Mittwoch, 1. August 2012

Stimmen in der Nacht


Ein paar Gedanken über Kapitel 14: Stimmen in der Nacht aus „Denn Worte sind Macht



Erstmals das Zitat aus „Das Schweigen der Lämmer“. Ich empfand es als passend, da es Éowyns momentane Lage genau auf den Punkt trifft.
Sie ist einsam.
Mit Féalwyn kann sie sich nicht unterhalten, da sie stumm ist, und andere sind im Moment nicht da gewesen. Sie mag sich noch so stark fühlen aufgrund des Beistandes des Mädchens, eigentlich macht sie sich etwas vor. Sie ist schwach, und sie ist schwächer geworden aufgrund der Stille; dies beweist, dass sie kurz davor ist, das verhängnisvolle Wort „Ja“ zu sagen, als Gríma ihr die Frage stellt.
So sind Grímas leise, zweifelhafte Worte „Sie wird brechen“ vom Vorkapitel möglicherweise doch nicht so zweifelhaft, wie es den Anschein hat.

Die Bedeutung des Namens Méfugyn, mit dem Gríma sie hier zum ersten Mal bezeichnet, wird in folgenden Kapiteln noch erklärt; auch, was für eine Rolle er spielen wird.
Er wird jedenfalls noch wichtig werden. Und nein, es ist tatsächlich halbwegs Zufall, dass er sich auf Éowyn reimt.

Ach ja, Féalwyn, die gefallene Freude. Dass sie früher einmal ein Waschweib, oder, um es grober auszudrücken, eine Hure gewesen war, ist meine Erklärung dafür, dass Saruman sie an Gríma gab. Ihre Beziehung zu Hēþweath ist für sie ein Grund, dem Ratgeber zu gehorchen, da er sie gut behandelt. (Besser jedenfalls als Éowyn.) Und da der Ratgeber ja doch ein wenig Menschenkenntnis besitzt, hat er gemerkt, was Féalwyn für seine Wache empfindet und sich dies zunutze gemacht.
Und ja, natürlich kann sie sprechen. Eine ähnliche Lüge wie die von Hēþweath am Anfang der Geschichte, doch nicht so offensichtlich, da Gríma niemals auch nur die Möglichkeit erwähnte, dass Féalwyn tatsächlich stumm ist.
Dies ist ein Punkt, der mir an ihm Spaß macht, zu schreiben: Ihm keine offensichtlichen Lügen in den Mund zu legen, sondern Dinge, die die Menschen interpretieren. Somit lügt er nicht wirklich und kann den Leuten die Schuld geben, dass sie seine Worte falsch interpretiert haben. Ich glaube, dass er sich dies auch von Saruman abgeschaut hat.

Die Nachtszene kam mir vor einem gefühlten halben Jahr im Unterricht in den Sinn, und seither hatte ich sie beiseite gelegt und auf einen passenden Zeitpunkt gewartet, sie in die Geschichte einzubauen. Um ehrlich zu sein, ist sie in diesem Kapitel eine Art Lückenfüller, um das Kapitel zu Ende zu bringen.
Kein tieferer Sinn, außer vielleicht, dass sich Éowyns Kampfesmut zeigt, indem sie Hēþweath beißt. Sie beißt sozusagen die Hand, die sie füttert, und was ist auch anderes von ihr zu erwarten? Und außer vielleicht, dass die Bemerkung Grímas, dass es nur ein einzelner Reiter sei, zu einem recht unangenehmen Gespräch führen wird.

Im Großen und Ganzen scheint es für den Ratgeber gut zu laufen: Saruman schickt ihm ein Paar Reiter mit dem „Geschenk“; nämlich den Kopf des starrsinnigen, gefährlichen Fürsten, Éowyn scheint kurz davor, ihm nachzugeben und auch alle anderen verhalten sich mehr oder weniger brav.
Doch sollte er sich nicht in Sicherheit wähnen, denn was wäre Éowyn, wenn nicht eine Schildmaid der sturen Sorte?

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