Donnerstag, 23. Januar 2020

Asche

Man stelle sich eine Geschichte über eine Parrallelwelt vor, die wie unsere ist, aber düster und voller Asche und voller Monster... und sie flackert immer wieder auf.
Erst bemerkt man es vielleicht nicht, doch irgendwann fallen einem Dinge auf.





Du bist spät am Abend noch mit einem guten Freund in der Schule; es ist Elternabend gewesen, eure Eltern unterhalten sich noch und entnervt folgt ihr eurer einen Lehrerin durch den spärlich beleuchteten Gang zum Ausgang. Es stehen ein paar lose Stühle vor einigen der Klassenzimmern (die Lehrer haben Sitzmöglichkeiten für die Eltern geschaffen), an den Pinnwänden hängen die altbekannten Zettel, der Boden ist aus geflecktem Stein.
Und auf einmal wackelt der eine Stuhl.
Du drehst reflexartig den Kopf, doch sofort steht er wieder still.
Du blinzelst verwirrt; in der Umgebung ist nichts, was ihn hätte bewegen können; eure Lehrerin hat ihn nicht berührt.
Als du dich schulterzuckend abwendest, siehst du aus deinem Augenwinkel, wie der Stuhl wieder wackelt.
Irritiert bleibst du stehen, starrst den Stuhl an, der jetzt, da du dich mit voller Aufmerksamkeit auf ihn konzentrierst, natürlich kein Stück rührt.
Du bist wahrscheinlich einfach übermüdet.
"Hey", sagst du zu deinem Freund und grinst, weil die ganze Sache so absurd ist, "weißt du, was ich mir gerade eingebildet hab'? Dass der Stuhl da vorne wackelt. Ich bin echt übermü -"
Du siehst die großen Augen deines Freundes, und aus den Augenwinkeln nimmst du wahr, wie der Stuhl mit einem Knall umkippt. Von einem Moment auf den nächsten liegt der Stuhl auf seiner Seite, und die Schatten um ihn herum werden dunkler, tiefer.
Das Herz klopft heftig in deiner Brust, deine Hände sind schwitzig.
Ihr seht euch beide an und rennt los, zu eurer Lehrerin, die am Ausgang innegehalten hat und dort missbilligend auf euch wartet.
"Erst sagt ihr, ihr wollt unbedingt raus, und dann trödelt ihr!" seufzt sie und öffnet die Tür zu der großen Rasenfläche. "Jetzt lauft, aber entfernt euch nicht allzu weit, denn eure Eltern werden jeden Moment kommen!"
Ihr stolpert atemlos an ihr vorbei, ohne einen Kommentar zu geben.
Draußen atmet ihr gierig die kalte Nachtluft ein, spürt dankbar das feuchte Gras unter euren Füßen. Es ist stockdunkel, man kann nicht weit im Licht der Schullampen am Eingang blicken.
Du wirfst deinem Freund keuchend einen Seitenblick zu, lächelst etwas verlegen, während die Furcht langsam verebbt. Das alles fühlt sich gerade einfach nur bescheuert an, es war schließlich nur ein blöder Stuhl.
"Ich schaue nie mehr irgendwohin, wenn du mich dazu aufforderst", murmelt dein Freund und verdreht die Augen, und du schnaubst und schlägst ihm spielerisch gegen die Schulter.
Die Erleichterung, von dem Schrecken weggekommen zu sein, lässt immer noch deine Knie weich sein, doch seine Worte rufen noch eine andere Art der Erleichterung in dir wach: Er hat es auch gesehen.
Du schließt die Augen, während du darauf wartest, dass dein rasendes Herz sich wieder beruhigt.
Als du sie wieder öffnest, starrt dein Freund beunruhigt in die Dunkelheit, tritt einen halben Schritt zurück.
"Ernsthaft?" flüstert er, und du drehst ebenfalls den Kopf, um in die Richtung zu schauen, in die er starrt.
Du siehst nichts. Du runzelst die Stirn, versuchst, angestrengter in die umliegende Schwärze zu schauen. Immer noch siehst du nichts, doch die Anspannung deines Freundes ist deutlich.
Vielleicht solltet ihr doch besser wieder drinnen auf eure Eltern warten.
Als du das nächste Mal blinzelst, ist auf einmal Nebel aufgekommen. Weiß und dicht verfärbt er das Gras am Rand des Lichtkreises. Manchmal lösen sich einige Flocken in ihm und segeln lautlos zu Boden.
Überrascht stolperst du einen Schritt zurück, sofort klopft dein Herz dir wieder bis zum Hals.
Schnee?, wundert sich ein Teil deines Gehirns, bemerkt jedoch seinen Fehler einen Moment später. Die Flocken sind zu fest, zu dunkel, zu schmutzig.
Es ist Asche, die dort im Nebel fällt und das Gras grau färbt.
"L - lass uns wieder reingehen", stotterst du und bekommst den Ärmel deines Freundes zu fassen; er nickt stumm, die Lippen fest aufeinandergepresst.
Die Schule ist nicht mehr da. Als ihr euch umdreht, liegt vor euch nur ein Stück dunkler Wiese, ehe es vom Nebel verschluckt wird.
Panisch verkrampfst du deine Finger im Ärmel deines Freundes.
Als ob der Nebel gespürt hätte, dass du ihn ansiehst, wabert er auf einmal auf euch zu.
Ihr weicht auf eurem Stück feuchten Grases zurück, ehe ihr einen Blick hinter euch werft und seht, dass dort der Nebel auch näherkommt.
Wenn aber das Schulgebäude weg ist, bemerkt ein letzter, rational denkender Teil deines Gehirns, wo kommt dann das Licht her?
Und mit diesem Gedanken rast der Aschenebel auf euch zu und überrollt euch.
Ihr habt keine Luft, um zu schreien.


A/N: Eeeernsthaft, wenn ich die Wahl habe zwischen "nur vier Stunden schlafen, und das auf je zwei Stunden aufgeteilt" und "Albträume"... würde ich fast die Albträume nehmen, weil die interessante Geschichten abgeben, andererseits... vielleicht doch nicht?
Außerdem, "Silent Hill" lässt grüßen (warum? Ich habe mich seit Monaten nicht damit beschäftigt) und "Stranger Things".
Auch: Bitte verzeiht, spontan vom Handy aus gepostet, weil pissig, dass mein PC sich seit gestern aufgehängt hat. Der Text ist also nicht so geschliffen, wie er sein könnte. -_-

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