Donnerstag, 16. November 2017

Moth, Kapitel 1 oder Worldbuilding, wie es nicht funktioniert

Moth, Kapitel 1 oder Worldbuilding, wie es nicht funktioniert



Ich habe umsonst einige Fantasybücher bekommen, da ich bei einem Gewinnspiel mitgemacht habe... gewonnen habe ich nicht, aber man konnte, wenn man mitmacht, vier Fantasybücher umsonst bekommen und... demnach, was das für Bücher waren, verwundert es mich nicht, dass sie kostenlos waren. Verdammt. Ich hatte auf tollen Lesestoff gehofft.
Ich werde hier das erste Kapitel des Buches Moth von Daniel Arenson (2013)... besprechen. Weil ich mich nicht überwinden konnte, nach dem ersten Kapitel weiterzulesen. Ich mag es nicht, so verdammt wählerisch zu sein. Irgendwann werde ich vielleicht auch die First Law-Reihe von Joe Abercrombie bearbeiten.
Aber lasst uns beginnen.
Und zwar gleich mit der Karte.





Die Karte sieht etwas merkwürdig aus, aber ich habe die Hoffnung, dass sie nur a) vereinfacht ist und b) die "böse" Schattenseite vielleicht etwas mehr Screentime bekommt, wenn man bedenkt, dass Eloria mehr Städte zu haben scheint als Timandra. Außerdem glaube ich nicht, dass Landmassen so funktionieren, dass man einen Tintenklecks auf ein Papier tropft und es dann faltet und somit zwei gleich aussehende Hälften hat mit ein wenig Variation bei den Inseln. (Bin nur ich das, oder erinnert der Umriss des Koninents irgendwie an... einen menschlichen Beckenknochen? ._.)
- Zwei Gedanken beim Namen des Protagonisten, Torin:
Erster Gedanke: Fehlt da nicht ein h, und ist er ein Zwerg?
Zweiter Gedanke: Der Name klingt irgendwie feminin; ich hätte ein Mädchen erwartet. Aber vielleicht kommt das auch von Abercrombies Thorn Bathu, aus der Shattered Sea – Series.
Was Torin aber zumindest sympathisch macht – er ist unruhig, greift sein Schwert fester und zeigt Gefühle beim Gedanken, in das Dämmerlicht zu gehen, um ein verlorenes Kind zu suchen. (Es ist immer ein verlorenes Kind. Oder ein verlorenes Schmuckstück, oder so.)
Torin beschreibt gerade das Dämmerlicht, und, da die Welt in zwei geteilt zu sein scheint (eine Licht – und eine Schattenseite, die die Namen Timandra und Eloria tragen, inklusive dem neutralen Gebiet des "Dämmerlichts", aka "dusk" im Original), kommt in mir die Frage auf, ob a) die Welt einfach extremst klein ist oder b) eine sehr starke Erdkrümmung hat, dass die Protagonisten einfach mal zu Fuß von der Tagseite in die Nacht wandern können. Aber dazu später mehr, Torin wird darüber noch infodumpen.
Zuerst bekommen wir Bailey vorgestellt, Freundin von Torin und so gut wie Schwester. Gleich darauf werden meine Hoffnungen zerstört, dass es sich um farbige Protagonisten handelt (da sie ja von der Sonnenseite kommen), denn Baileys Haare werden als "bright blond" beschrieben. Was mich ernsthaft wundert, wenn man sich das Worldbuilding anschaut.
Bailey scheint Pfeil und Bogen zu bevorzugen und trägt einen metallischen Brustschutz. Es wird nicht erwähnt, ob Torin irgendwelche Rüstung trägt, nur später ein Kettenhemd.
Bailey zumindest erwähnt das verschwundene Kind beim Namen (Yana) und meint leichthin, dass das alles ja ein Abenteuer wäre und weckt damit in mir erstes Missfallen. Menschen, die Gefahren nicht ernst nehmen, sterben meist als Erstes.
Torin sagt, dass er das alles ganz und gar nicht als Abenteuer ansieht (dafür aber, von der Farm von "Old Garin" Rüben zu stehlen – und weshalb muss ich jetzt instinktiv an Frodo und Bauer Maggot denken?) und beginnt gleich darauf mit seinem Infodump über die Welt.
Die Alten im Dorf sagen, dass sich vor tausenden von Jahren die Erde einst drehte und sich Tag und Nacht abwechselten. (Aha, also wieder ein apokalyptisches Szenario. Was ist aus den klassischen Parrallelwelten geworden?) Aber diese Zeit ist lange vorbei, und Torin ist "a child of eternal sunlight, of a day that never ended." Mir stellt sich da die Frage, wie die Menschen dann überhaupt "Tage" zählen, geschweige denn überhaupt Zeit definieren. Wie es überhaupt möglich ist, dass sie Bäume und grünes Gras haben, denn wenn die Sonne wirklich Jahrtausende auf die Erde niedergebrannt haben sollte, dann sollte da wohl eher Wüste sein. (Und ja, ich will immer noch, dass die Bewohner von Timandra dunkehäutig sind.) Und haben die Leute da dann nicht Schlafprobleme? Irgendwann muss der Körper sich ausruhen, von sowohl Mensch und Tier, und Pflanzen atmen nachts sehr viel aktiver und brauchen auch mal eine Pause von der ganzen Zuckerproduktion.
Torin schaudert beim Gedanken, dass sich Tag und Nacht abwechseln könnten, und ich verstehe ihn hier zumindest ein wenig – die Bewohner der Nachtseite scheinen den Bewohnern von Timandra unheimlich zu sein. Außerdem glaubt er nicht ganz an die Geschichten, wie jeder gute YA-Fantasyprotagonist.

