Dienstag, 11. Juni 2019

Ravine of Blood and Shadow oder Schwarze Umhänge sind böse...


Es ist mal wieder an der Zeit, sich über das Schreiben von anderen Autoren aufzuregen.
Thainwyn beginnt, das Buch Ravine of Blood and Shadow von D.P. Prior zu lesen. Es handelt über einen Zwerg namens Carnac Thayn, genannt Carn, der ein Mitglied der Wache der Zwergenstadt Arx Gravis ist, in der nach Jahrtausenden des Friedens eine Wache getötet und ein Buch gestohlen wurde. Oh, und eine Prophezeiung wurde bei seiner Geburt über ihn und seinen Bruder gemacht, sie werden ein neues Zeitalter für die Zwerge herbeiführen. Das Übliche.
Ich habe jedoch nicht damit gerechnet, so schnell meinen Kopf auf die Tischplatte hauen zu müssen – das zweite Kapitel hat doch gerade erst angefangen!




Die Handlung beginnt, wie folgt: Carn ist am Schauplatz des Mordes, sieht, wie ein Faen (eine Art Gnom, kleiner als Zwerge und magiebegabt, spricht gerne mal Prophezeiungen aus und straft jene, die sie nicht befolgen) das Buch erst stiehlt, dann wieder zurückbringt und flieht. Carn läuft hinterher, verliert ihn aber an dem See, da er nicht schwimmen kann (ha!) und wird prompt von der Leibwache des Rats umringt – Zwerge in schwarzen Umhängen und sehr guter Rüstung, die Svarks oder Black Cloaks genannt werden.
Hat es einen Grund, dass diese Elitewachen gerade schwarze Kleidung und Rüstung tragen?
Oh ja, das hat es.

The Marshal (Thumil, Carns bester Freund und Hauptmann der Wache) bustled towards the Black Cloaks with the confidence born from rank. To Carn's astonishment, they got out of the way. He clenched his fists at his sides and followed, albeit more warily. He'd heard things about the Svarks. Heard you didn't want to get on the wrong side of them.


Mich hat das neugierig gemacht, auch, weil sie nach dem Mord überall herumwuseln und es den Anschein erweckte, dass sie nicht nur Wächter sind, sondern auch eine Art Spezialeinheit, die den Auftrag hat, auf Sachen zu reagieren, die die nationale Sicherheit gefährden könnten. (Und da es eben seit Jahrhunderten keinen Mord mehr gegeben hat...) Ich hoffte, mehr über diese Zwerge zu erfahren.
Das Zitat oben klingt erst einmal beeindruckend und danach, dass man sich mit denen lieber nicht anlegen sollte, nicht wahr?
Nun, sowohl Carn als auch Thumil vergessen das Momente später.
Als sie nämlich wieder zum Mordschauplatz zurückkommen, weil Carn seine Axt dort vergessen hat, ist dort auch wieder alles voller Svarks, und Thumil redet mit einem, der Kloon heißt.
Dieser benutzt Carns Axt als Stütze, Thumil nimmt sie ihm weg, bezeichnet ihn als boy und möchte gehen. Kloon hindert sie jedoch daran.


No“, Kloon said. There was a rasp in his voice that was plain wrong, as though he were a spiteful child taking pleasure in what he had to say next. „The Dokon, right now. You've been summoned.“
Oh, aye?“ Thumil said […]
Aye“, Kloon said, a thin-lipped smile cutting a gash across his face. Black Cloaks closed in from either side of the walkway, upward to a dozen. [… Carn schaut zu Thumil, ob sie angreifen sollen.]
Thought it was past the Council's bedtime“, Thumil said. „Oh well, beer later, I guess. Thanks for letting us know, sonny.“
Kloon stiffened. He'd been furious at being called „boy“, but „Sony“ was a whole degree worse, just one step from „lassie“ or „whiskerless titty sucker.“
Carn peered at him and squinted. „You oil your beard, laddie?“ Only women oiled their beards, and only cheap whores at that.
Kloon's hand went to his lank excuse for facial hair, and Carn gave a pitying shake of his head before setting off after Thumil, an escort of Black Cloaks in tow.


...

