Es gibt da so eine Sache im Rohirrischen, die ich damals falsch gemacht habe und die ich in einigen Fanfiktions immer mal wieder sehe.
Das sind nämlich die Namen, besser
gesagt, die Endungen davon. Um spezifischer zu sein, die -a Endung.
Viele Schreiber, mich nicht ausgeschlossen, gehen von der westlichen
Tradition aus und nehmen automatisch an, dass Namen, die auf einem a
enden, weiblich sind.
Überraschung! Sind sie nicht,
nicht im Rohirrischen zumindest, soweit ich das gesehen habe. Im
Sindarin sind es ja auch meist die -wen und -iëll
Endungen, die einen weiblichen Namen ausmachen, kein
-a am Ende; Rohirrisch ist da nicht anders.
Es ist in Ordnung,
rohirrischen Charakteren Namen, die auf einem -a enden, zu geben. Man
sollte sich nur bewusst sein, dass die ganzen weiblichen Charaktere
dann Männernamen tragen, oder zumindest Namen, die sehr maskulin
klingen.
Ich habe damals auch
den Fehler gemacht und habe ein kleines Mädchen (und
später die Freundin Céadwyns) Winfa
genannt. Kann passieren; mittlerweile
schüttele ich den Kopf darüber.
Denn alle
rohirrischen Namen, die Tolkien nennt und die auf
dem Buchstaben -a
enden, gehören explizit zu Männern.
Selbst Windfola, das
große, graue Pferd, welches Dernhelm/Éowyn und
Merry in die Schlacht auf den Pelennor-Feldern trug, wird explizit
von Tolkien als „er“/“he“ bezeichnet. (Genauso wie
Schneemähne, möchte ich anmerken. Das
sind beides keine Stuten.)
Und
ja, ich kann mal alle Namen, die auf einem -a enden, heraussuchen und
auflisten. Zumindest ein Name sollte den Lesern/Zuschauern vom Herrn
der Ringe bekannt sein.
Die Namen lauten:
Fréa,
vierter König von Rohan, Brytta Léofa,
11. König von Rohan, Walda,
12. König von Rohan, Folca der Jäger,
13. König von Rohan, Freca,
ein Dunländer, der den 9.König Helm Hammerhand beleidigte, Háma,
sowohl einer der zwei Söhne Helms und der Türwächter Théodens
und natürlich Gríma Schlangenzunge,
Ratgeber König Théodens und Diener Sarumans. (In
einer früheren Version trägt er sogar noch den Namen Frána.)
„Aber, aber“,
widerspricht der verwirrte Leser nun, „aber in den Filmen gibt es
ein rohirrisches Mädchen,
das den Namen Freda
trägt! Das ist doch auch ein Name, der auf einem -a
endet!“
Ja, das stimmt. Ich
möchte jedoch anmerken, dass der Junge den Namen Éothain trägt,
welches im Buch einer der Reiter Éomers
war, und die Mutter den elbischen Namen Morwen.
Ja, es gab tatsächlich eine Morwen von Rohan, nämlich Théodens
Mutter, aber das ändert nichts an dem Fakt, dass Morwen eigentlich
aus Gondor, spezifischer Losssarnach,
kam. Die Eorlingas/Rohirrim gaben ihr später einen eigenen Namen,
nämlich Stahlglanz.
Von
daher bin ich skeptisch gegenüber dem Gebrauch von Peter Jacksons
Namen und es hätte mir weitaus besser gefallen, hätte er sie
Elfhild genannt, was immerhin ein rohirrischer Name ist. (Zwar
der Name von Théodens verstorbener Frau, aber Tolkien gibt uns nicht
wirklich viele rohirrische Frauennamen.)
Die
rohirrischen Frauennamen, die
uns Tolkien gibt, lauten: Hild,
Schwester König Helms, Théodwyn,
Schwester König Théodens, Elfhild,
Théodens Frau und die Herrin
Éowyn, Schwester Éomers. Außerdem
gab es in einer früheren Version noch eine Tochter Théodens namens
Idis, aber
die wurde wieder rausgenommen. (Ich bin froh darüber, ansonsten
müsste ich ständig deutlich machen, dass ich ides
meine, der altenglische Begriff für „Herrin“, nicht den Namen
Idis.
Außerdem klingt ides
Idis blöd.) Zudem gab es noch eine Tochter
Helms, die jedoch nur am Rande erwähnt wurde und namenlos geblieben
ist.
Ansonsten
hat die -a Endung noch eine weitere Funktion – sie zeigt nämlich
im normalen Sprachgebrauch den
Plural an. Man schaue sich den Eigennamen für die Rohirrim an, der
Eorlingas
lautet. Die männliche Einzahl davon lautet Eorling,
der Plural Eorlingas.
In der Verfilmung auch schön zu sehen, wie Théoden „Forth,
Eorlingas!“ ruft.
Die weibliche
Einzahl von Eorling
lautet – ah, nein, nicht Eorlinga,
wie man vielleicht denken könnte. Sie lautet Eorlingu.
Der Plural
davon lautet Eorlinga.
Also: Ein Eorling,
mehrere Eorlingas.
Eine Eorlingu,
mehrere Eorlinga.
Ich habe das System
auch für meine eigene Welt verwendet, wo man weibliche Namen daran
erkennt, dass sie eher
auf -u enden; männliche Namen enden dort
meist auf -an, aber das kommt generell
daher, dass meine Namen vom Altenglischen inspiriert sind.
Der aufmerksame
Leser grinst und räuspert sich. „Hast du da nicht etwas
vergessen?“ fragt er leise,
und für einen Moment erwarte ich halb, dass sein Haar lang und weiß
wird und ihm ein Bart sprießt, dass er sich lässig auf einen
dunklen Stab stützt. „Du hast selbst eine Protagonistin mit dem
Namen stuntfola
erschaffen. Brichst du damit nicht deine eigene so schön
aufgestellte Regel?“
Nein. Das tue ich
tatsächlich nicht.
Der Name stuntfola
bedeutet übersetzt dummes Fohlen
und setzt sich aus den beiden Worten stunt
für „dumm“ und fola
für „Fohlen“ zusammen. Das Wort fola
ist zwar maskulin, aber wohl eine gängige Bezeichnung für ein jedes
Fohlen, ganz gleich, welches Geschlecht. Ein
Fohlen ist ein Pferd, welches man noch nicht eingeritten hat und
welches zu jung zu reiten ist, von daher wird auf das Geschlecht noch
kein Wert gelegt. Ähnlich ist das Wort cild,
Kind; ebenso genderneutral und universell gebräuchlich.
Der Name stuntfola
hat zudem eine besondere Bedeutung – er ist eine Beleidigung.
Er sagt aus, dass Folcwita das Mädchen, welches er da aufgesammelt
hat, weder ernst nimmt noch achtet und dass sie in diesem Moment
wenig mehr als eine Last für ihn ist. Und
weshalb sollte er sich da die Mühe machen, nach ihrem Namen zu
fragen, wenn er sie doch nur gleich wieder loswird? Nur
bemerkt er ja recht schnell, dass sie zu wichtig wird, als dass er
sie einfach wegschicken könnte.
Von
daher ist mit dem Namen stuntfola
auch alles in Ordnung, da ich mir Gedanken darüber gemacht habe. Es
sollte ein erniedrigender, respektloser Name sein, und er passt da, meiner Meinung nach, sehr gut in die Gesellschaft von Folcwita hinein.
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