Montag, 12. September 2016

Nach Ithilien und weshalb das niemals klappen würde


Nun – ich gebe zu, das hier war eigentlich nicht gewünscht, laut Umfrage. Zumindest nicht so. Es ist zwar eine Beschwerde von mir, nur eben über einige meiner eigenen Geschichten. Vielleicht findet man ja trotzdem die Zeit und Lust dazu, sich das hier durchzulesen.

Ich hatte mal wieder Lust, mich selbst ein bisschen zu verreissen, bzw. über ein paar unlogische Dinge nachzudenken, die ich in meinen Jahren des Schreibens schon verbrochen habe. Anstoß dafür war Súlimes Blogeintrag über Gondor und der kleine Abschnitt über Ithilien, in dem steht, dass es zur Zeit des Ringkrieges „verlassen [ist], ohne Herrscher oder Bevölkerung; außer den Waldläufern, einer speziellen Guerillaeinheit, darf sich dort niemand aufhalten“.
Nun, der Zeitraum, den ich hier anspreche, spielt zwar meist kurz nach dem Ringkrieg oder etwas weiter im Vierten Zeitalter, jedoch geht es mir dabei nicht unbedingt so sehr um das Fürstenpaar oder die Bevölkerung an sich.
Natürlich nicht.
Viel mehr um die Person, die in meinen Geschichten die Angewohnheit hatte, äußerst unerwartet dort aus den verschiedensten Gründen aufzutauchen. Unerwartet vor Allem, weil er rein canontechnisch tot sein sollte und ich mir das immer zurechtgebogen habe. :D
(Spoilergefahr für die Geschichten „Frischer Wein“, „Gefangen in Ithilien“ und „Krähenfedern“, bzw. die beiden Prequels „Der Schatten einer weißen Rose“ und „Der Flug der Krähe“.)



Vorab: Ich denke, dass Ithilien nach dem Ringkrieg wieder besiedelt wurde, wenn auch das wohl langsam vonstatten ging. Das Land hat (wie lange, genau?) keine Einwohner mehr gehabt, und ich könnte mir gut vorstellen, dass sich Orkbanden auch nach dem Ringkrieg dort immer noch herumgetrieben haben; entweder auf der Flucht oder ahnungslos, dass Sauron besiegt wurde. Die Waldläufer (oder die „Weiße Schar“, wie sie ja genannt wurde – denn weiß ist immer edel, wie die Weiße Hand beweist *hust*) werden wohl oft genug noch ausgeschickt worden sein, um Orks zu vertreiben.
Wie dem auch sei, es werden wohl Siedler gekommen sein, um die Emyn Arnen wieder zu besiedeln und damit das Fürstenpaar auch tatsächlich Untertanen hat, und... ein Jahr nach dem Ringkrieg (also ungefähr fünf Monate nach dem offiziellen Ende des Ringkrieges) greifen die Waldläufer meist jemanden in den Wäldern auf und bringen ihn in eine Höhle und... gehen gleich davon aus, dass das ein Spion sein muss? Fesseln ihn? Lassen ihn dort, bis der Fürst höchstpersönlich die Zeit findet, ihn sich anzusehen? Ich meine, ja, natürlich ist es Gríma, aber das wissen die Waldläufer doch nicht, oder? Würden die das bei jedem machen, der zufällig in den Wäldern herumstolpert und von Wargen angegriffen wurde, also auch noch verletzt ist?
Ich möchte hier keineswegs versuchen, die Tatsache schönzureden, dass es Gríma ist, denn ich bin tatsächlich der Meinung, dass er (obwohl er meine unangefochtene Lieblingsfigur ist) einen Teil seines Leidens schon sehr wohl verdient hat, nach Allem, was er gemacht (oder eher nicht gemacht, aka verhindert) hat. Ich stelle hier nur das Handeln meiner Waldläufer in Frage.

