Freitag, 22. Mai 2015

Der letzte Wunsch

Ich möchte eine kleine Buchempfehlung aussprechen, die einige vielleicht erraten haben, da ich in der letzten Zeit ständig darüber rede.
Nämlich den „Witcher“ von Andrzej Sapkowski, insbesondere der erste Band „The last Wish“.


Das Buch handelt von Geralt, einem professionellem Monsterschlächter, auch „Witcher“/bzw. auf Deutsch „Hexer“ genannt. Das Besondere an Witchern ist, dass sie durch Mutationen, die sie als Kinder durchgingen, schnellere Reflexe und eine bessere Nachtsicht als Menschen haben, dazu sind sie immun gegen die meisten Gifte und können ihre Fähigkeiten noch zusätzlich durch Tränke verstärken. Und dies ist auch notwendig, denn die Witcher haben sich dazu verpflichtet, die Menschheit vor Monstern zu beschützen.
Und dies ist Fluch und Segen zugleich. Witcher werden immer wieder gebraucht und verdienen damit ihr Geld, doch aufgrund ihrer gelben Augen mit den geschlitzten Pupillen und ihrer übermenschlichen Fähigkeiten werden sie häufig gemieden und von jenen verachtet, die sie beschützen.
Und vor Allem lässt sich leider manchmal nicht ganz leicht sagen, wer jetzt das wahre Monster ist.
Sapkowski zeichnet hier eine schön realistische, dunkle mittelalterliche Fantasywelt, in der Intrigen am Hof stattfinden, Monster in jedem Waldstück lauern können – und kein Schwarzweiß Bild, im Gegenteil.
Jeder Figur, der man begegnet, sollte man beinahe schon misstrauen, denn sie haben alle ihre eigenen Motivationen und tun Dinge, die zu ihrem eigenen Nutzen sind. Es kann sein, dass man von einem Zauberer angeheuert wird, ein Mädchen umzubringen, welches nach seinem Leben trachtet, weil er Experimente an ihr vollführte und sie an ihm Rache nehmen will und dafür eine Truppe von sieben Gnombanditen zusammensuchte. (Ja, man merkt Sapkowskis Humor immer wieder, der mich öfters hat breit grinsen lassen. *g*)
Rassismus ist ebenso ein Thema, welches immer wieder angeschnitten wird (und zwar nicht nur durch die Außenseiter-Position des Witchers, der weder Mensch noch andere Rasse ist und deshalb von beiden gemieden wird). Doch auch hier merkt man, dass jede Rasse aus Individuen besteht, die ihre eigenen Ziele und Vorstellungen haben, so falsch sie auch sein mögen.
Man merkt der Welt an, dass sie lebt und atmet und vielfältig ist, und Sapkowski gibt sich Mühe, die alten Märchen und einige Klischees aufzubrechen und in die Welt von seinem Universum zu integrieren. („Wir sperrten sie in Türmen ein, damit sie kein Unheil anrichten konnten. […] Doch viele befreiten sich. Dann nahm diese verrückte Mode unter jungen Prinzen, die nichts zu tun und noch weniger zu verlieren hatten, zu, eingesperrte Schönheiten zu befreien...“ oder „‘Sie befragte ihren Spiegel ziemlich häufig -‘ ‚Mit der üblichen Frage, nehme ich an?‘ unterbrach Geralt. ‚Wer ist die Schönste im ganzen Land? Ich weiß; alle Spiegel von Nehalenia sind entweder höflich oder kaputt.‘“)
Der einzige Nachteil sind die eher sparsamen Beschreibungen. Wenn man sich in dieser Mythologie nicht gut auskennt, kann man schon mal ein wenig verloren dastehen, wenn die Charaktere über Strigae und Bruxae und Rusalkas und Kikimorae diskutieren und nicht einen einzigen hilfreichen Hinweis einwerfen, was diese Kreaturen für Fähigkeiten haben und wie sie aussehen. Die Monster, die wichtig für die jeweilige Kurzgeschichte sind, werden beschrieben, solange der Protagonist sie auch tatsächlich vor sich hat.
Zudem bleiben Nebenfiguren, die für die jeweilige Geschichte gerade nicht wichtig sind, leider recht blass (und werden auch eher spärlich beschrieben), und manche lose Enden werden nicht aufgesammelt.
Zur Verteidigung des Buches muss man jedoch auch sagen, dass dieses in Kurzgeschichten unterteilt ist, wobei mehrere eine Art Rahmenhandlung durch diese hindurch bilden.

