Donnerstag, 20. Juni 2019

Mary-Sues ziehen Dämlichkeiten an...


Woran erkennt man eine Mary-Sue? Einfach: Das ganze Universum, in dem sie sich befindet, dreht sich um sie und sorgt dafür, dass ihr Handeln keine wirklichen Konsequenzen hat. Das führt meist dazu, dass sich die Figuren in ihrer Umgebung ausgesprochen dämlich verhalten.

So auch bei einer der Hauptfiguren in Redstar Rising – Web of Eyes, dem ersten Band der Buried Goddess-Trilogie von Rhett C. Bruno.





Whitney Fierstown ist ein Meisterdieb, und einer seiner neuesten Ideen ist es (dank einer Wette mit einem Zwerg in einer Taverne bei nicht mehr nüchternem Zustand), die Krone des Königs zu stehlen. Dies beinhaltet, sich von den Wachen schnappen zu lassen und in ein Verlies geworfen zu werden, da er dort gleich „vor Ort“ ist und sich Kleidung für den dort veranstalteten Maskenball mitgenommen hat.
Zu seinem Glück ist in der Zelle nebenan ein alter Mann, mit dem er sich ein wenig unterhält.
Und es endet natürlich damit, dass der alte Mann, der schon ewig in der Zelle ist und viele hat Kommen und Gehen sehen, vollkommen seinen Verstand ausschaltet und natürlich Whitney alles glaubt, der gerade neu angekommen ist und den Mann als seinen Notfallplan ansieht.
Und das hat mich so angenervt, dass ich jetzt einfach mal eine kleine spitefic dazu geschrieben habe.

It appears that staircase over there is unguarded.“
Goes to the kitchens where they make that yig they call food,“ the old man replied.

[…]

Worst part,“ Reese continued, bits of gruel spilling from his lip, „Never got to say goodbye to me boy. He was only a half-dozen years them days. Now he himself‘ll be a man – if he ain‘t dead yet.“

[…]

That door.“ Whitney pointed towards the kitchens. „The stables are through there too. Your son is waiting for you with two steeds, prepared to whisk you away from here. Said to look for a man named Reese when he paid me to get thrown in here.“

[…] Whitney schließt heimlich seine eigene Zellentür auf, tut aber so, als würde er das Schloss betrachten.

I told ye, no way out,“, Reese said.
Whitney strode across the cell, opened his hand and showed Reese the key.
Had you known who I was,“ Whitney began, „you would know the name Whitney Fierstown is synonymous with ‚world‘s greatest thief.‘ Swiped this from the fat one […] the fat one with the burn mark when they threw me in here.“

[…]

Your son paid a handsome fortune for me to get myself arrested,“ Whitney said. „Don‘t squander this opportunity. You‘ve only got a couple of minutes left. Right now, the guards are over there, and the kitchen is empty.“


Auf einmal veränderte sich der erst noch so flehende Blick von Reese, und er trat einen Schritt zurück.
„Aha“, sagte er, und Whitney gefiel der zufriedene Tonfall ganz und gar nicht. „Siehste? Jetzt kommen wir der Sache schon näher.“
„Welche Sache?“ fragte Whitney und runzelte die Stirn, während sich in ihm ein ungewohntes Gefühl breitmachte: Nervosität. Irgendetwas lief hier gewaltig schief.
„Glaubst du, du bist der Erste, der denkt, er könne den armen alten Reese reinlegen? Ich bin ja schon lange hier, mit mir kann man‘s machen.“
„Reinlegen?“ wiederholte der Dieb gespielt fassungslos. Er umklammerte den Schlüssel in der Hand. „Nein, weshalb glaubt Ihr, dass ich -“
„Erstens“, unterbrach ihn Reese und hob einen Zeigefinger, „ist es schon seltsam, dass du mich erst von meinem Sohn erzählen lässt, bis dir auf einmal einfällt, dass der dich ja hergeschickt hat, um mich rauszuholen und mit Pferden auf mich wartet. Du solltest mich an meinem Namen erkennen, war die Bedingung, und den habe ich dir am Anfang des Gesprächs gegeben.“
„Ich konnte Euch nicht vertrauen!“ zischte Whitney. „Woher hätte ich wissen sollen, dass Ihr wirklich -“
„Zweitens“, überging Reese seinen Einwurf und hob einen weiteren Finger, „hast du wahrscheinlich die Wachen bestochen, dich genau hierher zu mir zu bringen und dir auch noch den Schlüssel zu geben. Es sind einige Stunden vergangen, und noch soll dem Fetten mit der Brandnarbe nicht aufgefallen sein, dass sein verdammter Schlüssel fehlt? Die Wachen mögen faul sein, aber sie sind nicht dumm. Gerade bei jemandem wie dir, der bereits wegen Diebstahls eingebuchtet ist, sollten sie besonders aufpassen.“
„Ich bin der beste Dieb der Welt! Niemand merkt, dass man von mir beklaut wurde!“
„Weshalb kennt dann alle Welt anscheinend deinen Namen, Whitney Fierstown? Hinterlässt du bei jedem Opfer dein Zeichen, oder wie? Es spricht für einen schlechten Dieb, dessen Name bekannt ist.“ Reese zog eine Augenbraue in die Höhe. „Auf der anderen Seite… vielleicht magst du es ja, ständig auf der Flucht zu sein: Jedem das Seine, da mische ich mich nicht ein. Wie dem auch sei, es ist offensichtlich, dass du mich für deine eigenen Zwecke benutzen willst und nicht aus der reinen Güte deines Herzens handelst oder gar nur aus Geldgier heraus.“
Whitney kniff die Lippen zusammen. Seine Knöchel wurden weiß. Er war stolz darauf, jeden mit seinen kunstvoll gesponnenen Lügen genau dorthin zu lenken, wo er ihn hinhaben wollte.
Noch nie war es passiert, dass sich jemand dem widersetzt und ihn so durchschaut hatte.
„Ach ja, und Drittens.“ Reese räusperte sich und hob den letzten Finger, grinste ihn an. „Drittens: Ich habe gar keinen Sohn. Wer auch immer dich dazu angestiftet hat, dir zu sagen, dass er mein Sohn sei, hat dich gründlich verarscht. Oder wer weiß: Vielleicht hast du‘s dir ja auch nur ausgedacht.“


