(Achtung, hier befinden sich Spoiler
zu Kapitel 57 von meiner Geschichte „Cwideas“. Beware of the sign
that says: Weitere Informationen.)
Die Amtskette, dieses blöde Ding. Ich
hatte lange, lange überlegt, wie ich sie wieder mit einbauen konnte,
und schließlich kam mir die Idee, dass Gríma sie ja wieder
hervorholen könnte und sie stuntfola zeigen.
Und dabei blieb es erst eine Weile; die
beiden saßen sich gegenüber, starrten sich gegenseitig an, während
Gríma die baumelnde Kette in der Hand hielt. Ich wusste einfach
nicht, was er damit tun sollte, außer, sie ihr zu zeigen.
(Zwischendurch schlug er tatsächlich sarkastisch vor, dass er
versuchen könnte, stuntfola zu hypnotisieren. Wäre auch
nicht schlecht gewesen, hätte aber nicht zu ihm gepasst.)
Meine erste Version war eigentlich,
dass er ihr die Kette geben sollte, als eine Art „Geschenk“,
vielleicht noch mit spöttischen Worten garniert, dass sie sie Éomer
zurückgeben könne. Dies wurde jedoch sehr schnell out of
character, denn Gríma ist nicht jemand, der so etwas aus reiner
Nettigkeit tun würde, und schon gar nicht Éomer gegenüber. Er
fühlt sich Éomer nicht zugehörig und schon gar nicht verpflichtet,
selbst, wenn dieser jetzt König ist (was er zudem ja gar nicht
wissen kann. Stuntfola erwähnte niemals, dass Théoden auf
den Pelennor-Feldern starb, und demnach müsste Gríma immer noch
annehmen, dass Théoden König ist).
Außerdem wäre stuntfola
sicherlich schnell misstrauisch geworden und hätte an
Selbstmordabsichten gedacht (wofür er nun wahrlich nicht der Typ
ist), und zudem hätte Gríma niemals, niemals so über Éomer
geredet. Ja, sie mögen sich vielleicht ähnlich sein, dass sie beide
übermäßig besorgt um ihre Schwestern waren, doch das ändert
nichts daran, dass ich das Gefühl habe, dass Gríma Éomer
eigentlich verachtet hat und nichts mit ihm gemeinsam haben möchte.
Man freundet sich eher ungern mit den Leuten an, die einen enttarnen
können und die einem im Weg stehen.
Meine zweite Version lief darauf
hinaus, dass er die Kette wütend von sich werfen sollte, in einem
Anflug von Bitterkeit, und dies gefiel mir eigentlich recht gut. Nur
leider war dies noch mit einem anderen Problem verbunden, welches
dadurch immer noch ungelöst war, und so suchte ich weiter nach einer
Lösung.
Und dann brachte mich Amaraen in einem
Gespräch auf die Idee, dass er sie ja, so gesehen, bedrohen könnte.
Kein sonderlich netter Gedanke, und sehr viel unangenehmer als das
erste, einfache „beschenken“, doch... es passte besser.
Gríma steht während dieser ganzen
Zeit sehr unter Stress, dazu noch ist er sich dessen bewusst, dass er
einen Mord auf Geheiß Sarumans begangen hat, was zusätzlich an
seinen Nerven zehrt. Dann fragt stuntfola ihn auch noch nach
seiner Vergangenheit, was schon wieder nicht wirklich angenehme
Gedanken sind, und in ihm wird auch noch der Schock sitzen, dass
stuntfola ihm sagte, dass er sterben wird.
All dies wird wohl irgendetwas in ihm
dazu gebracht haben, zu zerbrechen; ein Mensch kann nur begrenzt viel
aushalten. Gríma ist hier schon sehr an der Grenze seiner
Aufnahmefähigkeit. (Wobei ich womöglich auch ein wenig übertrieben
habe. Ich glaube nicht, dass der Buchcharakter so viel ausgehalten
hätte.) Er steht unter Schock, versinkt teilweise viel zu sehr in Gedanken und konzentriert sich nicht mehr auf das, was um ihn herum ist; er hat Angst vor dem Tod. Er hat Angst vor Saruman, davor, zu was Saruman ihn bringen kann, und von daher... von daher sieht er es als die beste Lösung an, dass der Istar nicht auch noch stuntfola dazu bringen kann, mehr über ihn zu verraten als nötig. Saruman ist recht unberechenbar, und Gríma weiß, dass es womöglich seinen oder stuntfolas Tod bedeuten könnte, wenn sie ihm so etwas sagt.
Dies spiegelt zudem eine der ersten
Szenen wider, die ich beim Beginn von „Cwideas“ schrieb. Dort
bedroht er stuntfola mit einem Messer und faselt von Gnade
und lacht recht wahnsinnig,
doch das verwarf ich sehr schnell wieder, weil er da a) zu
psychotisch herüberkam und das nicht mit dem weiteren Verlauf
zusammengepasst hätte (und nicht wirklich seinem Buchcharakter
entspricht) und b) zu dem Zeitpunkt der Fakt bestand, dass er keine
Waffe hatte, mit der er sie hätte bedrohen können. Saruman hat ihm
das Messer wieder abgenommen, als er von seinem Mordauftrag
wiederkam, und so ist er hier waffenlos.
Ich muss dazu sagen, dass Gríma hier
noch sehr viel rationaler denkt, als er herüberkommt. Sein
„Mordversuch“ hat ein ganz bestimmtes Ziel.
Doch dazu mehr im nächsten Kapitel. :)
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