Stellen wir uns mal vor, dass ein Neusiedler nach Ithilien kommt. Nennen wir ihn Laerdan. Laerdan ist noch nie in Ithilien gewesen und war ein Sattler Tischler. Er hatte sein Haus auf dem Pelennor und eine Familie zu ernähren. Als jedoch der Ringkrieg kam, evakuierte Denethor natürlich alle Leute dort, und die Pelennor-Felder wurden durch die Schlacht und die vielen, vielen Pferdehufe und Orkfüße gründlich zertrampelt. (Ich bin mir gerade nicht sicher, ob sie tatsächlich Mûmakil hatten.) Laerdan und seine Familie kehren zurück und finden ihre Heimat in Trümmern vor. Sie hören jedoch, dass Ithilien wieder besiedelt werden soll, und so ziehen sie natürlich dorthin, denn das klingt nach guten Arbeitsmöglichkeiten, und Faramir ist für seine Güte und Gnade Milde bekannt und alle lieben Faramir.
Laerdan folgt mit seiner Familie also dem Ruf des Fürstenpaares und sucht sich ein nettes Häuschen in einem der dort entstehenden Dörfer. Natürlich hat er davon gehört, dass noch Orks in Ithilien sein sollen und die Bevölkerung zur Vorsicht angewiesen ist, doch er hat auf einem Spaziergang solch einen tollen Baum/Ast gesehen und möchte diesen unbedingt haben. Er missachtet also die Warnungen und dringt tiefer in die Wildnis ein, bis er sich verirrt und nicht mehr zurückfindet. Und dann raschelt auch noch das Gesträuch, und auf einmal sieht er graues Fell und ein sehr großes Maul voller scharfer Zähne, welches auf ihn zukommt und ihm die Schulter zertrümmert...
Laerdan wird rechtzeitig von Waldläufern gefunden, ehe der Warg ihn fressen kann, und das Tier wird getötet. Sie überprüfen, ob er noch lebt, leisten Erste Hilfe und nehmen ihn schließlich mit in eines ihrer Verstecke, weil das gerade in der Nähe ist. Sie würden ihn wahrscheinlich nicht fesseln, weil er nicht fremdländisch aussieht und keine Waffe bei sich hat, außer ein Messer, was aber logisch ist. Sie würden annehmen, dass er einer der Neusiedler der Umgebung ist und ihm einige Fragen stellen, sobald er aufwacht. Sie würden ihm zu essen und trinken geben und ihn friedlich wieder zurück zu seinem Dorf geleiten.
Nun könnte man sich fragen – was für einen Grund hätten die Waldläufer, Gríma auf irgendeine Weise anders zu behandeln als den eben geschilderten Laerdan? Gríma hat schwarzes Haar, könnte also als Gondorer durchgehen. Er ist ziemlich schwer verletzt, von daher wäre das auch logisch, wenn er ihnen nicht gleich freudig alles über sich erzählt. Er wird sich, ehe er nach Gondor gekommen ist (wahrscheinlich, ehe er nach Rohan kam), ein oder zwei neue Namen überlegt und eine mehr oder weniger plausible Geschichte dazu ausgedacht haben, die er ihnen auftischen kann. Er ist ein Lügner. Er hat von Saruman gelernt und hat jahrelang Théoden angelogen; es sollte ihm nach der Reise nicht allzu schwer fallen, eine neue Maske aufrechtzuerhalten. (Auf seine fadenscheinigen Beweggründe, einmal quer durch ganz Mittelerde zu laufen, nur, um Éowyn zu verspotten, werde ich später noch eingehen.)
Die Waldläufer hätten keinen Grund, ihn in mehr als einem kurzen Bericht gegenüber dem Fürsten zu erwähnen. Faramir hätte keinen Grund, sich weitere Gedanken darüber zu machen; außer, ein Detail stimmt nicht.
Sie hätten keinen Grund, zum Fürsten zu laufen und ihm zu sagen „könntet Ihr Euch bitte diesen Mann ansehen, den wir aufgegriffen haben, weil er wurde von einem Warg angefallen und wir haben ihn gerettet? Wir möchten gerne dafür gelobt werden. Ihr habt sicherlich gerade nichts Besseres zu tun, als Euch mit random Leuten auseinanderzusetzen, die wir zudem auch noch wie Gefangene behandeln, obwohl wir keinen Grund dazu haben, oder?“!
Vor Allem, da Éowyn meist einen Brief von Merry bekommen hat, in dem erwähnt wird, dass Saruman und Gríma tot sind.

