Donnerstag, 23. Mai 2019

Kapitel 87 und weshalb das alles nicht so funktioniert wie gewollt

Hier ein Auszug aus Kapitel 87 von Cwideas, weshalb mein Plan mal wieder nicht funktioniert und wie das Kapitel ausgesehen hätte, hätte ich es hochgeladen.





87. Kapitel:


Krähenfuß stapfte eine ganze Weile lang stumm neben mir her, den Leinensack geschultert, in dem unsere Vorräte waren. Der Weg vor uns war mit Schnee bedeckt, und ab und zu huschten einige tieffliegende Meisen über ihn hinweg, um sich aufgeregt zwitschernd an die kahlen Äste des nächstgelegenen Busches zu klammern, ehe sie wieder davonflogen. Manchmal war ein fernes Knacken und Knarren der Bäume zu hören, wenn die Äste unter der Last des Schnees ächzten oder auch brachen.

Das, zusätzlich zu unseren eigenen knirschenden Schritten und unserem Atem, waren die einzigen Geräusche.
Ich war ganz froh über die Stille. Es gab mir Zeit, meine Gedanken zu ordnen, meine Verwirrung über Krähenfuß‘ vorsichtige Frage.
Bist du dir sicher, dass du diesen Weg gehen willst?
Ich schnaubte leise.
Als wenn er damit gerechnet hätte, dass ich mich im letzten Moment umentscheiden würde! Als wenn er glaubte, dass ich all das, was vorher geschehen war, einfach so vergessen würde! Einfach alles wegwerfen, wofür ich so lange gelitten hatte, einfach mit den Schultern zucken und „nö“ sagen und – wie konnte er es wagen? Wie konnte er es wagen, so etwas auch nur zu denken? Als wenn ich jetzt, kurz vor dem Ziel, einfach aufgeben würde! Ganz egal, wie schlimm das noch werden sollte, was kam – ich hatte weitaus Schlimmeres erlebt.
Ich hatte es so weit geschafft, ich würde auch den Rest des Weges schaffen!
Ich merkte erst, dass sich meine Schritte beschleunigt hatten, als Krähenfuß auf einmal hinter mir zurückblieb. Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen hielt ich an, wartete, bis er wieder zu mir aufgeschlossen hatte.
Er warf mir einen kurzen Blick zu, sagte jedoch nichts weiter. Ich trottete neben ihm her, doch ich spürte die Anklage, die in seinem Blick gelegen hatte. Die unausgesprochene Frage, weshalb ich nicht geblieben war.
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus.
Was?“ schnauzte ich ihn an.
Krähenfuß blinzelte mich überrascht an. „Ic hæbbe niht ácwæþ.
„Aber Ihr habt es gedacht“, knurrte ich, während die Wut heiß in mir hochschoss. „Ihr fragt Euch immer noch, weshalb ich nicht in dem blöden Gasthof geblieben bin, wo ich es doch so viel besser gehabt hätte! Schon Gríma wollte mich dazu bewegen, dort zu bleiben, um sich selbst zu retten! Alle sagen, dass ich dableiben soll, weil ich es da gut habe, aber ich will nach Hause! Also nein! Ich treffe meine eigenen Entscheidungen, verdammt!“
Schwer atmend starrte ich Krähenfuß an, dessen Augen während meines Ausbruchs groß geworden waren. Forderte ihn stumm dazu auf, mir seine Meinung zu sagen, wie er das sonst auch tat; mir eine Möglichkeit zu geben, zurückzuschlagen.
War das ein Anfall von verspäteter Pubertät? fragte meine innere Stimme trocken.
Krähenfuß seufzte tief auf.
Nán geortríewaþ þæt“, sagte der Strolch schließlich, zuckte mit den Schultern und ging weiter. „Elles þú nawære here.
Für einen Moment konnte ich nichts Anderes tun, als ihm sprachlos hinterher zu starren. Er ging einfach weiter, als wenn das Thema damit erledigt wäre!
Niemand bezweifelt das. Ansonsten wärst du sicherlich nicht hier.
„Ihr hättet Euer Versprechen an Gríma also einfach gebrochen und wärt allein nach Rohan gegangen?“ rief ich seinem Rücken nach. „Das heißt, dass das alles sowieso nur eine Lüge war, um Euch aus der Vorratskammer zu retten, oder wie darf ich das verstehen? Was zur Hölle hat er Euch von dem Portal erzählt, weshalb gerade Euch und wie könnt Ihr Euch sicher sein, dass er Euch nicht auch nur belogen hat?“
Krähenfuß blieb stehen.




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Uuuuund hier kam ich nicht weiter, denn… Krähenfuß würde ausweichen. Und vielleicht liegt das Problem auch darin, dass im Original zwar grob geplant war, dass Krähenfuß stuntfola Details erklären sollte, wie und weshalb gerade Gríma und dass sie über diese komische… ich nenne es mal for lack of a better word Freundschaft zu Gríma sich selbst besser miteinander arrangieren sollten, aber Créofan selbst hat mir da mit seinem wachsenden Charakter einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Créofan würde sich weigern, weil das alles, seiner Meinung nach, zu tief führt, zu persönlich wird, und er traut stuntfola nicht. Genauso, wie stuntfola ihm auch noch nicht vollkommen vertraut und keine Ahnung hat, was das alles eigentlich genau zu bedeuten hat.


Vielleicht… vielleicht muss ich Krähenfuß (und stuntfola) noch jemanden zur Seite stellen. Eine dritte Person, die zwar schon viel über die Hintergründe weiß, aber trotzdem ein wenig neutraler ist. Eigentlich wollte ich das Thema in dieser Geschichte nicht anschneiden und es mehr bei Easter-Egg-mäßigen Andeutungen belassen, auf der anderen Seite ist stuntfola teilweise so ignorant, dass ihr das wahrscheinlich nicht einmal groß auffallen würde.
Noch ein Vorteil – eigentlich sollte Créofan im Original sehr wohl Westron sprechen können, aber die meiste Zeit einfach keine Lust dazu haben, aber davon wich ich wieder ab, weil mir teilweise die großen Irritationen der Leser in Kapitel… 36(?) noch im Gedächtnis waren, die sehr irritiert darauf reagierten, Krähenfuß auf einmal ganz normal sprechen zu hören, und auch, weil das Rohirrisch mittlerweile einfach zu ihm gehört.
Stuntfola kann zwar sehr gut Rohirrisch verstehen, aber Gespräche sind vielleicht noch etwas einfacher zu schreiben, wenn noch jemand mit dabei ist, der ebenfalls Westron sprechen kann. Und er ist noch nicht einmal ein neuer Charakter.
(Das bedeutet zwar, dass mein „Jeder Monat hat 100 Worte“-Projekt für stuntfola noch ein paar mehr Fehler in der Timeline hat, aber das ist der Nachteil, wenn man denkt, alles bleibt genau so, wie man es geplant hat.)
Und – falls ich tatsächlich nach Rohan springen werde – muss ich mir nicht überlegen, wie Créofan und stuntfola ihre wahrscheinlich höchst unangenehme Reise gefüllt haben, wenn Krähenfuß so unwillig ist, mit etwaigen Informationen herauszurücken.

Ja, das klingt nach einem Plan. Wird in Angriff genommen.

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