Samstag, 12. Februar 2022

Ein endgültiger Durchgang von "Cwideas"

Und noch einmal die Fragen, die ich schon seit dem Beenden von Cwideas noch einmal neu aufziehen wollte, oder, zumindest, ein paar neu beantworten. Viele Fragen sind gleich, manche vollkommen anders. Demnach:

Spoilerwarnung für den gesamten Verlauf von Cwideas!



Zur einfacheren Orientierung: Die Fragen 3 – 5 und 12 sind vollkommen neu, die Fragen 6, 10 und 11 wurden überarbeitet.

 

  • 1:What inspired you to write the fic this way? 

     

Um ehrlich zu sein: Viele „Mädchen kommt nach Mittelerde“-Geschichten, die mir nicht gefielen und die immer nach dem Standard-Thema abliefen. Die Sue wachte immer in Bruchtal/Düsterwald/sonstwo auf und wurde Teil der Gefährten und verliebte sich in wahlweise Legolas, Aragorn, Éomer oder selten auch mal Boromir (der dann immer überlebte) oder Frodo und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.

Das wollte ich nicht. Und da meine Lieblingsfigur eine – meiner Meinung nach – äußerst interessante Abwechslung bot, beschloss ich, meine eigene „Real Life meets Middle-Earth“-Fanfiktion zu schreiben, mit dem Ziel, meine Protagonistin in keine romantische Beziehung zu verwickeln. Das Hauptthema meiner Fanfiktion sollte „Vertrauen/Misstrauen“ sein, nicht „Liebe“. Ich wollte schauen, wie eine Sue reagiert, die tatsächlich jemanden wirklich retten möchte, es nicht schafft und außerdem ganz viele Zweifel darüber hat, weil das Konsequenzen nach sich ziehen würde, und versuchen, meine Leser zur Identität ihres Begleiters erst einmal in die Irre zu führen. Außerdem wollte ich versuchen, ein wenig realistischer von der Reaktion meiner Protagonistin her an das Thema heranzugehen. (Will heißen – erst einmal negieren, dass man sich überhaupt in einer anderen Welt befindet und alle anderen für verrückt erklären.) Zudem wollte ich stuntfola passiver machen und versuchen, ihr dadurch jedoch eine ganz eigene Stärke zu geben. Sie stellt teilweise ihre eigenen Bedürfnisse wie Hunger hintenan.


  • 2: What scene did you first put down?


Der Prolog. Manche Szenen habe ich natürlich im Voraus geschrieben, aber es war doch sehr in der Reihenfolge.


  • 3: What's your favorite line of narration?


„Grímas Gesicht war so weiß geworden, dass ich für einen Moment befürchtete, er würde ohnmächtig werden.“ - aus Kapitel 55. 

Ich kann selbst noch nicht einmal genau sagen, was mich an diesem Satz immer wieder emotional trifft, aber es trifft mich immer. Jedes Mal, wenn ich das lese. Ich denke, weil dies der Moment ist, in dem ihm klar wird, dass er keinesfalls seine Maske halten kann und es keinerlei Hoffnung mehr für ihn gibt. Die ganze Reise über hat er noch gehofft, dass es irgendeinen Ausweg für ihn geben würde, durch stuntfola womöglich und am Besten einer, der Saruman in den Tod führen würde. Und diese Hoffnung wurde von gerade stuntfola gründlich zerschlagen, und er hat in diesem Moment wirklich nichts mehr. (Außer stuntfola, aber genau deshalb sucht er hiernach Créofan auf, um letzte Vorkehrungen zu treffen und setzt damit die ganze zweite Hälfte in Gang.)


  • 4: What's your favorite line of dialogue?


So sehr ich Sarumans Stimme auch mag, fürchte ich, dass ich einen anderen Satz nehmen muss als einen der Seinen.

„Alles dank Théodens sogenannter Güte und Gnade.“ ist immer noch einer der Sätze, die ich stark mit Cwideas verbinde und die sehr offenbaren, was Gríma für ein Mensch war: Anderen die Schuld zuzuschieben, obwohl offensichtlich ist, dass die Personen nicht hauptsächlich verantwortlich sind. Natürlich habe ich Mitleid mit ihm, doch selbst Mitleid entschuldigt nicht ein dermaßen schlechtes Verhalten; etwas, das stuntfola im Laufe ihrer weiteren Reise schließlich auch einsieht. Der Ratgeber würde in der heutigen Zeit einen wunderbaren Querdenker abgeben, fürchte ich.



  • 5: What part was hardest to write?


