Nun – ich gebe zu, das hier war
eigentlich nicht gewünscht, laut Umfrage. Zumindest nicht so. Es ist
zwar eine Beschwerde von mir, nur eben über einige meiner eigenen
Geschichten. Vielleicht findet man ja trotzdem die Zeit und Lust
dazu, sich das hier durchzulesen.
Ich hatte mal wieder
Lust, mich selbst ein bisschen zu verreissen, bzw. über
ein paar unlogische Dinge nachzudenken, die ich in meinen Jahren des
Schreibens schon verbrochen habe. Anstoß dafür war Súlimes
Blogeintrag über Gondor und der kleine Abschnitt über Ithilien, in
dem steht, dass es zur
Zeit des Ringkrieges „verlassen [ist],
ohne Herrscher oder Bevölkerung; außer den Waldläufern, einer
speziellen Guerillaeinheit, darf sich dort niemand aufhalten“.
Nun,
der Zeitraum, den ich hier anspreche, spielt zwar meist kurz nach dem
Ringkrieg oder etwas weiter im Vierten Zeitalter, jedoch geht es mir
dabei nicht unbedingt so sehr um das Fürstenpaar oder
die Bevölkerung an sich.
Natürlich nicht.
Viel mehr um die
Person, die in meinen Geschichten die Angewohnheit hatte, äußerst
unerwartet dort aus den verschiedensten Gründen aufzutauchen.
Unerwartet vor Allem, weil er rein
canontechnisch tot sein sollte und ich mir
das immer zurechtgebogen habe. :D
(Spoilergefahr
für die Geschichten „Frischer Wein“, „Gefangen in Ithilien“
und „Krähenfedern“, bzw. die beiden Prequels
„Der Schatten einer weißen Rose“ und „Der Flug der Krähe“.)
Vorab:
Ich denke, dass Ithilien nach dem Ringkrieg wieder besiedelt wurde,
wenn auch das wohl
langsam vonstatten ging.
Das Land hat (wie lange, genau?) keine Einwohner mehr gehabt, und ich
könnte mir gut vorstellen, dass sich Orkbanden auch nach dem
Ringkrieg dort immer noch herumgetrieben haben; entweder auf der
Flucht oder ahnungslos, dass Sauron besiegt wurde. Die
Waldläufer (oder die „Weiße Schar“, wie sie ja genannt wurde –
denn weiß ist immer edel, wie die Weiße Hand beweist *hust*) werden
wohl oft genug noch ausgeschickt worden sein, um Orks zu vertreiben.
Wie
dem auch sei, es werden wohl Siedler gekommen sein, um die Emyn Arnen
wieder zu besiedeln und damit das Fürstenpaar auch tatsächlich
Untertanen hat, und... ein Jahr nach dem Ringkrieg (also ungefähr
fünf Monate nach dem offiziellen Ende des Ringkrieges) greifen die
Waldläufer meist jemanden in den Wäldern auf und bringen ihn in
eine Höhle und... gehen gleich davon aus, dass das ein Spion sein
muss? Fesseln ihn? Lassen ihn dort, bis der Fürst höchstpersönlich
die Zeit findet, ihn sich anzusehen? Ich meine, ja, natürlich ist es
Gríma, aber das wissen die Waldläufer doch nicht, oder? Würden
die das bei jedem machen, der zufällig in den Wäldern herumstolpert
und von Wargen angegriffen wurde, also auch
noch verletzt ist?
Ich möchte hier
keineswegs versuchen, die Tatsache schönzureden, dass es Gríma ist,
denn ich bin tatsächlich der Meinung, dass er (obwohl er meine
unangefochtene Lieblingsfigur ist) einen Teil seines Leidens schon
sehr wohl verdient hat, nach Allem, was er
gemacht (oder eher nicht
gemacht, aka verhindert) hat.
Ich stelle hier nur das Handeln meiner
Waldläufer in Frage.
Stellen wir uns mal
vor, dass ein Neusiedler nach Ithilien kommt. Nennen wir ihn Laerdan.