Im Allgemeinen könnte man das Buch wohl mit „Game of Thrones“ vergleichen und dann doch wieder nicht. In „Game of Thrones“ geht es viel detailreicher um den Kampf der verschiedenen Häuser um Macht, wohingegen man im „Witcher“ zwar auch in die politischen Intrigen verwickelt wird, es jedoch hauptsächlich darum geht, das nächste Monster umzubringen, das Geld einzusammeln und weiter zu reiten.
Doch in einem Punkt sind sich beide Bücher gleich – sie haben kein einfaches Schubladendenken, bei dem man klar sagen kann: Die Fraktion gehört zu den Guten und die Fraktion gehört zu den Bösen. Dies ist nicht möglich, denn die Gesellschaften in den Universen besteht immer noch aus Individuen mit eigenen Entscheidungen.

Und noch ein Vorteil beim Buch: Man kann nicht an Entscheidungen verzweifeln, und es hat selten ein Buch gegeben, bei dem ich so oft so sehr grinsen musste. Humor (und zwar einen äußerst Schwarzen, teilweise) hat Sapkowski, dies muss man ihm lassen. *gg*

3 Kommentare:

  1. Da kam jetzt der dritte Witcher als Videospiel raus und ist einfach AWESOME! Da ich sowohl von Hijuga als auch Gronkh die LPs dazu sehe, bin ich mittlerweile auch in einem kleinen Witcher-Wahn. In Folge dessen hab ich mir die ersten beiden PC Spiele gekauft (gab es für kurze Zeit für 'nen Appel und 'nen Ei auf Steam) und das eigentlich verbannte Buch wieder ausgegraben, Das Erbe der Elfen. Das hatte ich vor Jahren schon einmal gelesen und für Mist befunden. Jetzt geb ich dem noch eine zweite Chance, will ich heute anfangen zu lesen. Und wusstest du, dass es einen uralten Film zum Witcher gibt? Geralt von Riva nennt der sich, ist auf YouTube in voller Länge einsehbar.

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    1. Ich würde dir wirklich empfehlen, erst mit den beiden Kurzgeschichten-Sammelbänden anzufangen; nämlich eben "Der letzte Wunsch" und die darauffolgende Sammlung "Schwert des Schicksals". Dadurch lernst du Geralt und Yen und Ciri erst richtig kennen, da der Roman eigentlich der dritte Band der Reihe ist und nicht der Erste. In beiden Bänden gibt es nämlich schon einige Andeutungen auf die Personen der späteren Romane. :)
      Oh ja, von dem Film (und der Serie "The Hexer") hab ich gehört. ^^ Soll unglaublich schlecht sein. *hust*
      *seufz* Das erste und zweite Spiel habe ich ja, nur das zweite läuft bei mir schon nicht mehr. Also muss ich mich mit dem ersten Teil begnügen, ich, als entscheidungsunfreudiger Mensch... :D
      Hm, die LPs von Gronkh und Hijuga? Ich gebe zu, dass ich das von Gronkh nicht anschaue, weil Geralt auf Deutsch einfach so eine... äh, grausame Stimme hat. Ich habe mich zu sehr an die englische Version gewöhnt, und das, was da spricht, ist nicht Geralt! :D
      Und ja, auf die Plötze, fertig, los! :D

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  2. Ach ja, noch vergessen: Auf die Plötze, fertig, los! :D

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