Der zweite Abschied von Albert war emotional ziemlich anstrengend, ähnlich wie der endgültige Abschied von Krähenfuß und Méahred, die mir doch sehr ans Herz gewachsen sind. Dazu trug das Element bei, dass stuntfola instinktiv weiß, dass sie all die Personen nie wieder sehen wird.


  • 6: What makes this fic special or different from all your other fics?


Ich habe schon vorher ab und zu Altenglisch in meine Fanfiktions eingestreut (der Begriff ides kommt hier wahrscheinlich in die Top 5), aber nur selten hatte ich mir die Mühe gemacht, ganze Sätze zu benutzen. Das hatte sich hier geändert, um die Fremdheit zu unterstreichen und um auf das Sprachproblem eingehen zu können. Außerdem auf die Thematik, langsam eine fremde Sprache und dadurch auch die Kultur eines Volkes besser kennenzulernen, was ich gerne mehr in der Fiktion sehen würde.
Ich habe das Gefühl, dass ich in diese FF so viele (teilweise abgewandelte) persönliche Dinge mit hineingeschrieben habe wie in keiner anderen FF. Was nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass stuntfola als dreiviertel-Self-Insert angelegt war, wobei sie mittlerweile einen eigenen Charakter bekommen hat. Zudem habe ich das Gefühl, mich hier ernsthafter mit den Hobbits beschäftigt zu haben. Außerdem hat die FF mir gezeigt, wie bewundernswert Frodo und Lobelia eigentlich sind.


  • 7: Where did the title come from?


Der Titel ist eigentlich nur eine Übersetzung vom Plural von „Wort“ ins Altenglische, also „Worte“. Ich finde den Titel jedoch sehr passend, wenn man die bevorzugte „Waffenwahl“ der Leute bedenkt, mit denen stuntfola unterwegs ist, und wie sie selbst versucht, Probleme zu lösen. Und außerdem können Worte als Erinnerung Leute auch immer noch beeinflussen, selbst, wenn diejenigen, die sie gesprochen haben, längst tot sind.


  • 8: Did any real people or events inspire any part of it?


*hust* Ich selbst, teilweise wegen dem stuntfola-Self-Insert; teilweise, weil Gríma einfach ganz viele Züge von mir hat (Humor, den er im Buch nicht besitzt) und vielleicht ein bisschen meine schlechten Eigenschaften verkörpert. Zudem meine ehemalige WG und die Zeit dort, wo ich das Gefühl habe, durch Cwideas sehr viel verarbeitet zu haben. Ja, in der Tat.


  • 9: Were there any alternate versions of this fic?


Oh ja, mehrere. Ich hatte schon lange die Idee, eine solche „Mädchen kommt nach Mittelerde“-FF zu schreiben, und erst sollte Das Mädchen am Rande des Fangornwaldes aufwachen, dort von den drei Jägern aufgesammelt und nach Edoras gebracht werden, nachdem sie Gandalf getroffen hatten.

Von der Idee wich ich aber schnell wieder ab, und mein nächster Plan lautete, in Isengard aufzuwachen, dort erst ein wenig von Saruman betreut zu werden (und von einem OC namens Derhenn), um dann schließlich mit dem irgendwann vorbeikommenden Gríma wieder mit zurück nach Edoras geschickt zu werden. In Edoras wäre die Stimmung eher misstrauisch gegenüber Dem Mädchen, weil sie ja mit Gríma mitkam. Irgendwann wäre dann Gandalf gekommen und hätte Gríma vertrieben, das Mädchen wäre zurückgeblieben, woraufhin Théoden, Gandalf und Co. erstmal besprechen, was sie mit ihr machen sollen, weil sie ja offensichtlich Kontakt zu dem Ratgeber gehabt hat.

Hier gab es dann auch zwei Versionen – in einer wäre das Mädchen ungefähr die halbe Strecke mit dem Heer mitgeritten, ehe sie dann, kurz, nachdem Gandalf das Heer verlässt, ebenfalls getürmt wäre und nach Isengard geritten wäre, wo ein etwas eifersüchtiger Derhenn sie erwartet hätte.

In der zweiten Version blieb sie in Edoras, bzw. ist mit Éowyn in die Berge und wieder zurück geschickt worden, wo sie jedoch auf dem Weg ein wenig Rassismus und ziemliches Misstrauen von den anderen Eorlingas (angeführt von Éowyn) bekommen hätte, weil sie schließlich mit Gríma nach Edoras kam. Wieder zurück in Edoras hätte sie (unabsichtlich) Éowyns emotionale Abschiedsszene von Aragorn noch mitbekommen, worüber die Schildmaid natürlich überhaupt nicht glücklich gewesen wäre und ihr mit vorgehaltenem Schwert gedroht hätte. (Ja, Éowyn war schon ein bisschen OOC. ^^“) Am Ende wäre sie wohl mit den Hobbits zum Auenland gereist und hätte sich mit Merry angefreundet. (Etwas, wovon ich gemerkt habe, dass das in Cwideas nicht ganz funktioniert, obwohl es geplant war.)

