Eine Freundin hat ihr Fantasybuch
geschrieben und ist dabei, den zweiten und dritten Teil zu schreiben,
bzw. zu planen. Meine Aufgabe ist im Moment das Betalesen, und
währenddessen helfe ich ihr mit kleineren Logikfehlern und meiner
Meinung.
Daraus hat sich eine Diskussion über
die Tiere ergeben, denn sie war beim Lesen meines ersten Kapitels von
„Wolkenschatten“ überrascht, dass ich eine Kreuzotter mit
eingebaut hatte. Eine ganz normale, giftige Kreuzotter, keine
Nachtschlange oder ein gebänderter Schattenkriecher. Das fühle sich
jedoch so überraschend normal an, und das sei doch schließlich eine
Fantasywelt. (Die Bergviper zwei Sätze später und die Gämsen
vorher hat sie jedoch nicht kommentiert.)
Sie selbst schreibt zwar über
Menschen, hat jedoch vor, die Pferde aus meiner Betaversion doch
wieder herauszunehmen und ein eigenes Reittier zu erschaffen;
ähnlich, wie ich auch ein magisches Wesen in meiner Geschichte habe,
ein Überbleibsel der Geschichte des Landes. Sie wird ihre Welt mit
eigenen Tieren bevölkern und mit einigen fremdartigen Obstbäumen.
Will heißen, die Grundtiere (Hühner,
Pferde(ähnliche), Möwen, Tauben, Käfer) verbleiben, die Menschen
haben sie nur anders genannt.
Ich fand die Idee nett, zumindest
einige der verschiedenen Pferderassen auch verschieden zu nennen,
doch gleich bei den Vögeln bin ich verzweifelt. Es gibt so viele
verschiedene Unterarten, die teilweise auch noch so selbsterklärende
Namen haben, wie eben der Wespen – und der Mäusebussard, der Turm
– und der Wanderfalke, von Insekten ganz zu schweigen. Und ich
weiß, dass ich einfach nicht genügend Fantasie besitze, mir alles
neu auszudenken.
Wenn ich nun einen Hirschkäfer nehme,
den jedoch grün schillern lasse und ihn „Grüngeweih“ nenne? Die
Kenner werden sehen, dass ich einfach nur einen Hirschkäfer genommen
und diesen grün angemalt habe, und die Illusion wäre durchbrochen.
Oder wenn ich eine Saatkrähe „Schimmerfeder“ nenne? Die meisten
werden an einen Paradiesvogel denken und sich über das schwarze
Gefieder mit dem öligen Schimmer und das raue Krächzen und den
Schwarm wundern. Vor Allem, wenn ich beschließe, dass ich die
schwarzen Vögel in „Schimmerfedern“ und in „Pechklauen“
unterteilen werde, dann jedoch sage, dass sie zu den Krähenvögeln
gehören und der schwarzweiße „Lachdieb“ da mit zugehört. (Ein
viel zu offensichtlicher Name für eine Elster, ich gebe es zu.)
Klar, das mit den fremdartigen Namen
fördert das Exotikgefühl und klingt gleichzeitig nicht abgedroschen
nach dem stumpfen „Pferd, Falke, Rabe, von denen es nur die eine
Art gibt und keinerlei Unterarten“. Viele werden
sich unter solch einem spezifischen Namen
wie „Hausmütterchen“, „Rotes Ordensband“,
„Ackerwinden-Bunteulchen“, „Braune
Tageule“ oder „Möndcheneule“ ohnehin
nicht wirklich etwas vorstellen können und sehr erstaunt reagieren,
wenn sie hören, dass das alles Falter sind. Der „Silbermönch“
übrigens auch.
Und
wenn ich jetzt sage, dass ich eine meiner Krähenarten gerne
„Silbermönch“ nennen möchte? Manche Leser werden das vollkommen
in Ordnung finden. Andere wiederum
werden sich darüber amüsieren, dass ich eine Krähenart nach einem
Schmetterling benannt habe.
Natürlich kann man
sagen, dass man ja nicht alles benennen muss. Bei manchen Dingen
genügt es, einfach nur „Insekten“, „kleine Singvögel“ oder
„Mücken“ zu sagen und jeder weiß, was gemeint ist, wenn diese
Hauptperson nicht gerade ein Zoologe auf Forschungsreise ist. (Was
eigentlich auch ein interessanter Plot wäre. „Reise
zum Mittelpunkt der Erde“, anyone?)
Ich schätze,
manchmal muss man
eben unpräzise sein.
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