um zu bestehen. (Abgesehen von der Kampfszene im Gefängnis, die unrealistisch war.) Was ich auch sehr gerne mochte, war, dass ihr Hintergrund als Psychologin immer wieder zum Vorschein kam.


Der Ernst des Filmes
Noch ein Punkt, den ich beim Deadpool-Film bemängele – ich hatte das Gefühl, der Film nimmt sich selbst (und Deadpool) zu ernst. (Es ist ironisch, gerade das zu einem Film zu sagen, der laut angekündigt hat, gerade das nicht zu tun.) Hier ziehe ich auch wieder Deadpools Wesen an sich heran – der Charakter macht sich über alle anderen lustig, nur nicht über sich selbst. Alle anderen machen Fehler, die Eigenen werden flapsig zu kaschieren versucht. Natürlich könnte man das mit Deadpools Charakter und seinem geringen Selbstbewusstsein erklären, ich hatte das Gefühl, als wenn das aber nicht die Absicht des Films war.
Birds of Prey hingegen merkt man an, dass sich der Film nicht ganz ernst nimmt. Hier ziehe ich einen kurzen Vergleich zu DCs anderem Einzelfilm, Aquaman – der gerade durch dieses Augenzwinkern gut wurde.


Die Nebencharaktere
Die Nebencharaktere bleiben, zugegeben, in beiden Filmen relativ flach – mal wieder entschuldige ich mich dafür, dass ich den Deadpool-Film so lange nicht mehr gesehen und kaum noch in Erinnerung habe.
Deadpool: Ich erinnere mich an Colossus am Anfang, der Deadpool davon überzeugen möchte, doch den X-Men beizutreten, dann verschwindet er, nachdem Deadpool sich freigesäbelt hat, um Platz für Deadpools Origin-Story zu lassen. Danach taucht er am Ende des Films aus dem Nichts auf, zusammen mit einem anderen Mutanten, und hilft Deadpool dabei, gegen die Mutanten von Francis vorzugehen. Der Charakter und die Beziehung zu Deadpool bleibt dabei relativ flach, und der Zuschauer (read: ich) haben keinen richtigen Bezug zu ihnen.
Birds of Prey: Die Nebencharaktere sind hier weiter ausgeführt und bekommen mehr Screentime (außer die Charaktere, die ganz am Anfang Harley verfolgen, mit Ausnahme von Montoya und Huntress), aber auch sie bleiben relativ oberflächlich. Dies funktioniert marginal im Film, stört jedoch vor Allem bei den letzten paar Szenen. Hier wäre etwas mehr Character-Development angebracht gewesen. Was dafür sehr gut funktioniert ist die Rolle der Cassandra Cain, der Diebin, die den Diamanten stiehlt und wegen der letztendlich alles ins Rollen kommt. Doc fand ich tatsächlich nachvollziehbarer als Huntress, und er hat sogar die Handlung vorangetrieben.



Der Antagonist
Deadpool: Francis (ich weiß seinen vollen Namen nicht mehr) wirkte relativ schwach – ich weiß nicht mehr, was seine Motivation war, noch, woher er von Deadpools Freundin wusste, noch, weshalb er so auf Deadpool fixiert war (außer, dass Deadpool ihm während der Behandlung zu viel redete – dem stimme ich zu). Ich weiß noch nicht einmal, ob an ihm irgendetwas besonders oder ob er ganz einfach ein korrupter Businesstyp war, der eben die Geheimexperimente an Menschen durchführte. (Haupterinnerung: Besorgt, dass er Spinat zwischen den Zähnen haben könnte und mag seinen Namen nicht.)
Birds of Prey: Black Mask wirkt, wenn auch nicht sonderlich bedrohlich, so doch wenigstens nachvollziehbar. Und bei ihm zeigt sich dankenswerterweise auch der Vorsatz des Filmes, sich selbst nicht ganz ernst zu nehmen (ah, die Frühstücksszene… „We don't kill people I own without my permission, why doesn't this crossbow guy know that? You know that!“ (Zsazs:) „I know it.“ „Why doesn't this crossbow – why don't I own the crossbow guy? I mean, I like crossbows!“), was, ehrlich gesagt, eine Erleichterung ist. Das, als Kontrast zu seinem Clubverhalten, wirft ein deutliches, exzentrisches Licht auf den Mann und gibt ihm einen guten Bösewichtcharakter. Seine Motivation ist nachvollziehbar, sein Charakter macht Sinn, und man nimmt ihm sogar ab, dass er in aller Schnelle eine Armee zusammengetrommelt bekommt, um den Diamanten an sich zu nehmen. (Ah, zumindest gerade noch so.) Dahingegen wirkt sein Handlanger Zsazs fast ein bisschen blass, weil dessen sadistische Ader und Vorliebe für Messer nur in einer Szene gezeigt werden.


Die Themen des Films
Mal wieder ist Deadpool ein eigentlich ungerechter Vergleich, weil ich kaum noch etwas vom Film weiß. (Angst vor Zurückweisung, weshalb der Hauptcharakter eine Maske trägt und ständig sarkastisch ist?) Deshalb überspringe ich Deadpool, um mich gleich Birds of Prey zu widmen.
Denn obwohl Birds of Prey einen gut nachvollziehbaren Handlungsverlauf hat, hat der Film bei einer Sache doch bewiesen, dass weniger mehr gewesen wäre: Dem Feminismus.
Gefühlt wird man mit einem von Harleys Baseballschlägern immer wieder vor den Kopf geschlagen, wie böse die Männerwelt doch ist und wie sehr diese Frauen ausnutzen und wie wenig wert Frauen sind und dass diese sich zusammentun und gemeinsam gegen die Ungerechtigkeit kämpfen müssen… wie schon gesagt; an sich ein gutes Thema, aber im Film zu übertrieben dargestellt. Ich brauche nicht zu wissen, dass Black Mask aufgrund einer Laune Frauen in seinem Club erniedrigt, während eine Sängerin im Hintergrund ein Lied darüber singt, dass die Welt den Männern gehört; ich brauche nicht zu wissen, dass die Kriminalbeamtin a) einen unfähigen Partner hat, der sie bei ihrer Arbeit nur stört und b) dass ihr Chef ihr die Promotion weggenommen hat, sie ebenfalls bei ihrer Arbeit behindert und am Ende wieder für ihre Arbeit die Lorbeeren einheimst.
Ein bisschen weniger hätte dem Film auch gut getan, dann hätte alles zusammen nicht so überwältigend gewirkt.


Fazit:
Nichtsdestotrotz ist Birds of Prey ein schöner Gute-Laune-Film, der Spaß macht, wohingegen Deadpool… irgendwie so gar keine Reaktion außer einer milden Enttäuschung hervorgerufen hatte. Vielleicht hätte ich auch einfach den zweiten Deadpool anschauen sollen; da wäre das vielleicht besser gewesen.

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