Und dann gibt es natürlich noch die Drabblegeschichte „Hundertzwanzig fremde Worte“, wo ich das alles noch einmal umplante und die ganze offizielle „Ringkriegsstory“ links liegen ließ. Zudem kam hier dann auch die Motivation auf, Altenglisch zu lernen, um das Problem von „Mary versteht sofort alles, was in Mittelerde gesprochen wird“ anzugehen und zudem zu versuchen, meine Leser mal wieder in die Irre zu führen, was ihren Reisebegleiter die ersten paar Kapitel angeht. Nachdem mir das bei „Stahlglanz“ so gut gelungen ist, habe ich Spaß daran gefunden.


  • 10: Why did you choose this pairing for this particular story?


Das ist der Grund – ich wollte eben kein Pairing haben. Ich wollte nicht auf das Übliche „kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht“ eingehen, weil sich meine Protagonisten dafür auch nicht wirklich angeboten hätten. Am Anfang wollte ich natürlich die Illusion geben, dass meine Geschichte darüber handelt.

Eine kleine Art Romanze (bzw. eher Schwärmerei) kommt ja tatsächlich in Form von Albert vor, obwohl das sehr einseitig ist. Ich hatte die beiden zeitweise geshippt, auch, wenn ich mittlerweile daran zweifle, dass das funktioniert hätte. Albert projiziert doch ein starkes, eigenes Bild auf stuntfola, welches nicht zu ihr passt und sicherlich zu vielen Reibereien geführt hätte. Liegt natürlich auch daran, dass die stuntfola, die zum zweiten Mal in den Gasthof kommt, nicht die stuntfola ist, die in Begleitung Grímas und Sarumans dort eintraf und nicht mehr ganz so hilfsbedürftig ist.

Ironischerweise hatte ich viele Leser, die stuntfola mit sowohl Albert, Krähenfuß, Méahred und gar Gríma selbst shippten. Alles interessante Optionen, aber leider alle sehr unwahrscheinlich.


  • 11: What do you like best about this fic?


Krähenfuß! Nachdem er mich ja selbst mit seinem Auftauchen mit Sarumans Truppe doch sehr überraschte, habe ich ihn sehr lieb gewonnen, vor Allem, nachdem er mehr und mehr Tiefe bekam und sein Charakter wuchs. Dies führte selbst zu einer eigenen (abgebrochenen) Drabblesammlung über ihn und zu einer (wieder gelöschten) Fortsetzung. Umso mehr freut es mich natürlich, so oft zu lesen, dass der Strolch auch bei so vielen anderen Lesern Begeisterung hervorgerufen hat, nachdem ihn so viele am Anfang nicht mochten. Ich werte das als einen großen Erfolg.

Ich mag sehr gerne, dass die FF mich selbst immer wieder mit ihren Charakteren, die ein Eigenleben entwickeln und selbst Entscheidungen trafen, überraschen konnte. Die vielen Male, wo ich vorige Kapitel noch einmal durchgelesen habe in der Erwartung, ein Plothole anzutreffen, welches ausgebessert werden muss, nur, um dann festzustellen, dass sich das von selbst in die Geschichte einfügt und durch die späteren Kapitel noch einmal eine vollkommen andere Bedeutung bekommt als jene, die es eigentlich hatte. Ich bin sehr mit stuntfola und Saruman zufrieden, und eigentlich auch mit Gríma, obwohl ich immer die Befürchtung hatte, ihn zu „heroisch“ herüberkommen zu lassen, denn genau das sollte er ja eigentlich nicht sein. Das ist eben die Herausforderung, die ich mir mit ihm gestellt habe, und das wird auch durch die zweite Hälfte, denke ich, zumindest kritisch von stuntfola reflektiert. (Mehr oder weniger.)


  • 12: What do you like least about this fic?


Jetzt, da die FF schon eine Weile beendet ist, ist es einfacher, zu reflektieren. Ich denke, am Wenigsten mag ich das Pacing, welches nicht so gut ausgeführt ist, wie es hätte sein können. Bei den Kapiteln der Wanderung mit den Strolchen würde ich mittlerweile so einige herauskürzen oder gar streichen und den kompletten Auenland-Arc überarbeiten. Es ist bereits anderen Lesern aufgefallen, dass gerade dort die Geschichte buchstäblich zum Stehen kommt, und ich stimme ihnen zu. Dies liegt natürlich auch daran, dass Krähenfuß‘ Charakter wuchs und er auf einmal definitiv nicht mehr bereit war, über die genauen Hintergründe zu sprechen, weshalb er Gríma half. Das zweite Treffen mit den Strolchen würde ich auch überarbeiten (da es ja fast nur da war, um Méahred einzuführen), da es andere Möglichkeiten gegeben hätte, zu zeigen, dass sich die geflohenen oder freigelassenen Strolche nicht plötzlich in Luft aufgelöst haben.