Laerdan ist noch nie in Ithilien gewesen und war ein Sattler
Tischler. Er hatte sein Haus auf dem Pelennor und eine Familie zu
ernähren. Als jedoch der Ringkrieg kam, evakuierte Denethor
natürlich alle Leute dort, und die Pelennor-Felder wurden durch die
Schlacht und die vielen, vielen Pferdehufe und Orkfüße gründlich
zertrampelt. (Ich bin mir gerade nicht sicher, ob sie tatsächlich
Mûmakil hatten.) Laerdan und seine Familie
kehren zurück und finden ihre Heimat in Trümmern vor. Sie hören
jedoch, dass Ithilien wieder besiedelt werden soll, und so ziehen sie
natürlich dorthin, denn das klingt nach guten Arbeitsmöglichkeiten,
und Faramir ist für seine Güte
und Gnade Milde bekannt und alle
lieben Faramir.
Laerdan
folgt mit seiner Familie also dem Ruf des Fürstenpaares und sucht
sich ein nettes Häuschen in einem der dort entstehenden Dörfer.
Natürlich hat er davon gehört, dass noch Orks in Ithilien sein
sollen und die Bevölkerung zur Vorsicht angewiesen ist, doch er hat
auf einem Spaziergang solch einen tollen Baum/Ast gesehen und möchte
diesen unbedingt haben. Er missachtet also die Warnungen und dringt
tiefer in die Wildnis ein, bis er sich verirrt und nicht mehr
zurückfindet. Und dann raschelt auch noch das Gesträuch, und auf
einmal sieht er graues Fell und ein sehr großes Maul voller scharfer
Zähne, welches auf ihn zukommt und ihm die Schulter zertrümmert...
Laerdan wird
rechtzeitig von Waldläufern gefunden, ehe der Warg ihn fressen kann,
und das Tier wird getötet.
Sie überprüfen, ob er noch lebt, leisten Erste Hilfe und nehmen ihn
schließlich mit in eines ihrer Verstecke, weil das gerade in der
Nähe ist. Sie würden ihn wahrscheinlich nicht fesseln, weil er
nicht fremdländisch aussieht
und keine Waffe bei sich hat,
außer ein Messer, was aber logisch ist.
Sie würden annehmen, dass er einer der Neusiedler der Umgebung ist
und ihm einige Fragen stellen, sobald er aufwacht. Sie würden ihm zu
essen und trinken geben und ihn friedlich wieder zurück zu seinem
Dorf geleiten.
Nun könnte man sich
fragen – was für einen Grund hätten die Waldläufer, Gríma auf
irgendeine Weise anders
zu behandeln als den eben geschilderten Laerdan? Gríma hat schwarzes
Haar, könnte also als Gondorer durchgehen. Er
ist ziemlich schwer verletzt, von daher wäre das auch logisch, wenn
er ihnen nicht gleich freudig alles über sich erzählt. Er wird
sich, ehe er nach Gondor gekommen ist (wahrscheinlich, ehe er nach
Rohan kam), ein oder zwei neue Namen überlegt und eine mehr oder
weniger plausible Geschichte dazu ausgedacht haben, die
er ihnen auftischen kann. Er ist ein
Lügner. Er hat von Saruman gelernt und hat jahrelang Théoden
angelogen; es sollte ihm nach der Reise nicht allzu schwer fallen,
eine neue Maske aufrechtzuerhalten. (Auf
seine fadenscheinigen Beweggründe, einmal quer durch ganz Mittelerde
zu laufen, nur, um Éowyn zu verspotten,
werde ich später noch eingehen.)
Die
Waldläufer hätten keinen Grund, ihn in mehr als einem kurzen
Bericht gegenüber dem Fürsten zu erwähnen. Faramir
hätte keinen Grund, sich weitere Gedanken darüber zu machen; außer,
ein Detail stimmt nicht.