Ein Schatten huscht auf einmal über den Weg, und Torin springt sofort auf und zieht sein Schwert – um von Bailey ausgelacht zu werden, denn bei dem Schatten handelt es sich um einen Hasen. Bailey hat nun offen mein Missfallen, und ich wünschte, ich… könnte ihr etwas an den Kopf werfen, um die harmlosere Variante meiner Gedanken zum Ausdruck zu nehmen. (Nein, Méfugyns Schicksal will ich ihr nicht wünschen, auch, wenn das sehr verlockend ist.) Bailey jedenfalls lacht Torin aus, verspottet ihn mit „protect me, brave Sir Torin Greenmoat!“ und fragt, ob er sie vor dem bösen Kaninchen der Nacht verteidigt. Ich knirsche währenddessen mit den Zähnen, weiß, dass dies natürlich zeigen soll, dass Bailey selbstbewusst und womöglich etwas naiv ist, eine Gefahr nicht ernst zu nehmen.
Außerdem wird erwähnt, dass Torin letzten Herbst achtzehn Jahre alt geworden ist, und wieder bin ich verwirrt – wie kann das bitte sein? Wenn die Erde sich nicht dreht, dann sollte es, logischerweise, auch keine Jahreszeiten geben. (Außer, die Erde dreht sich trotzdem immer noch in ihrer Bahn um die Sonne, was dann aber immer noch eine Art Tag/Nacht-Zyklus beinhalten würde, außer, die Erde ist auf einmal mehr magnetisch als sonst und zeigt nur mit der einen Hälfte stetig zur Sonne und wird somit ungleichmäßig beleuchtet. Das sollte aber immer noch in einer unbewohnbaren Wüste resultieren.)
Bailey sagt, dass sie nicht an die Geschichten von Bewohnern der Nachtseite glaubt und behauptet, dass das Nachtvolk, oder „they“ nicht so weit tagseits gehen, wenn diese überhaupt existieren. Auf Torins Frage antwortet sie nur, dass alle das wissen. Duh, common knowlegde. Und alle wissen auch, dass man im Winter eine Schale Milchreis mit einem Butterstück auf den Dachboden stellen muss, um den ansässigen Wichtel zu besänftigen, und außerdem, dass man nicht mehr als einmal die Woche baden soll, weil Wasser Krankheiten mit sich bringt. Das Nachtvolk lebt laut Bailey in der tiefsten Dunkelheit. „It‘s dark as the deepest cave […] darker than the soul of a killer, darker than toast burnt in dragonfire, darker than the empty spaces inside your skull.
Ich… wage zu behaupten, dass diese Drachen dann nicht sonderlich heißes Feuer haben, wenn sie Toast nur schwarz anbrennen können und diesen nicht gleich zu Asche zerbröseln lassen. Außerdem finde ich die Sache mit der Leere im Kopf Torins einerseits unheimlich und womöglich etwas anachronistisch und gleichzeitig sehr beleidigend. Bailey, du hast bisher nichts getan, um meine Sympathie zu wecken.
Sie macht sich Mühe, dramatisch zu tun und Torin zu erschrecken, springt ihn an, aber unser Protagonist behält für einmal einen recht kühlen Kopf und erinnert sie daran, dass sie schließlich ein Kind suchen und keine Zeit für Spielchen haben. Bailey winkt das ab, gefühlt, um das letzte Wort zu haben. Wir erfahren, dass Yana 13 Jahre alt ist, rebellisch und Aufmerksamkeit haben möchte.
Bailey nennt Torin „babyface“, weil er den Namen hasst und sein Aussehen sehr jung ist. Er hat noch keinen Bart, keine Haare auf der Brust, große Augen. In mir klingelt eine kleine Alarmglocke, da das Nachtvolk als blass und haarlos und mit großen Augen beschrieben werden wird.
Torin erklärt, dass er gehofft hatte, Bailey würde ihn als Mann sehen, nachdem er der Wache beigetreten wäre, aber das hat sich als hoffnungslos herausgestellt. So, wie der nächste Satz aufgebaut ist, scheint man sechs Fuß groß und Männerkleidung gegenüber Kleidern bevorzugen zu müssen, um nicht leicht zu beeindrucken zu sein. Danke für das Klischee, jetzt weiß ich, dass mein mangelndes Selbstbewusstsein an meiner Körpergröße liegt! Dann brauche ich da ja nichts dran ändern. Weiter impliziert im Satz ist, dass Torin Bailey gerne beeindrucken würde – ich wittere ein mögliches Love-Interest.