Und da fangen bereits die unlogischen Sachen an. In dem einen Brief (Gefangen in Ithilien) wussten die Hobbits tatsächlich nichts davon, dass Gríma im wahrsten Sinne des Wortes „wiederbelebt“ wurde und sich aus seinem Grab buddeln musste dank Sarumans Geist, der ihn besessen hat, um wieder einen Körper zu haben. (Weshalb sich der Istar so unbedingt den Körper des Mannes, der ihn gerade umgebracht hat, aussuchen musste, ist eine andere Frage... wobei Saruman in der Geschichte sehr rachsüchtig war und ihm das vielleicht ganz einfach Spaß gemacht hat. Weshalb er sich keinen x-beliebigen Hobbit genommen und damit unbemerkt diese unterwandert hat, um seinen Racheplan an den tatsächlichen Leuten auszuführen, die ihn zu Fall brachten, verstehe ich nicht ganz, aber gut. Darauf werde ich später noch eingehen.) In „Frischer Wein“ wird mit keinem Wort erwähnt, dass Éowyn glaubte, er sei tot, was mich gerade selbst ein wenig überrascht.
Eine ihrer ersten Fragen ist nämlich tatsächlich meist: „Weshalb seid Ihr hier?“
Und genau das frage ich mich auch, obwohl mich mehr das „wie“ als das „weshalb“ interessiert. (In allen Geschichten hat er unterschiedliche Motivationen, von „noch ganz plausibel“ bis hin zu „äh... wie bitte? OOC, very much?“, doch auf die Hintergründe werde ich noch später eingehen.)
Vom Auenland bis nach Isengard, bzw. umgekehrt ist es zu Fuß in ungefähr einem Monat zu schaffen, wie wir dank Saruman wissen, und das mit ziemlich einseitiger Ernährung. Ganz hinunter bis nach Ithilien jedoch ist ein bedeutendes Stück mehr, beinahe von einem Ende der Karte bis zum Anderen.
Und jetzt denke ich, dass mich diese ganze Reise beinahe mehr interessiert hätte als das, was letzten Endes in der eigentlichen Geschichte passiert.

Sagen wir mal, falls – in dem sehr unwahrscheinlichen Fall, falls – er überlebt hätte, weil Frodo schnell genug reagiert hat, ehe die Hobbits ihn erschießen konnten. (Hobbits sind gute Bogenschützen, meine damaligen, schulterzuckenden Entschuldigungen von wegen „wel, sie haben ihn verfehlt“ nehme ich nicht mehr an.) Frodo hätte sich sicherlich an sein Wort gehalten, hätte ihm Essen und Ruhe gegeben, bis er kräftig genug wäre, um seiner eigenen Wege zu gehen.
Die Frage wäre nur: Und wohin genau wäre das? Sicherlich hätte er mehr von den Hobbits mitbekommen. Sicherlich hätte er irgendwann gehört, dass Aragorn König von Gondor ist. (Wobei er das ja bei dem Gespräch im August sogar mithört, weil Gandalf und Saruman darüber reden.) Er hätte irgendwann wohl mitbekommen, dass Théoden in einer Schlacht starb und Éomer jetzt König ist und dass Éowyn berühmt wurde, weil sie den Hexenkönig von Angmar erschlug. Dass sie verheiratet ist und Fürstin von Ithilien und zudem auch noch Truchsessgemahlin.
Mein derzeitiger blonder Gríma-Headcanon (Frána) hätte daraufhin wahrscheinlich „Well, fuck this“ auf Rohirrisch gesagt und wäre entweder nach Bree oder noch weiter in den Norden gezogen, weil der Gedanke, unter Éomers Augen zu treten und ihn um Vergebung zu bitten undenkbar wäre, und nach Rohan zu gehen und zu riskieren, irgendwann erkannt zu werden ist auch keine Option. (Selbst in Créofans Begleitung nicht.) Ebenso, nach Gondor zu gehen, weil da herrscht ein Waldläufer, den man nicht wirklich manipulieren kann. Vielleicht könnte man in das nördlichste Fürstentum gehen und sich da einleben, aaaaber... man weiß ja nie. Seine Zeit mit Saruman hat ihn sicherlich noch paranoider werden lassen, und in Bree waren damals immerhin auch viele von Scharrers Strolchen unterwegs.