Sie
hätten keinen Grund, zum Fürsten zu
laufen und ihm zu sagen „könntet Ihr Euch bitte diesen Mann
ansehen, den wir aufgegriffen haben, weil er wurde
von einem Warg angefallen und wir haben ihn gerettet? Wir
möchten gerne dafür gelobt werden. Ihr
habt sicherlich gerade nichts Besseres zu tun, als Euch mit random
Leuten auseinanderzusetzen, die wir zudem auch noch wie Gefangene
behandeln, obwohl wir keinen Grund dazu haben, oder?“!
Vor Allem, da Éowyn meist einen Brief
von Merry bekommen hat, in dem erwähnt wird, dass Saruman und Gríma
tot sind.
Und da fangen
bereits die unlogischen Sachen an. In dem einen Brief (Gefangen in
Ithilien) wussten die Hobbits tatsächlich nichts davon, dass Gríma
im wahrsten Sinne des Wortes „wiederbelebt“ wurde und sich aus
seinem Grab buddeln musste dank Sarumans Geist, der ihn besessen hat,
um wieder einen Körper zu haben. (Weshalb sich der Istar so
unbedingt den Körper des Mannes,
der ihn gerade umgebracht
hat, aussuchen musste, ist eine
andere Frage... wobei Saruman in der
Geschichte sehr rachsüchtig war und ihm
das vielleicht ganz einfach Spaß gemacht hat.
Weshalb er sich keinen x-beliebigen Hobbit
genommen und damit unbemerkt diese unterwandert hat, um seinen
Racheplan an den tatsächlichen Leuten
auszuführen, die ihn zu Fall brachten, verstehe ich nicht ganz, aber
gut. Darauf werde ich später noch
eingehen.) In
„Frischer Wein“ wird mit keinem Wort
erwähnt, dass Éowyn glaubte, er sei tot, was
mich gerade selbst ein wenig überrascht.
Eine ihrer ersten Fragen ist nämlich
tatsächlich meist: „Weshalb seid Ihr hier?“
Und genau das frage ich mich auch,
obwohl mich mehr das „wie“ als das „weshalb“ interessiert.
(In allen Geschichten hat er unterschiedliche Motivationen, von „noch
ganz plausibel“ bis hin zu „äh... wie bitte? OOC, very much?“,
doch auf die Hintergründe werde ich noch später eingehen.)
Vom Auenland bis
nach Isengard, bzw. umgekehrt ist es zu Fuß in ungefähr einem Monat
zu schaffen, wie wir dank Saruman wissen, und
das mit ziemlich einseitiger Ernährung.
Ganz hinunter bis nach Ithilien jedoch ist
ein bedeutendes Stück mehr, beinahe von einem Ende der Karte bis zum
Anderen.
Und
jetzt denke ich, dass mich diese ganze Reise beinahe mehr
interessiert hätte als das, was letzten Endes in der eigentlichen
Geschichte passiert.
Sagen wir mal, falls
– in dem sehr unwahrscheinlichen Fall, falls
– er überlebt hätte, weil Frodo schnell genug reagiert hat, ehe
die Hobbits ihn erschießen konnten. (Hobbits sind gute
Bogenschützen, meine damaligen, schulterzuckenden
Entschuldigungen von wegen „wel,
sie haben ihn verfehlt“ nehme ich nicht mehr an.) Frodo hätte sich
sicherlich an sein Wort gehalten, hätte ihm Essen und Ruhe gegeben,
bis er kräftig genug wäre, um seiner eigenen Wege zu gehen.
Die Frage wäre nur:
Und wohin genau
wäre das? Sicherlich hätte er mehr von
den Hobbits mitbekommen. Sicherlich hätte er irgendwann gehört,
dass Aragorn König von Gondor ist. (Wobei
er das ja bei dem Gespräch im August sogar mithört, weil Gandalf
und Saruman darüber reden.) Er hätte irgendwann wohl mitbekommen,
dass Théoden in einer Schlacht starb und
Éomer jetzt König ist und dass Éowyn berühmt wurde, weil sie den
Hexenkönig von Angmar erschlug. Dass sie
verheiratet ist und Fürstin von Ithilien und zudem auch noch
Truchsessgemahlin.