Unsere tapferen Helden gehen also weiter, während Torin immer nervöser wird. Er vergleicht den Wald, der in Timandra ein sattes Grün ist und voller Vögel (und weshalb das nicht sein kann, bin ich schon vorhin drauf eingegangen), während die Bäume hier durch das mangelnde Licht verkümmern und… graue Blätter haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das eher dafür spricht, dass die Bäume krank sind, was nicht unbedingt vom Dämmerlicht kommen muss.
Torin nimmt schließlich all seinen Mut zusammen und merkt an, dass sie fast an der Nacht angekommen sind und umkehren sollten. Er erzählt, dass er schon einmal die Nacht vom Wachturm aus gesehen hat, und es ist sehr dramatisch geschrieben, wie er dort stand und „beheld the great shadow in the east“. Ich währenddessen muss lachen – die Stelle habe ich schonmal gelesen. Sicher, dass das hier keine Parodie auf den Herrn der Ringe sein soll?
Bailey beschreibt uns noch einmal die Menschen von Eloria, die Elorians – („und auf der Kiste saß ein Hund, mit Augen so groß wie Mühlräder!“) sie haben Augen, die groß sind wie die einer Eule (sollten die nicht vornehmlich im duskbereich jagen, ebenso wie Mäuse? Was ist mit Fledermäusen? Kennen die Tagleute so etwas überhaupt?), ihre Haut so weiß wie Milch und ihre Seelen schwarz wie Ebenholz. Rassismus, weitergegeben über Generationen hinweg durch Geschichten.
Bailey verspottet Torin mit dem Namen Winky, und dies zieht einen weiteren Infodump nach sich. Es scheint, dass Torin sich einst eine Wunde am Auge zuzog, welches infolge dessen seine Pupille weitete, sodass er nun zwei verschiedene Augen habe, eines normal und grün, das andere schwarz und tot. Ich ahne, dass Torin als Vermittler zwischen den beiden Welten agieren wi – wie ich darauf komme? Oh, keine Ahnung.
Wir erfahren auch, dass die Pest vor zehn Jahren viele der Bewohner Timandras dahingerafft hatte, inklusive Torins Eltern. Er hat bei Bailey und ihrem Großvater gelebt, und es scheint so, als wenn Bailey ihn schon ihr ganzes Leben lang aufgezogen und verspottet hat, weil er nicht so gut war wie sie – immer etwas langsamer, schwächer, ungeschickter. Klingt nach einem normalen Geschwisterverhältnis.
