Argh, was nützt eine Abstimmung über
das Thema eines neuen Blogeintrages, wenn sich der Autor des Blogs
nicht daran hält, weil einfach hundert neue Ideen auf einen
eingestürmt kommen? ._. Im Bus kam mir auf einmal die Idee einer Art
Rechtfertigung mit Argumenten, weshalb ich Gríma (schon wieder) habe
sterben lassen, obwohl sich da niemand so wirklich drüber beschwert
hat. Irgendwie habe ich trotzdem das Gefühl, mich für diese Wahl
(die schließlich eigentlich von Anfang an fest stand) rechtfertigen
zu müssen, und ich habe keine Ahnung, warum. (Schuldgefühle? Ha.)
Dann, weil ich letztens mal wieder kurz
zusammengezuckt bin, weil mich in einem Blog unerwartet ein GIF von
Éowyn angesprungen hat, in dem sie ihr „Your words are poison“
ausspuckt und ich mich daraufhin etwas beleidigt/angegriffen
gefühlt habe. (Ich meine, seriously, I think that was sort of meant
as a compliment. At least that part with the stolen bit from Aragorn,
„as a pale morning in spring“ and so on. Unless you mean the words
before that. And not to mention that awkward silence that
stretches and stretches and stretches until she snaps out of whatever-trance-she-was-in.) Und
dabei weiß ich, was die Szene ausdrücken soll, aber bei genauerem
Nachdenken fühlt es sich trotzdem merkwürdig an. Aber das
vielleicht in einem anderen Post. *seufz* Zu viele Plotbunnies.
Worauf ich aber in diesem Beitrag
eingehen wollte (und ich entschuldige mich wirklich sehr bei allen,
die auf den „happy coupling“-Beitrag gewartet haben; der wird
noch kommen, wenn ich mehr Inspiration habe, wie es weitergehen soll,
weil ich da im Moment in der Mitte hänge), ist die Bedeutung des
Wortes „ides“, welches ich ja so oft in meinen Geschichten
benutze.
Um eine weibliche Person zu
beschreiben, gibt es im Altenglischen recht viele Worte: bryd
(junge Frau), cwén (Prinzessin, Königin), cwene
(Weib, Dienerin, Dirne), cwæn (Gattin, Fürstin), fæmme
(Jungfrau, Frau, Weib), frówe (Frau), geresta
(Bettgenossin), hlæfdige (Frau, Herrin), ides
(Jungfrau, Frau, Königin, weibliches Wesen, edle Frau),
méowle (Mädchen, Jungfrau), resta (Bettgenossin), wíf
(Weib, Ehefrau), wífmann (Weib, Dienerin), alæte
(geschiedene Frau), æwe (verheiratete Frau).
Mir fällt auf, dass das Wort mægþ,
welches ich als „Mädchen“ in meiner Geschichte „Cwideas“
übersetzt habe, in meinem Altenglisch-Wörterbuch gar nicht
drinsteht. Womöglich muss ich das, wie Krähenfuß stuntfola
die ganze Zeit nennt, dann eben nochmal in méowle umbenennen.
Zumindest drei
Bezeichnungen der Wortliste oben habe ich in meiner Geschichte
„Cwideas“ übernommen: Die Worte ides, hlæfdige, cwén,
mægþ/méowle
und (angedeutet) cwene.
Fangen wir mit ides
an.
Das
Wort ides
hat zwar eigentlich diese sehr breite Bedeutung und geht von „Frau“
über „Jungfrau“ hin zu „Königin“, aber ich glaube, ich habe
mich hierbei sehr von der Bedeutung der „edlen Frau“ leiten
lassen. Es ist, in meinem Headcanon
zumindest, zu
einer respektvollen Bezeichnung für eine junge (meist
unverheiratete) Frau geworden, die ein Teil des Königshauses ist.
(Wobei selbst respektvolle Worte, je nach
Betonung, natürlich auch verspottend gemeint werden können.*) Von
daher wird die Bezeichnung meist von Leuten benutzt, die zwar älter
als die Angesprochene sind, nach Rang
gesehen jedoch unter ihr stehen. Von daher meine Übersetzung
der „jungen Herrin“.
Man
könnte natürlich anmerken: Hat Gríma aber nicht in Kapitel 13
die junge Frau, höchstwahrscheinlich die Tochter des Dorfvorstehers,
mit ides
angesprochen? Der Mann dort war doch weder der König selbst, noch
ein Fürst, sondern einfach nur ein Dorfvorsteher? Gríma steht als
Ratgeber des Königs gesellschaftlich gesehen dann
doch eigentlich weit über ihm.