Außerdem ist der Sprachstil nicht ganz einheitlich, was ich auch überarbeiten würde.


  • 13: What music did you listen to, if any, to get in the mood for writing this story? Or if you didn't listen to anything, what do you think readers should listen to to accompany us while reading?


Die meisten Lieder sind in den entsprechenden Kapiteln verlinkt, obwohl eben „The Vagabond“ aus dem Witcher 3-Soundtrack eine besondere emotionale Bedeutung haben. Manche Lieder passen auch ganz einfach nicht, obwohl ich sie bei dem entsprechenden Kapitel hörte.


  • 14: Is there anything you wanted readers to learn from reading this fic?


Wie üblich: Gríma besser kennenzulernen und ihn nicht gleich als reinen „Bösewicht“ zu verurteilen, weder ihn noch Saruman. Ich wollte einfach ein wenig von meinem Mitleid zeigen, welches ich für sie beide empfinde. Ich wollte ihnen beiden mehr Charaktertiefe geben und versuchen, bei Gríma dieses Gefühl von Unberechenbarkeit hervorzurufen – man sollte zwar schon Mitleid mit ihm haben, aber in manchen Momenten sollte er dem Leser auch Angst einjagen können durch sein sehr skrupelloses Handeln – man sollte nicht vergessen, dass er zum großen Teil das, was er in Edoras anrichtete, aus freiem Willen tat und sich dessen sehr bewusst war.

Meine Geschichte soll zeigen, dass man Menschen nicht unbedingt nach dem ersten Blick gleich beurteilen kann, sondern dass es einfach Zeit braucht, jemanden kennenzulernen. (Der Grund, weshalb ich aus Protest Gríma einfach als blond beschrieben habe.) Manche Leute, die unsympathisch wirken, können sich als Freunde herausstellen und umgekehrt. (Krähenfuß, auch, wenn das nicht von Anfang an geplant war.)

Zudem wollte ich zeigen, dass eine Geschichte auch ohne Romanze sehr gut funktionieren kann und dass manche Charaktere wahrlich nicht für Romanzen geeignet sind; insbesondere nicht, wenn sie einem Angst einjagen und auch noch Spaß daran haben.

Außerdem wollte ich gerne durch stuntfola zeigen, dass es auch Stärke sein kann, etwas stumm auszuhalten; sich selbst hinter andere zu stellen und nicht ganz so egoistisch zu sein. Bereit sein, sich für andere zu opfern und manchmal eben auch freiwillig den schwereren Weg auf sich zu nehmen. Diese passive Stärke hat mich schon immer sehr viel mehr beeindruckt als eine Frau, die alle Aufmerksamkeit an sich reißt und durch ihre Kampfkunst Ruhm erlangt, weil sie ja so gut Orks umbringen kann, dabei auch noch auf ihr Aussehen fixiert ist und alle Männer in den Schatten stellt.

Obwohl ich natürlich meine Leser weder zwingen kann noch möchte, tatsächlich die hier aufgezählten Punkte anzunehmen; jeder, der die Geschichte liest, wird das mitnehmen, was ihn oder sie eben gerade am meisten beeindruckt/berührt/belustigt hat, und sei es eben nur der Unterhaltungsfaktor.


  • 15: What did you learn from writing this fic?


Ich habe sehr viel über subtile Hinweise gelernt und darüber, wie ich meine Leser von potentiellen Plottwists ablenken kann, damit sie diese nicht bemerken und wie ich diese aufzubauen habe. Auch, wie ich einen Charakter so auffällig-unauffällig schreiben kann, dass man trotzdem nachher über seine wahren Hintergründe überrascht ist, und wie ich Charaktere lügen lassen kann, damit es auffällt und auch, wenn es unauffällig bleiben soll. Wie ich Halbwahrheiten und generell einfach einen manipulierenden Charakter beschreiben kann. (Alles tolle Übungen für „Wolkenschatten“.) Ich habe über die Vor- und Nachteile des Schreibens in der ersten Person gelernt und dank meiner Recherche und der Hilfe netter Leute viel über Mittelerde, was ich vorher noch nicht wusste. Und natürlich viel mehr Altenglisch.

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