Übrigens Saruman... ich bin ein wenig am Zweifeln, wie viel Saruman ihm erzählt hat, was die Geschehnisse des Ringkrieges angeht. Baumbart hat dem Zauberer schließlich Neuigkeiten erzählt, aber ob er die auch an Gríma weitergegeben hat, ist fraglich. Ich könnte mir jedoch ganz gut vorstellen, dass Saruman in einem Nebensatz vielleicht mal fallengelassen haben könnte, dass Théoden ja mittlerweile tot und Éomer König ist – es wäre ein gutes Mittel, um Gríma weiterhin an sich zu binden. Der Ratgeber mag womöglich (oder auch nicht) gewisse Reue gegenüber Théoden hegen, obwohl dieser sagte, dass er nicht barmherzig sein würde, würden sie sich wiedersehen (ob das bedeutet, dass Théoden ihn umbringen würde, sei mal dahingestellt). Sicherlich wäre das nicht genug, um ihn dazu zu bringen, Saruman zu verlassen, denn er ist abhängig vom Zauberer und weiß, dass Théoden ihn nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen würde. Doch es wäre vielleicht genug, um offenen Widerwillen gegen Saruman zu zeigen; zu versuchen, ihn zu belügen oder irgendeine Möglichkeit zu finden, von ihm zu fliehen.
Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass er wohl nicht halb so enthusiastisch wäre, würde er erfahren, dass Éomer König von Rohan ist. Éomer war ein weitaus aktiverer (und sicherlich sehr hartnäckiger) Gegenspieler in all den Jahren, in denen Gríma versuchte, den König mehr und mehr zu beeinflussen. Er drohte ihm mit dem Tod. (Auch, wenn er ihn später ja damit verspottete, eher einen Mehlsack ins Gebirge tragen zu können. :D Erst bei der Erwähnung von Éowyn wird er auf einmal wieder recht grimmig, obwohl ich denke, dass Éowyn imstande wäre, sich selbst zu verteidigen. Die Frage ist, wie ihr eigener Blickwinkel darauf wäre, aber den erfahren wir ja nicht, nur angedeutet durch Gandalf.)
Demnach wäre es eigentlich ein mehr oder weniger kluger Schachzug von Saruman gewesen, ihm zu sagen, dass Éomer König ist, weil das den Ratgeber wieder hoffnungsloser machen würde.