Worauf
ich erwidern würde: Stimmt natürlich, das tut er. Aber Gríma lügt,
um sich die Gunst des Dorfvorstehers zu sichern, da er nicht genau
weiß, wie schnell sich die Nachricht von seinem Verrat verbreitet
hat, und er ist vorsichtig.
Die ganze Zeremonie in der Halle ist eher
nur ein heuchlerisches Spiel von ihm, ebenso das Kompliment, welches
er gibt. Schließlich reagiert er doch
recht verächtlich, als er und stuntfola
wieder vor der Halle sind.
Ich blickte zu ihm hoch und grinste. „Ihr habt der jungen Dame ja anscheinend ein großes Kompliment gegeben.“
„Stille, stuntfola“, knurrte Folcwita, und seine Stimme klang mehr als genervt. „Ich bin nur den Höflichkeiten nachgekommen. Der Verstand der Närrin dort würde nicht mal in eine Nussschale passen. Komm jetzt und rede nicht zu viel, ehe wir wieder unterwegs sind.“
Fakt ist auch, dass ich schon so oft
das Wort ides als eine Art Synonym für Éowyn aus dem
Blickwinkel Grímas benutzt habe, dass ich es manchmal selbst beinahe
lieber benutze, als ihren Namen zu sagen. Meist passiert das, wenn
ich mich über sie aufrege oder wenn sie in einer Geschichte etwas
Dummes tut – da kommt dann meist ein lautlos geseufztes „Weshalb,
ides?“ durch meinen Kopf.
Das
Wort cwén
hat mich in der Bedeutung der „Prinzessin“ gestört –
vielleicht, weil ich das Wort mit einer
klassischen Prinzessin verbunden habe und Éowyn dem Bild nicht
wirklich entspricht, vielleicht, weil ich davon ausgegangen bin, dass
Éowyn sich selbst nicht als „Prinzessin“ bezeichnen wollen
würde, weil sie ja so gerne in eine
Schlacht ziehen würde, um Ruhm und Ehre zu erringen.
Von daher bin ich davon ausgegangen, dass
Éowyn sich selbst nicht als cwén
bezeichnen würde und dass die Personen um sie herum dies wissen.
In Erweiterung
hierzu kommt das Wort cwene.
Es wird zwar niemals im Text erwähnt, doch
es schwingt einmal sehr stark in dem von Krähenfuß gesagten Satz
„Þú sculdest an cwén on hire
cnéowum forsacan náht“ (Kapitel 50)
mit. „Du solltest einer Frau auf Knien
nichts verweigern“ lautet die
Übersetzung des Satzes, ausgehend von dem
Fakt, dass stuntfola
in diesem Moment tatsächlich vor ihnen beiden kniet und in
ihrer ohnehin schon demütigenden Lage auch noch auf
ihre Hilfe angewiesen ist. Doch Krähenfuß wäre nicht Krähenfuß,
wenn er es sich verkneifen könnte, in solch einem Satz nicht doch
mal wieder eine Anspielung fallen zu lassen.
Das Wort cwén
kann, wie oben ausgeführt, Frau,
Prinzessin
oder gar Königin
bedeuten. Krähenfuß, wohl von Éowyn und ihrer Bedeutung für Gríma
wissend, spielt hier natürlich auf sie an. Der Kontext des Satzes,
der, wie stuntfola
auch schließlich selbst anmerkt, sehr respektlos ist und keine
sonderlich schmeichelhafte Sicht auf Frauen
durchblicken lässt, spielt beinahe mehr auf den Begriff cwene
an. Was bedeutet das Wort cwene?
Es bezeichnet eine weibliche Person in einer niedrigeren Stellung,
laut Übersetzung tatsächlich Dienerin
und selbst Dirne.
Vielleicht hätte Gríma die Frau in Kapitel sechs (Himmel, ist das
lange her) nicht als hóre,
sondern als cwene
beschimpfen sollen, seinem doch eher gehobenen Sprachgebrauch wohl
eher angemessen. (Wobei es zu Fréareð
schon wieder passt, dies in seiner Wut zu schreien, ehe Krähenfuß
ihn ja auch dort unterbricht.)