Mein derzeitiger
blonder Gríma-Headcanon (Frána) hätte daraufhin wahrscheinlich
„Well, fuck this“ auf Rohirrisch gesagt
und wäre entweder nach Bree oder noch weiter in den Norden gezogen,
weil der Gedanke, unter Éomers Augen zu treten und ihn um Vergebung
zu bitten undenkbar wäre, und nach Rohan zu gehen und zu riskieren,
irgendwann erkannt zu werden ist auch keine Option. (Selbst
in Créofans Begleitung nicht.) Ebenso,
nach Gondor zu gehen, weil da herrscht ein Waldläufer, den man nicht
wirklich manipulieren kann. Vielleicht
könnte man in das nördlichste Fürstentum gehen und sich da
einleben, aaaaber... man weiß ja nie. Seine
Zeit mit Saruman hat ihn sicherlich noch paranoider werden lassen,
und in Bree waren damals immerhin auch viele von Scharrers Strolchen
unterwegs.
Übrigens
Saruman... ich bin ein wenig am Zweifeln, wie viel Saruman ihm
erzählt hat, was die Geschehnisse des Ringkrieges angeht. Baumbart
hat dem Zauberer schließlich Neuigkeiten erzählt, aber ob er die
auch an Gríma weitergegeben hat, ist fraglich. Ich könnte mir
jedoch ganz gut vorstellen, dass Saruman in einem Nebensatz
vielleicht mal fallengelassen haben könnte, dass Théoden ja
mittlerweile tot und Éomer König ist – es wäre ein gutes Mittel,
um Gríma weiterhin an sich zu binden. Der Ratgeber mag womöglich
(oder auch nicht) gewisse Reue gegenüber Théoden hegen, obwohl
dieser sagte, dass er nicht barmherzig sein würde, würden sie sich
wiedersehen (ob das bedeutet, dass Théoden ihn umbringen würde, sei
mal dahingestellt). Sicherlich wäre das nicht genug, um ihn dazu zu
bringen, Saruman zu verlassen, denn er ist abhängig vom Zauberer und
weiß, dass Théoden ihn nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen
würde. Doch es wäre vielleicht genug, um
offenen Widerwillen gegen Saruman zu zeigen; zu versuchen, ihn zu
belügen oder irgendeine Möglichkeit zu finden, von ihm zu fliehen.
Ich könnte mir
jedoch vorstellen, dass er wohl nicht halb so enthusiastisch wäre,
würde er erfahren, dass Éomer König von Rohan ist. Éomer
war ein weitaus aktiverer (und sicherlich sehr hartnäckiger)
Gegenspieler in all den Jahren, in denen Gríma versuchte, den König
mehr und mehr zu beeinflussen. Er drohte
ihm mit dem Tod. (Auch, wenn er ihn später ja damit verspottete,
eher einen
Mehlsack ins Gebirge tragen zu können. :D Erst
bei der Erwähnung von Éowyn wird er auf einmal wieder recht
grimmig, obwohl ich denke, dass Éowyn
imstande wäre, sich selbst zu verteidigen. Die Frage ist, wie ihr
eigener
Blickwinkel darauf wäre, aber den erfahren wir ja nicht, nur
angedeutet durch Gandalf.)
Demnach
wäre es eigentlich ein mehr oder weniger kluger Schachzug von
Saruman gewesen, ihm zu sagen, dass Éomer König ist, weil das den
Ratgeber wieder hoffnungsloser machen würde.
Gríma würde sich also zu Fuß auf den
Weg nach Ithilien machen und, je nach Fortbewegungsweise und
Pausenanzahl, tatsächlich ziemlich lange dafür brauchen. Vielleicht
würde er sich irgendwo ein Pferd stehlen, vielleicht würde er sich
eine Gruppe suchen, die in die gleiche Richtung muss wie er, um mit
ihnen zu reisen und damit ein wenig mehr Schutz in der Wildnis zu
haben.
Nun, je nach Geschichte
hätte er eine Motivation gefunden, um diese
lange, lange Reise auf sich zu nehmen, mal mehr, mal weniger einsam.