Gríma würde sich also zu Fuß auf den Weg nach Ithilien machen und, je nach Fortbewegungsweise und Pausenanzahl, tatsächlich ziemlich lange dafür brauchen. Vielleicht würde er sich irgendwo ein Pferd stehlen, vielleicht würde er sich eine Gruppe suchen, die in die gleiche Richtung muss wie er, um mit ihnen zu reisen und damit ein wenig mehr Schutz in der Wildnis zu haben.
Nun, je nach Geschichte hätte er eine Motivation gefunden, um diese lange, lange Reise auf sich zu nehmen, mal mehr, mal weniger einsam. In „Gefangen in Ithilien“ hat ihn Sarumans Geist schließlich wiederbelebt (im wahrsten Sinne des Wortes; sein Herz schlägt wieder, wie Saruman stolz erzählt und wie auch immer er das hinbekommen hat – dieser Gríma kann tatsächlich ein zweites Mal sterben), mit dem Ziel, ihn nach dem Elendilmir suchen zu lassen. Der Elendilmir, ein Stein, der ursprünglich von Isildur getragen wurde und der die Macht hat... Saruman von seinem Körper zu trennen, und woraufhin der Geist Sarumans munter alle möglichen anderen Leute besetzen kann, was er natürlich auch prompt tut, sobald er frei ist. Gríma selbst hat da keinen Nutzen dran, der lebt weiter. (Ich würde ja gerne sagen „Saruman log“, aber das erklärt leider nicht alles).

Es gab zwei Elendilmiri, da der Originale bei Isildurs Tod in den Schwertelfeldern verloren ging. Der Neue wurde in Bruchtal von Elben gemacht und an Isildurs Sohn Valandil weitergegeben, als Zeichen der königlichen Linie – ähnlich wie der Ring Barahirs und das Schwert Narsil, schätze ich. Oh, und das Zepter von Annúminas, natürlich. Wie dem auch sei, Aragorn trug den Neuen zur Schlacht auf den Pelennor-Feldern.
Der Alte jedoch wurde von Sarumans Spähern gefunden, die nach dem Ring suchten, und sie brachten ihn zum Orthanc, wo der Stein blieb, bis Aragorn ihn nach Sarumans Fortgang dort fand.
(Ich muss dazu sagen; ich mag den Vergleich Sarumans mit einer Elster. Saruman hat ebenfalls die Farben Schwarz und Weiß, er ist gerissen, arrogant, macht sich gerne über andere lustig und stiehlt Grabschätze und sammelt glänzende Sachen. :D)
Der Elendilmir besitzt im Original natürlich keine magischen Fähigkeiten, da ich die Fähigkeit „Exorzismus“ erst im Laufe der Geschichte dazu erfand. Logischerweise müsste man davon ausgehen, dass Saruman vielleicht selbst diesen Zauber auf den Stein gelegt hat, wenngleich sich auch hier die Frage stellt, warum. Und weshalb würde sich Sarumans Geist überhaupt nach seinem Tod so unzertrennbar an einen Körper heften, dass dies nur mit dem Elendilmir wieder rückgängig zu machen ist? Ist das eine Sicherheitsmaßnahme gewesen, die aber lange genug hält, dass er sich die Person aussuchen kann? Wird Sarumans Geist unweigerlich vom Körper des Mörders angezogen? Weshalb kann Saruman tote Leute wiederbeleben, die daraufhin keinen Gehirnschaden aufgrund von Sauerstoffmangel erleiden? Weshalb kann Saruman, nachdem er den Elendilmir benutzt hat, munter von einem zum Anderen springen, ohne den Stein wieder berühren zu müssen? Und weshalb kann Saruman die anderen Leute nach Belieben „vollständig“ übernehmen, Gríma jedoch nur teilweise? (Die Idee mit dem Gehirnschaden wäre interessant gewesen – wie würde Saruman damit umgehen, in einem beeinträchtigen, vielleicht sogar tatsächlich Zombie-ähnlichen Körper hausen zu müssen, während er selbst noch voll auf seiner geistigen Höhe ist? Das würde ihm gar nicht gefallen. (Ich sagte rechts, du Trottel! Nach rechts, und bitte ein bisschen schneller schlurfen!“))

