Mittwoch, 16. September 2015

Die Offensichtlichkeit von Handlangern und weshalb ich daran verzweifele

Ich habe mir die erste Folge von „Gotham“ angeschaut und musste über etwas den Kopf schütteln. Nämlich über den Handlanger. (Spoiler ahead, Season 1, Episode 1!)




Güte und Gnade ist zwar schön und gut, und es ist eine gute Einstellung, Menschen am Leben zu lassen, weil es wohl jeder irgendwie verdient hat, zu leben. Und dennoch, in Filmen, Büchern... da gibt es diese Charaktertypen, die niemand mag. Ich nenne sie gerne „ehrgeizige Handlanger“. Unterwürfig, ängstlich, meist Opportunisten.
In Gotham ist natürlich auch so einer mit dabei, blasse Haut, dunkles Haar, blasse, eisblaue Augen, das Schema kennt man ja. Dieser Handlanger verrät also gleich seine Mafiabosse, bzw. gibt Informationen an die Polizei weiter, weil er wahrscheinlich ehrgeizig ist. Kommt dann zu ihnen zurück und merkt, dass die Leute leider ein bisschen schlauer als angenommen sind und schon davon wissen, und da böses Mafiafrauchen nicht ganz so glücklich darüber ist, gib sie ihn ihrem Polizistenfreund, der sich dann ihm annehmen soll.
Mit von der Partie ist sein junger Partner, der sich geschworen hat, „fair“ den Kriminellen gegenüber zu sein und nicht mehr töten will. Ahnt schon jemand, worauf es hinausläuft? Sicherlich.
Polizistenjungspund soll sich beweisen und den Verräter erschießen und ins Meer werfen. Er schleppt ihn auch brav mit zur Kante, während ich die Stirn runzele und nicht ganz glauben kann, dass der Hauptcharakter schon gleich in der ersten Folge seine edlen Ideale über Bord werfen kann.

Und dann steht er also da, bedroht ihn und zischt ihm ein bedrohliches „never come back to Gotham“ zu, der Verräter verzieht sehr verdutzt das Gesicht und ich möchte aufheulen.
„No, no, no, just kill him! You can‘t let him run, this is going to backfire, you don‘t let these kind of people run away! They always eventually come back and make life much worse for you, haven‘t you read any books?! You should have killed him, damnit!!“
Stattdessen vergrabe ich verzweifelt mein Gesicht in den Händen und luge zwischen den Fingern hervor, um zu sehen, wie Polizistenjungspund den erbärmlichen Mann von sich stößt und zeitgleich die Pistole in die Luft abfeuert.
Der erbärmliche Mann überlebt natürlich, der Vorgesetzte/Partner des Jungspundes hat den Fake nicht mitbekommen, (weil er zurückgeblieben ist, um ihm Raum zu geben) und sagt zufrieden „braver Junge“. (Noch ein Grund, einen Punkt für Bösewichte auf meine imaginäre Checkliste zu setzen: Wenn ein „Neuer“ einer kritischen Aufgabe gegenübersteht, dann werde ich ihm keinen „emotionalen Raum“ geben und dabei riskieren, dass er seinen Auftrag vermasselt, sondern hinter ihm stehen und ihm freundlich Ratschläge geben. Überhaupt werde ich ihm nicht gleich zu Anfang eine solch kritische Aufgabe geben, für die er noch nicht bereit ist, sondern klein anfangen. Er darf vielleicht erstmals das Mittagessen (Schweinebraten, inklusive Schlachtung des Schweines) zubereiten, dann sehen wir weiter.)
Erbärmlicher Tropf schafft es tatsächlich in den letzten paar Minuten an Land und tötet natürlich gleich einen unschuldigen Angler, um an etwas zu Essen zu kommen, und ich habe das Gefühl, als wenn er sich nicht wirklich an die gutgemeinten Worte des Polizistenjungspundes halten wird.
Er wird auf Rache aus sein und unvernünftig, und ich kann sagen, dass Rache nicht wirklich gesund ist. Wie viele Filmfiguren, Romanfiguren kennt man, die auf Rache aus waren und für die es gut geendet hat? (die keinen Charakterwechsel hatten, wohlgemerkt) – Gríma? Tot. Saruman? Tot. Sweeney Todd? Tot. Frollo? Tot. Cesare Borgia? (aus AC, wohlgemerkt) Tot. Jeremy Blaire? Tot. Mir fallen mit der Zeit sicherlich noch mehr ein...

Und ich frage mich währenddessen: Polizistenjungspund hat nicht „Game of Thrones“ gesehen, nicht wahr? Ned Stark wäre ein schönes Exempel dafür gewesen, wie weit man kommt, wenn man sehr ehrenvoll ist... auf der anderen Seite ist Polizeijungspund Jim Gordon, der wird so schnell also nicht weg vom Fenster sein.

1 Kommentar:

  1. Aha, da hat also jemand Gotham gesehen. :D Ich habe erst in der Mitte der Serie damit angefangen und diese Folge damit verpasst. Allerdings wäre der Rest deutlich weniger amüsant gewesen, wenn der Pinguin gestorben wäre.
    Was Charaktere angeht, deren Hauptziel es ist, Rache zu nehmen... ich werfe mal vorsichtig den Namen "Edmond Dantes" in den Raum. Es kann auch erfolgreich ausgehen. *g*
    Ansonsten hast du natürlich völlig recht. Wenn man will, dass ein Job erledigt wird, macht man ihn am besten selbst. Und dass die korrupte Polizei in Gotham auf irgendjemandes Gefühle Rücksicht nimmt, finde ich auch spannend. ^^

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