Fakt
ist, dass Krähenfuß Éowyn niemals gesehen hat. Er hat nur
gerüchteweise von ihr gehört und eben das, was Gríma erzählt hat,
was wohl schon wenig genug gewesen sein wird. Zudem geht man meist
von sich selbst aus, und da Krähenfuß eben Krähenfuß ist (und
Saruman vor ca. 10 Kapiteln ja auch eine ähnliche Anspielung beim
Wein machte), erlaubt er sich hier dieses Wortspiel, um den
ehemaligen Ratgeber zu provozieren. Ich wage zu behaupten, dass es
ihm ausgezeichnet gelingt und Gríma, zusätzlich zu dem, was Saruman
kurz vorher zu ihm sagte, dementsprechend angefressen sein dürfte.
Von daher ist die (vielleicht überfällige?) Ohrfeige im nächsten
Kapitel beinahe verständlich.
Das
Wort hlæfdige,
welches stuntfola
ja auch sehr am Anfang beigebracht bekommt, hatte ich damals als eine
Art „verheiratetes“ ides
angesehen. Sodass die Bezeichnung ides
für jüngere, unverheiratete Frauen gilt, und hlæfdige
für ältere, verheiratete Frauen. Weil hlaford
und hlæfdige
so schön zusammenpassten, was aber womöglich falsch ist. Man siehe
sich die Bezeichnung cwæn
an, was schließlich mitunter auch Fürstin
bedeutet.
Und
somit kommen wir dann noch einmal zu dem Wort mægþ,
bzw. méowle.
Jeder
(bis auf Gríma und Saruman, die beide eher das geschlechtsneutrale
cild,
also Kind, bevorzugen zu scheinen) bezeichnet stuntfola
als Mädchen.
Ich habe noch nicht einmal genauer darüber nachgedacht, was der
Grund dafür sein könnte; im „Duft“ wird Rýne auch ständig
mehr oder weniger nachsichtig als „Mädchen“ bezeichnet. Das hat
sich beim Schreiben aus einem mir unbekannten Grund so ergeben, wobei
ich zugeben muss, dass bei den meisten ein etwas...
nun,
nicht ganz verächtlicher Unterton mitschwingt, aber so etwas in die
Richtung. Die meisten dieser Männer trauen den Protagonisten nicht
wirklich viel zu und betonen diesen Fakt, als ob dies am Geschlecht
liegen würde.
Natürlich
tut es dies nicht. Stuntfola
und Rýne entwickeln im Laufe der Geschichte eine ganz eigene, innere
Stärke, die jedoch vorerst von den Männern nicht angesehen wird.
Nichtsdestotrotz
könnte ich beinahe für jeden Charakter, der gegenüber meinen
Protagonistinnen das Wort „Mädchen“ in den Mund nimmt, mehr oder
weniger die genauen Gründe für diese Bezeichnung und den Grad an
Beleidigung oder Nachsicht, der in dem Wort steckt, analysieren und
hier auflisten. Vielleicht
wird die Liste hier später noch mit eingefügt.
Was
mich, zugegeben, auch wieder auf den Gedanken bringt, dass keiner der
Strolche auf die Idee gekommen ist, stuntfola
mit Éowyn zu verwechseln. Nur funktioniert das nicht, weil eben
niemand außer Krähenfuß von Éowyn und ihrer Rolle in Bezug auf
Gríma weiß. Schade eigentlich; ich könnte mir vorstellen, dass das
lustig geworden wäre. ^^ (Obwohl die Anspielungen von sowohl
Krähenfuß als auch Saruman in der Hinsicht wohl genügen.)
* Als
ich dabei war, das Buch „A Feast for Crows“ zu lesen, fiel
mir diese kleine Passage bei einem Brienne POV auf, in der sie auf
Ser Hyle Hunt trifft. Dort (so genau habe ich das leider nicht mehr
im Kopf, und im Buch finde ich die Stelle nicht wieder) sagt sie,
dass er sie nicht seine „lady“ ist, woraufhin er spöttisch
erwidert, ob er sie dann „ser“ nennen soll.
Ich
hatte tatsächlich einen OS geschrieben, in dem Gríma Éowyn die
gleiche Frage stellt und ihr anbietet, sie zukünftig mit „mein
Herr“ anzureden, wenn sie doch so gerne in einer Schlacht
mitkämpfen möchte. Da der OS an sich
und vor Allem Éowyns Reaktion auf seine
Worte aber nicht allzu viel Sinn machten,
lud ich diesen nie hoch.
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