Grímas weitaus fragwürdigere Motivation in „Frischer Wein“ (was eben ein noch-näher am damaligen Originaldokument „Flucht“ von 2009 war, nur, dass ich damals überhaupt keinen Plan hatte, weshalb Gríma in Ithilien auftauchte) kam recht spontan, und wurde dann auch: „Oh, ich hatte gehofft, dass Ihr mich umbringen würdet, Éowyn.“ Weil ein Todeswunsch auf dem Weg nach Ithilien nicht so viel einfacher zu erfüllen gewesen wäre; vor Allem, da Éowyn sich letzten Endes ganz einfach auch weigert. Weil sie der Meinung ist, er habe es nicht verdient, durch ihre Hand zu sterben.
Und dann Grímas Motivation in „Krähenfedern“. Im Laufe von „Schatten einer weißen Rose“ und „Flug der Krähe“ hat er sich mit dem Fürstenpaar angefreundet und fungiert in „Krähenfedern“ hauptsächlich als... Wächter. Er schleicht tatsächlich ohne das Wissen von Éowyn und Faramir um das Fürstenhaus herum und kontrolliert die Lage mit seinen Krähen, um Ausschau nach meinem bösen, bösen OC zu halten, der sich als der wahre Verräter im Laufe der Trilogie herausgestellt hat. Ich gebe zu, dass ich die Dynamik zwischen ihnen mag, aber es ist ganz einfach nicht Gríma.


Aber wenn er nun in Ithilien ankommt – wäre es nicht vielleicht schlauer gewesen, sich als ein Neuansiedler auszugeben? Sich in ein entstehendes Dorf mit ein zu integrieren, die Leute kennenzulernen, ihr Vertrauen zu gewinnen und über diese dann mehr Informationen über das Fürstenpaar und die Geschehnisse nach dem Ringkrieg, bzw. die Zeit, während er da mit Saruman im Turm eingesperrt war, zu erfahren? Erst einmal unauffällig zu bleiben, beobachten, recherchieren? Schließlich wurde Ithilien langsam wieder bewohnbar gemacht; Menschen müssten genug nach Ithilien kommen, vor Allem, nachdem die Pelennor-Felder nach der Schlacht vollkommen zerstört wurden. Es wäre sicherlich mehr oder weniger einfach, vielleicht einen Vertrauten zu finden, die/den er als Bediensteten zum Fürstenhaus schicken kann, um so erst einmal herauszufinden, ob sie überhaupt so etwas wie den Elendilmir besitzen. So hatte mein OC Déor in „Krähenfedern“ gehandelt; also weitaus schlauer.
Ich hatte bereits ganz am Anfang ein wenig darüber geschrieben, was Gríma hätte tun können, um weniger aufzufallen. Es gibt natürlich viele Möglichkeiten, wie das Fürstenpaar dennoch hätte herausfinden können, dass es sich um Gríma handelt – Faramir hätte darauf bestehen können, den Verletzten selbst zu befragen; er hätte so (vielleicht durch einen leichten Akzent im Gondorischen, der entweder ihm oder den Waldläufern aufgefallen sein könnte) herausfinden können, dass Gríma ein Eorling/Wulfing ist und sich über dessen Haarfarbe wundern können. Er könnte Gríma sicherlich beim Lügen ertappen und ihn zur Rede stellen.
In „Frischer Wein“ und „Gefangen in Ithilien“ findet beide Male Éowyn heraus, wer er wirklich ist, indem sie selbst zu ihm geht, um seine Wunden zu versorgen. (Seine Reaktionen gehen von ehrlicher Verwirrung, weshalb sie auf einmal so feindlich reagiert, bis hin zu Spott.) Ich könnte mir das sogar, mehr oder weniger, bei ihr vorstellen – nur vielleicht nicht bei jedem dahergelaufenen Verletzten, und zu dem Zeitpunkt ist er tatsächlich nicht mehr als das.
(Ich sollte ein MSTing davon machen, wenn... vielleicht, wenn ich mit den ganzen anderen fertig bin.) 
Nun, man machte früher immer Abstriche bei der Glaubwürdigkeit, um den Plot vorwärts zu treiben, nicht wahr? So auch hier. Und der Spaß und das Kopfschütteln sind umso größer, wenn man sich das alles durchliest und zufrieden sagen kann: „Naja... ich habe mich zumindest verbessert.“

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