In „Gefangen in Ithilien“ hat ihn Sarumans Geist schließlich
wiederbelebt (im wahrsten Sinne des Wortes; sein Herz schlägt
wieder, wie Saruman stolz erzählt und wie auch immer er das
hinbekommen hat – dieser Gríma kann tatsächlich ein zweites Mal
sterben), mit dem Ziel, ihn nach dem Elendilmir suchen zu lassen. Der
Elendilmir, ein Stein, der ursprünglich
von Isildur getragen wurde und der
die Macht hat... Saruman von seinem Körper zu trennen, und woraufhin
der Geist Sarumans munter alle möglichen anderen Leute besetzen
kann, was er natürlich auch prompt tut, sobald er frei ist. Gríma
selbst hat da keinen Nutzen dran, der lebt weiter. (Ich
würde ja gerne sagen „Saruman log“, aber das erklärt leider
nicht alles).
Es
gab zwei Elendilmiri, da der Originale bei Isildurs Tod in den
Schwertelfeldern verloren ging. Der Neue wurde in Bruchtal von Elben
gemacht und an Isildurs Sohn Valandil weitergegeben, als Zeichen der
königlichen Linie – ähnlich wie der Ring Barahirs und das Schwert
Narsil, schätze ich. Oh, und das Zepter von Annúminas, natürlich.
Wie dem auch sei, Aragorn trug den Neuen zur Schlacht auf den
Pelennor-Feldern.
Der
Alte jedoch wurde von Sarumans Spähern gefunden, die nach dem Ring
suchten, und sie brachten ihn zum Orthanc, wo der Stein blieb, bis
Aragorn ihn nach Sarumans Fortgang dort fand.
(Ich
muss dazu sagen; ich mag den Vergleich Sarumans mit einer Elster.
Saruman hat ebenfalls die Farben Schwarz und Weiß, er ist gerissen,
arrogant, macht sich gerne über andere lustig und stiehlt
Grabschätze und sammelt glänzende Sachen. :D)
Der
Elendilmir besitzt im Original natürlich keine magischen
Fähigkeiten, da ich die Fähigkeit „Exorzismus“ erst im Laufe
der Geschichte dazu erfand. Logischerweise
müsste man davon ausgehen, dass Saruman vielleicht selbst diesen
Zauber auf den Stein gelegt hat, wenngleich sich auch hier die Frage
stellt, warum. Und weshalb würde sich
Sarumans Geist überhaupt nach seinem Tod so unzertrennbar an einen
Körper heften, dass dies nur mit dem Elendilmir wieder rückgängig
zu machen ist? Ist das eine Sicherheitsmaßnahme gewesen, die aber
lange genug hält, dass er sich die Person aussuchen kann? Wird
Sarumans Geist unweigerlich vom Körper des Mörders angezogen?
Weshalb kann Saruman tote Leute wiederbeleben, die daraufhin keinen
Gehirnschaden aufgrund von Sauerstoffmangel erleiden? Weshalb kann
Saruman, nachdem er den Elendilmir benutzt hat, munter von einem zum
Anderen springen, ohne den Stein wieder berühren zu müssen? Und
weshalb kann Saruman die anderen Leute nach Belieben „vollständig“
übernehmen, Gríma jedoch nur teilweise? (Die
Idee mit dem Gehirnschaden wäre interessant gewesen – wie würde
Saruman damit umgehen, in einem beeinträchtigen, vielleicht
sogar tatsächlich Zombie-ähnlichen Körper
hausen zu müssen, während er selbst noch
voll auf seiner geistigen Höhe ist? Das
würde ihm gar nicht gefallen. („Ich
sagte rechts, du Trottel! Nach rechts, und bitte ein bisschen
schneller schlurfen!“))
Grímas
weitaus fragwürdigere Motivation in „Frischer Wein“ (was eben
ein noch-näher am damaligen Originaldokument
„Flucht“ von
2009 war, nur, dass ich damals überhaupt keinen Plan hatte, weshalb
Gríma in Ithilien auftauchte) kam recht spontan, und wurde dann
auch: „Oh, ich hatte gehofft, dass Ihr mich umbringen würdet,
Éowyn.“ Weil ein Todeswunsch auf dem Weg nach Ithilien nicht so
viel einfacher zu erfüllen gewesen wäre; vor Allem, da
Éowyn sich letzten Endes ganz einfach auch weigert. Weil sie der
Meinung ist, er habe es nicht verdient, durch ihre Hand zu sterben.