Jeder, der den Gríma dieser Geschichte entdeckt hat, möge bitte die Hand heben. *hebt müde die Hand*
Und hier sind wir auch schon bei meinem Anfall.
Wenn wir uns anschauen, wie die Svarks eingeleitet wurden – als Elitewachen, mit denen nicht zu spaßen ist und die ihren Job sehr ernst nehmen – hat man keinen Grund, anzunehmen, dass sie unbeliebt sind. Doch die respektlose Art, mit der Thumil mit ihnen umgeht, sagt etwas ganz Anderes.
Ich hätte damit leben können, wenn Carn vielleicht als Stimme der Vernunft agiert und versucht hätte, seinen besten Freund zu beruhigen. (Denn schließlich hat er ja selbst vor nicht allzu langer Zeit gedacht, dass man sich mit den Svarks nicht anlegen… oh. Hat er das schon wieder vergessen?)
Stattdessen springt er mit auf den „Beleidigen wir einen Mann, der einfach nur seinen Job macht“-Zug und wird mir sofort unsympathisch. Natürlich hat er eine Ausrede, die da lautet, dass jeder, der seinen Freund beleidigt, automatisch sein Feind ist, aber soweit ich gelesen habe, hat Thumil Kloon zuerst beleidigt.
(Das Sony im Text steht da wirklich so. sollte wohl eigentlich sonny heißen, ist aber ein sehr amüsanter Tippfehler. Das denkt Herr Prior also über die Firma.)
Und das Schlimmste ist, dass Carn keine bessere Beleidigung einfällt, als Kloons Äußeres zu kritisieren, weil er ihn nicht kennt. Außerdem ist dies das Einzige, das wir von Kloons Äußerem zu sehen bekommen, denn abgesehen davon wird er nicht beschrieben. Ich zumindest war sehr überrascht, weil ich mir Kloon mit einem dichten, schwarzen Bart vorgestellt hatte.
Was schließen wir daraus? Carn ist ein verdammter Mitläufer. Sein Freund beleidigt jemanden? Beleidigen wir ihn auch gleich mal mit, obwohl wir nichts über ihn wissen und er gerade einfach nur dabei ist, seiner verdammten Arbeit nachzugehen! Es kommt mir so vor, als wenn Thumil kein sonderlich angenehmer Zeitgenosse ist, wenn er ständig Leute beleidigt.
Im Grunde habe ich das Gefühl, als wenn das eigentlich eine Éomer-Gríma-Szene sein sollte: Edler, loyaler Hauptmann konfrontiert korrupten, höhergestellten, aber feigen, Beamten. Nur, dass die Szene im Film und Buch dort besser funktionierte, weil wir alle Informationen hatten. Wir wussten, dass Éomer Recht in seinen Anschuldigungen hatte, weil wir es gesehen haben! Wir wussten, dass es eine schlechte Sache ist, sich mit Saruman zu verbünden, weil wir bereits im ersten Teil durch Gandalf gesehen haben, wie böse Saruman ist!
Was wissen wir hier? Äääh… Kloon ist vielleicht ein bisschen überheblich, macht aber nur seinen Job, und Thumil… mobbt ihn, weil er sich für etwas Besseres hält. So wirkt es.


Unsere beiden Mobber machen sich, eskortiert, auf den Weg zum Rat. Dieser ist auf der siebten Ebene des Turmes in der Mitte der Stadt, aber anstatt die ganzen Treppen zu laufen, gehen sie zu einer geheimen, versteckten Tür, die sie per Aufzug direkt zum Ratsgebäude bringt.
Dort angekommen, sehen wir etwas mehr Menschlichkeit der Ratsmitglieder – Dythin Rala, die Voice of Reason (offizieller Titel), zündet sich eine Pfeife an und sieht, trotz des blauen Lichtes, gelb und müde aus.
Der Ratgeber, der Carn jedoch ins Auge fällt und der sie auch begrüßt, wird gleich beschrieben.



With too much vigor, for Carn‘s liking, the councillor concerned swiveled in his seat and speared Thumil with a vulture‘s look.
Welcome, Marshal. Your promptness is appreciated.“ He had a nasally voice, but each word was carefully enunciated, vowels short, consonants clipped, „Rs“ rolling. „A nasty business, by any measure. What is your take on it?“


Hm. Ist es Zufall, dass ich bei der merkwürdig detaillierten Beschreibung der Stimme irgendwie an einen gewissen Österreicher denken -


Councillor Grago.“ Thumil acknowledged him with a nod but directed his reply to the Voice.
So that was Grago, the boss of the Black Cloaks, and as affable as a baresark whose beer had just been spilled, from what Carn had been told. […]
So,“ Grago said, „how did this Corporal Jarfy die?“ He gave the impression he already knew, that he‘d been briefed by the Svarks.


Alle, die den zweiten Gríma dieser Geschichte gefunden haben, heben bitte die Hand. *hebt müde die Hand*
Was bei dieser Sache interessant ist: Grago wird definitiv als verdächtig dargestellt, wobei Carn und Thumil ihn natürlich durchschauen – wie könnte es denn anders sein? Unsere Helden können doch nicht manipuliert werden! (Meine Gedanken dazu sind eher, dass Mobber andere Mobber erkennen) – aber fällt noch etwas anderes auf?
Genau! Grago wird als sehr temperamentvoll bezeichnet, aber hier wirkt er so gar nicht, als ob er von seinen Gefühlen gesteuert wird, sondern eher kühl und kalkulierend. Er klingt höflich und neugierig, sucht aber sehr offensichtlich nach einem Weg, um Carn und/oder Thumil Gesetzesbruch vorwerfen zu können.
Entweder ist er so subtil, dass Carn und Thumil das bemerken, aber der Rest des Rates nicht (was keinen Sinn macht) oder er macht so etwas ständig und der Rest des Rates ist das bereits so sehr gewöhnt, dass sie es ignorieren. Ich sage mal, dass es Letzteres ist
Mein innerer Ratgeber indessen vergräbt das Gesicht in den Händen und fragt sich, wie man nur so offensichtlich mit seinen manipulativen Absichten in diesem Beruf sein kann.


Und das war es mit diesem Ausflug!

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