Jegliche Farbe wich aus Whitneys Gesicht, sein Mund war trocken. Wie sollte er jetzt seinen Plan durchführen? Dieser verdammte Alte sollte doch bloß die Wachen ablenken! Was war mit der Glaskrone?
Der Mann grinste immer noch. „Wenn du dein Gesicht sehen könntest!“
„Aber… Ihr sagtet...“ brachte der Dieb hervor.
„Ich sitze seit 30 Jahren in dieser Zelle, weil der Mann, der den Befehl gab, starb und ich dem Rest egal bin“, sagte Reese bitter, lächelte dann jedoch schelmisch und zwinkerte. „Da wird einem schon etwas langweilig, also lass mir doch das bisschen Spaß mit den ganzen Zellengenossen, die glauben, mich für ihre Zwecke gebrauchen zu können. Wie ich schon am Anfang unseres Gesprächs sagte: Ich habe viele Kommen und Gehen sehen. Du bist nicht der Erste.“
Für einen Moment stellte Whitney sich seine Vorgänger vor, die ebenfalls in dieser Zelle versucht haben mochten, den Alten reinzulegen, und schauderte.
Dieser schlenderte nun zu seiner Zellentür und ließ die Arme durch die Gitter hängen.
„Übrigens...“, sagte er, zwinkerte noch einmal und erhob dann auf einmal die Stimme. „Wachen! Wachen!“ rief er laut. „Schnell! Der Gefangene bricht aus!“
Whitney fuhr herum, weiß im Gesicht vor Furcht und Zorn, als die schweren Stiefel der Wachmänner auf dem Gang zu hören waren.
„Weshalb tut Ihr das?“ zischte er ihn an. „Ich hätte Euch hier herausholen können!“
Reese blickte ihn träge an. „Wozu? Ich bin ein alter Mann, und draußen würden mir nur wenige Jahre bleiben, und hier drinnen habe ich mehr Spaß. Außerdem, bleiben wir ehrlich: Du hättest mich gnadenlos in die Arme der Wachleute laufen lassen.“
Er wandte seine Aufmerksamkeit den vier Wachen zu, die misstrauisch herangekommen waren, und in Whitney blühte Hoffnung auf: Seine Zellentür war nicht offen, die Wachen würden die Worte des Alten als Unfug abtun…
„Was gibt es?“ fragte einer der Männer grimmig.
Reese nickte Whitney zu. „Er wollte fliehen“, sagte er. „Ich habe ihn gerade dabei ertappt, wie er seine Zellentür aufschloss!“
„Aufschloss womit?“
Whitney durchfuhr es kalt, im selben Moment, in dem Reese ihn kalt anlächelte und sagte: „Nun, ich würde vorschlagen, dass ihr nochmal eure Taschen nach den Zellenschlüsseln durchsucht… er hält den Seinen nämlich noch in der Hand. Wahrlich, er ist der Meisterdieb Whitney Fierstown.“


A/N: Und ja, ein bisschen Saruman kam wohl doch durch… ^^“

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