Und
dann Grímas Motivation in „Krähenfedern“. Im Laufe von
„Schatten einer weißen Rose“ und „Flug der Krähe“ hat er
sich mit dem Fürstenpaar angefreundet und fungiert in „Krähenfedern“
hauptsächlich als... Wächter. Er schleicht tatsächlich ohne das
Wissen von Éowyn und Faramir um das Fürstenhaus herum und
kontrolliert die Lage mit seinen Krähen, um Ausschau nach meinem
bösen, bösen OC zu halten, der sich als der wahre Verräter im
Laufe der Trilogie herausgestellt hat. Ich
gebe zu, dass ich die Dynamik zwischen ihnen mag, aber es ist ganz
einfach nicht Gríma.
Aber wenn er nun in
Ithilien ankommt – wäre es nicht vielleicht schlauer gewesen, sich
als ein Neuansiedler auszugeben? Sich in ein entstehendes Dorf mit
ein zu integrieren, die Leute kennenzulernen, ihr Vertrauen zu
gewinnen und über diese dann
mehr Informationen über das Fürstenpaar und die Geschehnisse nach
dem Ringkrieg, bzw. die Zeit, während
er da mit Saruman im Turm eingesperrt war, zu
erfahren? Erst einmal unauffällig zu
bleiben, beobachten, recherchieren? Schließlich
wurde Ithilien langsam wieder bewohnbar gemacht; Menschen müssten
genug nach Ithilien kommen, vor Allem, nachdem die Pelennor-Felder
nach der Schlacht vollkommen zerstört wurden. Es
wäre sicherlich mehr oder weniger einfach, vielleicht einen
Vertrauten zu finden, die/den er als Bediensteten zum Fürstenhaus
schicken kann, um so erst einmal
herauszufinden, ob sie überhaupt so etwas wie den Elendilmir
besitzen. So
hatte mein OC Déor
in „Krähenfedern“ gehandelt; also weitaus schlauer.
Ich
hatte bereits ganz am Anfang ein wenig darüber geschrieben, was
Gríma hätte tun können, um weniger aufzufallen. Es gibt natürlich
viele Möglichkeiten, wie das Fürstenpaar dennoch hätte
herausfinden können, dass es sich um Gríma handelt – Faramir
hätte darauf bestehen können, den Verletzten selbst zu befragen; er
hätte so (vielleicht durch einen leichten
Akzent im Gondorischen, der entweder ihm oder den Waldläufern
aufgefallen sein könnte) herausfinden
können, dass Gríma ein Eorling/Wulfing ist und sich über
dessen Haarfarbe wundern können. Er könnte
Gríma sicherlich beim Lügen ertappen und ihn zur Rede stellen.
In „Frischer Wein“
und „Gefangen in Ithilien“ findet beide Male Éowyn heraus, wer
er wirklich ist, indem sie selbst zu ihm
geht, um seine Wunden zu versorgen. (Seine Reaktionen gehen von
ehrlicher Verwirrung, weshalb sie auf einmal so feindlich reagiert,
bis hin zu Spott.) Ich könnte mir das sogar, mehr oder weniger, bei
ihr vorstellen – nur vielleicht nicht bei jedem dahergelaufenen
Verletzten, und zu dem Zeitpunkt ist er
tatsächlich nicht mehr als das.
(Ich sollte ein
MSTing davon machen, wenn... vielleicht, wenn ich mit den ganzen
anderen fertig bin.)
Nun,
man machte früher immer Abstriche bei der Glaubwürdigkeit, um den
Plot vorwärts zu treiben, nicht wahr? So
auch hier. Und der Spaß und das Kopfschütteln sind umso größer,
wenn man sich das alles durchliest und zufrieden sagen kann: „Naja...
ich habe mich zumindest verbessert.“
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