Rýne schnappte hörbar nach Luft, als Fréahar in die Wunde von Dunwulf griff. Frisches Blut quoll hervor, und sie wollte den Blick abwenden, konnte dies jedoch nicht. Der Wulfing lag immer noch so merkwürdig still auf seiner Decke, doch noch hob und senkte sich seine Brust. Noch lebte er.
Sie befeuchtete ihre Lippen, die
trocken geworden waren, räusperte sich. „Ihr... Ihr habt eine sehr
ungewöhnliche Art, solch eine Verletzung zu behandeln, mein Herr.
Ich habe... so etwas noch nie zuvor gesehen.“
Fréahar wandte den Kopf, unterbrach
seinen Gesang und betrachtete sie scharf aus dunklen Augen heraus.
„Ihr seid noch wach?“ fragte er überrascht. „Bitte verzeiht;
ich ging davon aus, dass Ihr bereits schlafen würdet.“ Er
schüttelte leicht den Kopf, runzelte die Stirn, und als er erneut
sprach, klang er besorgt. „Ihr solltet besser schlafen, Frau
Rýne. Sicherlich ist dies ein belastender Tag für Euch gewesen, und
es wird weder appetitlich, noch besonders anregend für Euch sein,
mir bei meiner Arbeit zuzusehen.“
Sie wusste, dass sie tatsächlich Ruhe
benötigte, und ihr Körper schien bei Fréahars Worten bleiern zu
werden. Doch der alte Mann half Dunwulf, und womöglich konnte sie
von ihm lernen, wenn sie ihm zuschaute. Dieses Wissen konnte ihr für
die Zukunft womöglich nützen, und sie wollte dies. Noch zu
sehr war ihr Béorics Wunde in Erinnerung, bei der sie nichts hatte
tun können, außer einige Kräuter zu sammeln. Es konnte womöglich
sein, dass jemand, dem sie helfen musste, nicht mehr bei Bewusstsein
war, und dann würde sie dies selbst tun müssen. Und Menschen, denen
man half, waren meist dankbar und eher geneigt, einem hilfreiche
Dinge zu erzählen.
Sie blinzelte gegen die Müdigkeit an
und lächelte.
„Ich würde Euch gerne zuschauen,
wenn Ihr es erlaubt.“
Hach, ich freue mich auf die andere Möglichkeit, da sie doch sehr viel mehr Konflikt verspricht. Und ein wütender Fréahar ist allemal interessant.
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