Bailey erreicht einen Hügel und erblickt das Herz der Nacht und ist ganz hingerissen, weil sie es so schön findet. Torin zweifelt; ich ebenfalls. Die Länder der Nacht werden beschrieben, als kalt und tot und trostlos, mit Hügeln, Bergen und einem Wachturm, der Nachtturm genannt wird. Ich fühle mich an den Orthanc erinnert; vor Allem, da er auch aus schwarzem Stein zu bestehen scheint, von dem sich die Menschen nicht sicher sind, ob er auf natürlichem Wege entstanden ist oder ob er von den Elorians gebaut wurde, um Timandra zu beobachten. (Sehr reizend ist die Implikation, dass die Timandra ja ganz klar vorher schon da waren und die pöseligen Elorians die Idee mit dem Wachturm nur abgeschaut haben!)
Torin ist erstaunt, das erste Mal in seinem Leben Mond und Sterne zu sehen, und das ist sogar ganz nett beschrieben – es lässt ihn ein wenig schwindelig werden. Ich hätte es schön gefunden, wenn ihm aufgefallen wäre, dass man im Gegensatz zur Sonne den Mond direkt anschauen kann, aber den Gefallen tut er mir nicht.
Bailey entdeckt einen Stein und beweist damit eine scharfe Beobachtungsgabe – alle Steine rundherum sind zerklüftet, aber dieser hier ist rund! Ich frage mich, was das sein könnte. Torin möchte umkehren, aber Bailey ist schon unterwegs, sich den Stein genauer anzuschauen, und Torin folgt ihr. Er erwähnt, dass er Bailey Sticheleien schon immer überallhin gefolgt ist und dank ihr von Bäumen gefallen, beinahe im Fluss ertrunken und während eines Ess-wettbewerbes beinahe erstickt wäre. Wie ich oben schon sagte; vollkommen normale Geschwisterliebe.
Er fragt sich, ob er wohl jetzt seinen ersten Kampf gegen die Elorians bestehen wird, denkt an die ganzen Bilder, die von ihnen existieren. Er kommt bei dem Stein an, und es stellt sich – Überraschung! - heraus, dass dies die gesuchte, tote Yana ist. Drei lange, tiefe Schnitte sind auf ihrer Brust zu sehen, und in ihrem Hals steckt ein stählerner Stern – ich gehe mal davon aus, dass damit eine Art Shuriken gemeint ist. Die Schnittwunden würden natürlich bestätigen, dass die Elorians Klauen haben, aber die Frage ist, weshalb sie dann Wurfsterne benutzen. Und ob Yana bewaffnet war, dass die Elorians sie als Bedrohung aufgefasst haben könnten, denn eine andere Waffe als der Stern wird nicht erwähnt. Vielleicht haben sie ihr die Waffe auch abgenommen, denn ich stelle es mir sehr, sehr töricht vor, einfach mal unbewaffnet auf die Nachtseite zu spazieren.
Die Wunde lässt zudem nicht auf Notwehr schließen – eher auf gezielten Mord. Was verständlich ist; ich bezweifle, dass die Bewohner von Timandra anders reagieren würden, würde ein Elorian auf einmal bei ihnen auftauchen.

Dies war das erste Kapitel. Mal sehen, ob noch etwas folgen wird, wenn ich wieder Zeit und Lust habe, weiterzulesen.

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