Ich gebe zu, ich mochte Abercrombie
eigentlich. Von seinem „Half a king“ war ich ziemlich begeistert,
wobei sich das wieder ein wenig im Laufe der Trilogie verflüchtigt
hat - „Half the world“ und „Half a war“ waren nicht annähernd
so gut.
Was mich aber bei ihm ein wenig nervt,
sind die ganzen kleinen Details, von denen er keine Ahnung hat.
Tauben können bei ihm sprechen – nun gut, kann man vielleicht noch
als Mutation sehen, da die mit Papageien verwandt sind. Aber
sprechende Adler? Krähen, die gelbe Augen haben? (Krähen haben
braune Augen.) Möwen, die Körner und Brot fressen? (Möwen sind
zwar Allesfresser, aber ihre Hauptnahrung sind eher Fische und
Krebse. Körner könnten die gar nicht mit ihren großen Schnäbeln
aufpicken.)
Und die First Law-Trilogie scheint da
leider auch nicht besser zu sein.
First Law, Protagonist Logen hockt im Gebüsch: „The world shrank down to Logen and his next meal.When he reckoned it was close enough, he sprang forward and bore it down onto the wet ground. A young deer. It kicked and struggled but he was strong and quick, and he stabbed his knife into its neck and chopped the throat out.“
Einige Zeilen vorher jammert er noch,
dass er ja so schwach ist. Außerdem würde ich gerne sehen, wie ein
geschwächter Mensch ein Reh überwältigt – Pflanzenfresser sind
sehr viel aggressiver als Fleischfresser und sind eher mal bereit,
einem einen Tritt zu geben, weil sie gerade Lust dazu haben.
Rehe sind außerdem für ihre
Schnelligkeit bekannt – ich frage mich, wie groß die Chance wäre,
dass Logen tatsächlich das Reh erwischt hätte, vor Allem bei so
einer wagen Aussage wie „when he reckoned
it was close enough“. Wäre witzig gewesen, wenn er sich
verschätzt hätte.
Außerdem hätte Logens
Anschleichmanöver nicht funktionieren dürfen, laut Wikipedia. „Rehe
sind in der Lage, bereits geringe Duftreize wahrzunehmen und riechen
einen Menschen aus einer Entfernung von 300 bis 400 Metern.“
Außerdem würde ich behaupten, dass es
eher schwierig ist, mit einem Messer einen Hals durchzusäbeln.
„Chopped the throat out“ klingt zudem so, als wenn Logen fein
säuberlich den Hals ausschneiden würde. Viel Spaß außerdem mit
dem ganzen Blut, das an dir haftet; das wird auch nicht etwa
Raubtiere anlocken oder so.
„He picked up the carcass and slung it over his shoulders. That would be good in a stew, maybe with some mushrooms. Very good. [...] When he reached his camp it was close to sunset. [...] He would have a fire tonight. It was a long time since he‘d had a treat like that. A fire, and all his own.Later, well fed and rested, Logen pressed a lump of chagga into his pipe.“
Schade. Etwas, was ich bei vieler
Fantasy vermisse, ist, wie die Helden ihr Essen zubereiten. Man muss
die Haut abziehen, es aufschneiden, die Innereien herausholen, das
Fleisch von den Knochen säbeln, ein Feuer in Gang bringen (was bei
nassem Holz schwierig genug sein wird), den Gestank der Körpersäfte
aushalten und den Rest vom Reh dann vergraben, wenn man nicht möchte,
dass einem mitten in der Nacht Wölfe gegenüberstehen.
Außerdem, Logen will stew
machen? Eintopf? Hat der eine Ahnung, wie lange das dauert,
bis alles genügend gekocht wurde, bis er da eine annehmbare Mahlzeit
draus hat? Plus der Zeit, die es gedauert haben mag, das Reh
auszunehmen? Mit nassem Holz? Viel Glück, sage ich da. Ich frage
mich, wie viele Stunden später das later sein mag. Womöglich
wäre es einfacher gewesen, Stücke vom Reh einfach auf Stöcke zu
spießen und über dem Feuer zu braten.
Oder noch einfacher – Fische im Fluss
fangen. Oder meinetwegen einen Igel aus dem Schnee ausgraben und den
dann braten, der ist auch nahrhaft und nicht so groß wie ein Reh, wo
auch die Sache mit dem Blut nicht so viele Probleme machen würde.
Abercrombie wird dafür kritisiert,
dass er blutig sein soll, aber das ist mir bisher nicht so
aufgefallen. Bei der Kampfszene, die ich bisher gelesen hatte, kam
ich irgendwann nicht mehr mit, weil das verwirrend war, und er
beschreibt nicht das Zubereiten eines Rehs, was ich sehr viel ekliger
fände. Bisher bin ich also nicht sonderlich beeindruckt.
Ich bin jetzt schon genervt. Vielen
Dank, Abercrombie.
Danke für die Vorwarnung, was das Buch angeht - es hat sich auf meiner To Read Liste gerade den hintersten Platz gesichert.
AntwortenLöschenBei der Szene mit dem Reh dachte ich automatisch: Okay, irgendwie strange, dass alle anderen Leute in Geschichten Rehe immer mit Pfeil und Bogen jagen und nur Logen nicht? Was ist er, ein Wrestler? Hält er sich wegen seines Vornamens für Wolverine? Wieso schnitzt er sich nicht einen primitiven Speer? Das würde im Zweifelsfall noch besser funktionieren.
Erstens müsste das Reh ihn gehört haben (die haben nicht umsonst so große Ohren), zweitens müsste es ihn gerochen haben (darauf bist du ja eingegangen) und drittens müsste es viel bessere Reflexe haben und entweder rechtzeitig ausweichen oder Logen mit seinem Geweih eins überbraten. Ja, Rehböcke tragen Hörner - kann Abercrombie mal jemand Bambi vorspielen?